Erst­mals Tarif­ver­trag bei Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Bro­se in Sin­del­fin­gen erreicht

Die IG Metall Stutt­gart konn­te erst­mals in einem bestehen­den Bro­se-Werk einen Tarif­ver­trag eta­blie­ren. Damit ver­bes­sern sich für die 140 Beschäf­tig­ten am Stand­ort Sin­del­fin­gen ab 2023 die Arbeits­be­din­gun­gen.

Der ört­li­che Ver­hand­lungs­füh­rer Micha­el Kocken von der IG Metall zeig­te sich sehr zufrie­den mit dem Ergeb­nis, eben­so wie Andrea Sicker, 2. Bevoll­mäch­tig­te der IG Metall Bam­berg. An eini­gen Bro­se-Stand­or­ten besteht der­zeit kei­ne Tarif­bin­dung, unter ande­rem Bamberg/​Hallstadt und Coburg. Es scheint, als ob mit­be­stimm­te Tarif­ver­trä­ge im Unter­neh­men nur bedingt einen Platz haben. Der Betriebs­rat des Sin­del­fin­ger Stand­or­tes wand­te sich im Okto­ber 2021 an die ört­li­che IG Metall. Eine Betriebs­ver­samm­lung Ende des ver­gan­ge­nen Jah­res gab den Start­schuss für die IG Metall. Im April 2022 konn­te eine Tarif­for­de­rung, die mitt­ler­wei­le von vie­len IG Metall-Mit­glie­dern unter­stützt wur­de, an Bro­se über­ge­ben werden.

Am 16. Dezem­ber 2022 wur­de schließ­lich in Sin­del­fin­gen ein Ver­hand­lungs­er­geb­nis erzielt. „Mit unse­rem star­ken Part­ner IG Metall an der Sei­te haben wir es geschafft“, so der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de von Bro­se Sin­del­fin­gen, Veh­bi Istre­fi. „Wir sehen nun end­lich eine Per­spek­ti­ve für gute Ent­gelt- und Arbeits­be­din­gun­gen“ sagt Istre­fi und beschreibt damit, dass noch nicht alles erreicht ist, aber ein Anfang gemacht ist. Blickt man zum frän­ki­schen Stand­ort Bamberg/​Hallstadt, erklär­te sich das Unter­neh­men zwar zur Über­nah­me des dies­jäh­rig erreich­ten Tarif­ab­schlus­ses der Metall- und Elek­tro­in­du­strie bereit, ein Abstand in den Ent­gelt-und Arbeits­be­din­gun­gen an dem Stand­ort zur Bran­che bleibt aller­dings bestehen.

Dabei ist die Zusam­men­ar­beit mit der IG Metall im Bro­se-Kon­zern kei­nes­wegs eine Sel­ten­heit, da eini­ge durch Zukauf erwor­be­nen Stand­or­te einen Tarif­ver­trag haben und hier­über gute Lösun­gen fin­den. „Im ober­frän­ki­schen Raum gibt es anschei­nend vom Unter­neh­men mehr Beden­ken.“ so Andrea Sicker, 2. Bevoll­mäch­tig­te der IG Metall Bam­berg. Ein Haus­ta­rif­ver­trag, wie in Sin­del­fin­gen, wäre für die IG Metall Bam­berg als auch dem Betriebs­rat am Stand­ort Bamberg/​Hallstadt eine gute Sache. „Die Arbeits­welt wan­delt sich und somit auch die Bedürf­nis­se der Beschäf­tig­ten. Das sehen wir auch bei uns“, stellt Mar­tin Krapp, der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de am Stand­ort Bamberg/​Hallstadt fest. Für Andrea Sicker ist ein wett­be­werbs­fä­hi­ges Unter­neh­men und sozia­le Ver­ant­wor­tung in Form von tarif­ver­trag­li­cher Mit­be­stim­mung des­halb auch kein Wider­spruch. Tarif­ver­trä­ge schaf­fen Ver­bind­lich­keit für die Beschäf­tig­ten, sie sind dann nicht allein auf die Ent­schei­dung der Unter­neh­men ange­wie­sen, ob und in wel­cher Höhe sich Ent­gel­te oder Arbeits­be­din­gun­gen entwickeln. 

Trans­pa­ren­te, ver­läss­li­che Rege­lun­gen, sieht Mar­tin Krapp als gro­ßen Vor­teil. Dass es gelin­gen kann, eine Tarif­bin­dung her­zu­stel­len zei­gen, die kon­struk­ti­ven Ver­hand­lun­gen am Stand­ort Sin­del­fin­gen. Ein Bei­spiel für ande­re Stand­or­te? Andrea Sicker betont: „Arbeitnehmer*innenrechte sind kein Fei­gen­blatt, son­dern gehö­ren in der heu­ti­gen Zeit zu einer auf­ge­klär­ten, demo­kra­ti­schen und moder­nen Gesell­schaft dazu. All die Kri­sen der jün­ge­ren Zeit haben gezeigt, wie wich­tig Mit­be­stim­mung für die Sta­bi­li­tät von Unter­neh­men, aber auch für die Arbeits­zu­frie­den­heit der Beschäf­tig­ten ist.