Neue Stu­die der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zur Opti­mie­rung mikro­biel­ler Brennstoffzellen

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Das Elek­tro­den­ma­te­ri­al macht den Unterschied

Mikro­biel­le Brenn­stoff­zel­len wer­den heu­te haupt­säch­lich in For­schungs­la­bo­ren für die Erzeu­gung von elek­tri­schem Strom ein­ge­setzt. Damit künf­tig auch indu­stri­el­le Anwen­dun­gen in Betracht kom­men, müs­sen die Brenn­stoff­zel­len dahin wei­ter­ent­wickelt wer­den, dass sie gleich­blei­bend höhe­re Strom­men­gen pro­du­zie­ren kön­nen, als dies zur­zeit der Fall ist. Wel­che Fak­to­ren hier­bei eine Rol­le spie­len, zeigt ein For­schungs­team der Uni­ver­si­tät Bay­reuth in einer neu­en, in der Zeit­schrift „Bio­tech­no­lo­gy for Bio­fuels and Bio­pro­ducts“ erschie­ne­nen Stu­die. Als beson­ders wich­tig für die Stei­ge­rung der Sta­bi­li­tät und Lei­stungs­fä­hig­keit der Brenn­stoff­zel­len hat sich die Wahl des Elek­tro­den­ma­te­ri­als erwiesen.

Der Strom­kreis­lauf in mikro­biel­len Brenn­stoff­zel­len wird durch den Stoff­wech­sel von Mikro­or­ga­nis­men in Gang gehal­ten: Die­se ernäh­ren sich von orga­ni­schen Ver­bin­dun­gen und set­zen dabei Elek­tro­nen frei, die auf die Anode der Brenn­stoff­zel­le über­tra­gen und von hier aus zur Katho­de wei­ter­ge­lei­tet wer­den. Das Bay­reu­ther For­schungs­team hat bei sei­nen Unter­su­chun­gen zur Opti­mie­rung mikro­biel­ler Brenn­stoff­zel­len zwei ver­schie­de­ne Elek­tro­den­ma­te­ria­li­en gete­stet: Car­bon­filz und modi­fi­zier­ten Edel­stahl. Die besten Ergeb­nis­se wur­den mit Elek­tro­den aus Edel­stahl­ge­we­be erzielt, des­sen Ober­flä­che zuvor mit hoch­leit­fä­hi­gem Ruß und einem umwelt­freund­li­chen Poly­me­r­bin­der behan­delt wor­den war. Der opti­ma­le Abstand zwi­schen Anode und Katho­de betrug etwa vier Zen­ti­me­ter. So wur­den zuver­läs­sig Strom­men­gen erzeugt, die in der Pra­xis bei­spiels­wei­se für den Betrieb von Umwelt­über­wa­chungs­sen­so­ren in ent­le­ge­nen Regio­nen genutzt wer­den kön­nen – unab­hän­gig vom Strom­netz. Mög­lich wird durch sol­che Brenn­stoff­zel­len aber auch die Ent­gif­tung ölver­seuch­ter Böden bei gleich­zei­ti­ger Pro­duk­ti­on von elek­tri­schem Strom. Wie die Stu­die zeigt, kann die Effi­zi­enz sol­cher Ent­gif­tungs­stra­te­gien erheb­lich gestei­gert wer­den, wenn geeig­ne­te Elek­tro­den für die Auf­nah­me der Stoff­wech­sel-Elek­tro­nen bereitstehen.

Meshack Imologie Simeon, Universität Bayreuth, untersucht mikrobielle Brennstoffzellen für die Behandlung von Abwasser und die Erzeugung von Strom. UBT / Chr. Wißler.

Mes­hack Imo­lo­gie Sime­on, Uni­ver­si­tät Bay­reuth, unter­sucht mikro­biel­le Brenn­stoff­zel­len für die Behand­lung von Abwas­ser und die Erzeu­gung von Strom. UBT / Chr. Wißler.

„Mit den mikro­biel­len Brenn­stoff­zel­len, in denen die neu ent­wickel­ten Elek­tro­den zum Ein­satz kamen, haben wir signi­fi­kant höhe­re Lei­stun­gen erzielt. Dies lässt sich damit erklä­ren, dass das neue Elek­tro­den­ma­te­ri­al eine grö­ße­re spe­zi­fi­sche Ober­flä­che bie­tet, mit der die Mikro­or­ga­nis­men inter­agie­ren kön­nen, und zudem zur inter­nen Spei­che­rung von Bio­elek­tri­zi­tät fähig ist. Daher ist die Zahl der aus dem mikro­biel­len Stoff­wech­sel frei­ge­setz­ten Elek­tro­nen, die in den Strom­kreis gelan­gen, beson­ders hoch“, sagt der Erst­au­tor der Stu­die, Mes­hack Imo­lo­gie Sime­on M.Sc. Als Dok­to­rand am Lehr­stuhl für Bio­pro­zess­tech­nik der Uni­ver­si­tät Bay­reuth erforscht er Mög­lich­kei­ten einer nach­hal­ti­gen Ener­gie­pro­duk­ti­on auf der Basis von Bio­elek­tri­zi­tät. Bereits als Master­stu­dent an der Uni­ver­si­ty of Ibad­an und als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter an der Fede­ral Tech­ni­cal Uni­ver­si­ty in Min­na hat­te er zu die­sem The­ma erste Kon­tak­te von Nige­ria nach Bay­reuth geknüpft.

Wie die Stu­die zeigt, wird die Sta­bi­li­tät der Brenn­stoff­zel­len und die Höhe der erzeug­ten Strom­men­gen auch davon beein­flusst, in wel­chen zeit­li­chen Abstän­den die Mikro­or­ga­nis­men gefüt­tert wer­den. Als beson­ders effek­tiv erwies sich eine zeit­lich fle­xi­ble Füt­te­rung, die immer dann ein­setz­te, wenn eine Abschwä­chung der Strom­erzeu­gung erkenn­bar war. Sie trägt mehr zu einer Lei­stungs­stei­ge­rung der Brenn­stoff­zel­le bei als regel­mä­ßi­ge Füt­te­run­gen in glei­chen Zeitabständen.

Das Bay­reu­ther For­schungs­team hat sei­ne Unter­su­chun­gen an einer boden­ba­sier­ten Brenn­stoff­zel­le (Soil Micro­bi­al Fuel Cell) durch­ge­führt: Die­ser Typ von Brenn­stoff­zel­len arbei­tet mit Bak­te­ri­en und ande­ren Mikro­or­ga­nis­men, wie sie bei­spiels­wei­se in Acker- oder Wald­bö­den ent­hal­ten sind. Um die unter­schied­li­chen Arten von Mikro­or­ga­nis­men zu iden­ti­fi­zie­ren, die in der Brenn­stoff­zel­le an der Strom­erzeu­gung betei­ligt sind, wur­den den Elek­tro­den mikro­biel­le DNA-Sequen­zen ent­nom­men. Die­se Sequen­zen wur­den unter der Lei­tung von Dr. Alfons Weig im Zen­tra­len Labor für DNA-Ana­ly­tik der Uni­ver­si­tät Bay­reuth auf ihre Her­kunft hin unter­sucht. Den größ­ten Anteil hat­ten Pro­te­ob­ak­te­ri­en, aber auch ein ande­rer Bak­te­ri­en­stamm – die Fir­micu­tes – war häu­fig vertreten.

„Unse­re Unter­su­chun­gen zei­gen, dass natür­li­che Böden eine Mischung ver­schie­de­ner Bak­te­ri­en­stäm­me ent­hal­ten, die zum direk­ten Elek­tro­nen­trans­fer fähig sind und in Brenn­stoff­zel­len für die Erzeu­gung von Bio­elek­tri­zi­tät genutzt wer­den kön­nen. Wie hoch der Anteil die­ser Stäm­me an der Mischung jeweils ist, hat – so weit wir das fest­stel­len konn­ten – kei­nen signi­fi­kan­ten Ein­fluss auf die Sta­bi­li­tät und Lei­stungs­fä­hig­keit der Brenn­stoff­zel­le. Den größ­ten Ein­fluss haben die Elek­tro­den­ma­te­ria­li­en, von denen der ohm­sche Wider­stand im Strom­kreis sowie die elek­tri­sche Kapa­zi­tät der Brenn­stoff­zel­len abhän­gen“, betont Prof. Dr. Ruth Frei­tag, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Bio­pro­zess­tech­nik an der Uni­ver­si­tät Bayreuth.

Ver­öf­fent­li­chung:

Imo­lo­gie Mes­hack Sime­on, Alfons Weig and Ruth Frei­tag: Opti­mizati­on of soil micro­bi­al fuel cell for sus­tainable bio-elec­tri­ci­ty pro­duc­tion: com­bi­ned efects of elec­tro­de mate­ri­al, elec­tro­de spa­cing, and sub­stra­te fee­ding fre­quen­cy on power gene­ra­ti­on and micro­bi­al com­mu­ni­ty diver­si­ty. Bio­tech­no­lo­gy for Bio­fuels and Bio­pro­ducts (2022) 15:124, DOI: https://doi.org/10.1186/s13068-022–02224‑9