Wei­te­rer Quell­bach im Land­kreis Forch­heim zerstört

Wo vor Kurzem noch eine seltene Kalktuffquelle war, steht heute ein eiserner Trog. © Eva Schubert
Wo vor Kurzem noch eine seltene Kalktuffquelle war, steht heute ein eiserner Trog. © Eva Schubert

Nach­dem vor eini­gen Wochen im All­gäu­er Rap­pen­alp­tal ein Bach­lauf und erst vor kur­zem im nörd­li­chen Land­kreis Forch­heim Tei­le des Egger­bachs ohne Geneh­mi­gung in einem streng geschütz­ten Gebiet durch Bag­ger­ar­bei­ten mas­siv beschä­digt wur­den, hat der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV nun einen zwei­ten stark zer­stör­ten Quell­bach bei Drü­gen­dorf (Lkr. Forch­heim) ent­deckt. Unbe­kann­te haben in rund drei Kilo­me­ter Ent­fer­nung zum Egger­bach am Ran­de der soge­nann­ten Lan­gen Mei­le ein Hang­en­de samt sei­nen Kalk­tuff­s­truk­tu­ren auf meh­re­ren Metern kom­plett weg­ge­bag­gert und statt­des­sen schwe­re Stei­ne auf­ge­schich­tet und einen eiser­nen Trog auf­ge­stellt. „Dies ist inner­halb kür­ze­ster Zeit der zwei­te nicht geneh­mig­te, mas­si­ve Ein­griff in einen beson­ders geschütz­ten Lebens­raum in der glei­chen Gemein­de. Der Ablauf der Quel­le bei Drü­gen­dorf ist nicht mehr wie­der­zu­er­ken­nen. Hier fand eine syste­ma­ti­sche Zer­stö­rung statt“, so LBV-Geschäfts­füh­rer Hel­mut Beran.

So sah die Quelle bei Drügendorf im Jahr 2017 aus.© Eva Schubert

So sah die Quel­le bei Drü­gen­dorf im Jahr 2017 aus.© Eva Schubert

Wie schon beim am 12.12.22 bekannt­ge­wor­de­nen Fall (sie­he GP-34–22) liegt auch die­ser betrof­fe­ne Kalk­tuff­bach im glei­chen FFH-Schutz­ge­biet (Flo­ra-Fau­na-Habi­tat-Richt­li­nie) wie der Egger­bach. Die­ses Gebiet ist nach euro­päi­schem Recht streng geschützt, da Quel­le und Bach stark bedroh­ten Tier­ar­ten wie dem Feu­er­sa­la­man­der und dem sel­te­nen Stark­nerv­moos als ein­zig­ar­ti­ger Lebens­raum die­nen. Bei einer Orts­be­ge­hung bot sich den Natur­schüt­zern des LBV ein unglaub­li­ches Bild. „Tei­le des Han­ges wur­den abge­bag­gert und statt­des­sen schwe­re Stei­ne trep­pen­ar­tig zum Hang auf­ge­schich­tet. Das bis­he­ri­ge Rohr, das aus Grün­den des Quell­schut­zes ohne­hin längst hät­te ent­fernt wer­den müs­sen, mün­det nun in einen eiser­nen Trog, der wie ein über­di­men­sio­na­ler Blu­men­topf anmu­tet. Von einem natur­na­hem Quell­bach, der wert­vol­ler Lebens­raum für geschütz­te Tie­re und Pflan­zen sein soll, kann über­haupt kei­ne Rede mehr sein“, so Oli­ver Thaß­ler von der LBV Bezirks­ge­schäfts­stel­le Oberfranken.

Die Quel­len­ex­per­tin des LBV, Eva Schu­bert, sieht in die­sem erneu­ten ille­ga­len Ein­griff einen unwie­der­bring­li­chen Scha­den für den Quell­stand­ort. „Die Kalk­tuff­s­truk­tu­ren sind kom­plett zer­stört. Das wird min­de­stens meh­re­re Jahr­zehn­te dau­ern, bis sich dort wie­der etwas ent­wickelt, da dies ein hoch­sen­si­bler Lebens­raum ist.“ Der LBV for­dert, dass der ille­ga­le Ein­griff vom Ver­ur­sa­cher rück­gän­gig gemacht wird, der Ursprungs­zu­stand best­mög­lich wie­der­her­ge­stellt und zusätz­lich wei­te­re Schutz­maß­na­men in der Umge­bung des Bachs durch­ge­führt werden.

Eine Nach­fra­ge des LBV beim Bür­ger­mei­ster der Gemein­de hat kei­nen Hin­weis zur Auf­deckung der Straf­tat erge­ben, wes­halb der LBV eine Anzei­ge gegen Unbe­kannt erstat­ten wird. „Für uns ist die­ser Natur­fre­vel ein­deu­tig eine Straf­tat, für die wir eine emp­find­li­che Geld­stra­fe for­dern, damit mög­li­che Nach­ah­men­de von wei­te­ren der­ar­ti­gen ille­ga­len Ein­grif­fen abge­schreckt wer­den“, so LBV-Geschäfts­füh­rer Hel­mut Beran. Kalk­tuff­quel­len und ‑bäche wie die­se gehö­ren zu den prio­ri­tä­ren Lebens­raum­ty­pen in der EU, was bedeu­tet, dass Deutsch­land eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung für den Erhalt die­ses Lebens­rau­mes hat, da er EU-weit sel­ten ist.

1 Antwort

  1. Marjan Dittrich sagt:

    Im hin­te­ren Egger­bach­tal braucht man kei­ne Wind­rä­der um die eige­ne Hei­mat und Natur „zu zer­stö­ren“. Das machen die Dorf­be­woh­ner dort, dem Anschein nach, lie­ber selbst.