Bay­reuths Bus­se sol­len emis­si­ons­frei werden

(von links) Günter Finzel (Stadt Bayreuth, Strukturentwicklung), Michael Steinmetz (Stadtwerke Bayreuth, Leiter Verkehrsbetrieb), Marcel Corneille (Geschäftsführer Emcel), André Martin (EVO Bus), Dr. Roland Dietrich (Stadtwerke Bayreuth, kaufmännischer Leiter), Gesa Thomas (Stadt Bayreuth, Klimaschutzmanagement)
(von links) Günter Finzel (Stadt Bayreuth, Strukturentwicklung), Michael Steinmetz (Stadtwerke Bayreuth, Leiter Verkehrsbetrieb), Marcel Corneille (Geschäftsführer Emcel), André Martin (EVO Bus), Dr. Roland Dietrich (Stadtwerke Bayreuth, kaufmännischer Leiter), Gesa Thomas (Stadt Bayreuth, Klimaschutzmanagement)

Bus­se sind schon immer deut­lich umwelt­freund­li­cher als eine Fahrt mit dem Auto. Zudem set­zen die Stadt­wer­ke Bay­reuth seit vie­len Jah­ren größ­ten­teils auf schad­stoff­ar­me Gas­bus­se, die mit Bio­gas ange­trie­ben wer­den. „Inso­fern ist unser Stadt­bus­ver­kehr schon seit lan­gem ein wich­ti­ger Bestand­teil des Kli­ma­schut­zes in unse­rer Stadt“, sagt Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger. „Klar ist aber auch, dass hier noch eini­ges an Poten­ti­al schlum­mert. Zum einen, dass mehr Men­schen das Auto ste­hen las­sen und den ÖPNV nut­zen – das geplan­te Deutsch­land­ticket wird hier zusätz­li­chen Anreiz schaf­fen. Und zum ande­ren Antriebs­tech­no­lo­gien, die über­haupt kei­ne Schad­stof­fe mehr aus­sto­ßen.“ Sowohl E‑Busse als auch Was­ser­stoff­bus­se sei­en inzwi­schen markt­reif und könn­ten „einen gro­ßen Bei­trag lei­sten, dass Bay­reuth bis 2040 kli­ma­neu­tral wird“.

Die­se Hal­tung teilt auch Micha­el Stein­metz, Lei­ter des Ver­kehrs­be­triebs der Stadt­wer­ke Bay­reuth. „Die Zukunft des ÖPNV gehört schad­stoff­frei­en Antriebs­ar­ten, das ist so sicher wie das Amen in der Kir­che.“ Aller­dings wie­ge die Ent­schei­dung zwi­schen E‑Bussen und was­ser­stoff­be­trie­be­nen Bus­sen schwer. „Bei­de Vari­an­ten haben Vor- und Nach­tei­le“, erklärt Stein­metz. Beim Was­ser­stoff sei­en die Anfangs­in­ve­sti­tio­nen deut­lich höher, wohin­ge­gen es ver­lockend sei, dass es kei­ner­lei Reich­wei­ten­pro­ble­ma­tik gebe und die Nutz­last höher sei. „Der Ein­stieg in die E‑Mobilität bei Bus­sen ist gün­sti­ger zu haben, das täuscht aber nicht dar­über hin­weg, dass für die Umstel­lung einer Flot­te enor­me Inve­sti­tio­nen getä­tigt wer­den müs­sen.“ Der Anschluss ans Strom­netz muss aus­ge­baut wer­den, wenn meh­re­re Bus­se gleich­zei­tig mit hoher Lei­stung gela­den wer­den, und es wird ein eige­nes Lade­ma­nage­ment nötig. „Egal, ob Strom oder Was­ser­stoff der Ener­gie­trä­ger ist, es ist eine weit­re­chen­de Ent­schei­dung, bei der wir kein Detail außer Acht las­sen dürfen.“

Um her­aus­zu­fin­den, was für Bay­reuth der beste Weg ist, haben die Stadt­wer­ke eine Mach­bar­keits­stu­die aus­ge­schrie­ben – das Inge­nieur­bü­ro Emcel hat den Auf­trag bekom­men. Die rund 150.000 Euro teu­re Stu­die wird zur Hälf­te von der bun­des­ei­ge­nen Natio­na­len Orga­ni­sa­ti­on Was­ser­stoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gie (NOW) geför­dert. „Wir haben mit den Arbei­ten an der Mach­bar­keits­stu­die im Novem­ber begon­nen und wer­den im Sep­tem­ber 2023 fer­tig sein“, erklärt Micha­el Stein­metz. Im ersten Schritt geht es um die tech­no­lo­gi­schen Grund­la­gen, anschlie­ßend wird ein Elek­tri­fi­zie­rungs­kon­zept auf die kon­kre­ten Bay­reu­ther Beson­der­hei­ten zuge­schnit­ten, und beim drit­ten Schritt geht’s bereits an das Umset­zungs­kon­zept. „Gro­ßen Wert legen wir grund­sätz­lich dar­auf, dass unser Treib­stoff in Zukunft nach­hal­tig ist: Der ein­ge­setz­te Strom, egal ob er direkt zum Laden oder zur Her­stel­lung von Was­ser­stoff genutzt wird, muss unse­rer Ansicht nach aus erneu­er­ba­ren Anla­gen aus der Regi­on stam­men, weil wir so die kom­plet­te Wert­schöp­fung in Bay­reuth und im Umland halten.“

Nach dem Abschluss der Mach­bar­keits­stu­die wol­len die Stadt­wer­ke Bay­reuth direkt mit der Umstel­lung begin­nen: „Wir boh­ren da ohne­hin ein dickes Brett, wes­we­gen wir kei­ne Zeit ver­lie­ren dür­fen. Umso schö­ner ist es, dass uns Emcel ins­ge­samt zwei­ein­halb Jah­re unter­stütz­ten wird“, betont Stein­metz. Ein ent­schei­den­der Bau­stein bei der Umset­zung der Flot­ten­um­rü­stung wer­den För­der­pro­gram­me spie­len. „Ein kon­ven­tio­nel­ler Bus kostet rund 300.000 Euro, Was­ser­stoff- oder E‑Busse gut und gern das Dop­pel­te, hier muss der Staat zusätz­li­che Anrei­ze schaf­fen.“ Schnell wird es laut den Stadt­wer­ken Bay­reuth mit der Umrü­stung ohne­hin nicht gehen. Man wer­de die Bus­se suk­zes­si­ve aus­tau­schen. „Alle Bus­se auf ein­mal zu erset­zen wäre wirt­schaft­lich nicht zu stem­men, immer­hin wären wir dann mit Inve­sti­tio­nen im zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­reich konfrontiert.“

Den­noch geben die Stadt­wer­ke Bay­reuth Gas: Par­al­lel zur Mach­bar­keits­stu­die gibt es wei­te­re Test alter­na­ti­ver Antriebs­tech­no­lo­gien. Der­zeit testet das Unter­neh­men einen E‑Bus unter win­ter­li­chen Bedin­gun­gen. Wegen eines Was­ser­stoff­bus­ses ste­hen die Stadt­wer­ke in Aus­tausch mit ver­schie­de­nen Her­stel­lern und rech­nen damit, noch im kom­men­den Jahr einen Bus unter Real­be­din­gun­gen testen zu können.