Bam­ber­ger Bäcke­rei unter­stützt Inklusion

Ein gutes Team: Verkaufsleiter Ferdinand Pfändner (Der Beck) und Adrian (Der Beck). © Der Beck GmbH
Ein gutes Team: Verkaufsleiter Ferdinand Pfändner (Der Beck) und Adrian (Der Beck). © Der Beck GmbH

Wohl­wol­len­des Umfeld bringt Talen­te zum Vorschein

Anläss­lich des Inter­na­tio­na­len Tags der Men­schen mit Behin­de­run­gen am 3. Dezem­ber tra­fen sich Ver­tre­ter von Der Beck, der Agen­tur für Arbeit Bam­berg und Access – Inklu­si­on im Arbeits­le­ben, um über den Inklu­si­ons­pro­zess von Adri­an bis hin zur Fest­an­stel­lung in der Bam­ber­ger Bäcke­rei-Filia­le von Der Beck am Grü­nen Markt zu sprechen.

Ein jun­ger, gro­ßer Mann steht hin­ter der The­ke und bedient und berät gekonnt Kun­den in der Bam­ber­ger Der Beck-Filia­le. Kun­den­kon­takt, Ver­kauf und Bera­tung machen ihm am mei­sten Freu­de, berich­tet Adri­an. Kaum zu glau­ben, dass er im ersten Bera­tungs­ge­spräch mit Mari­ta Kaim „kein ein­zi­ges Wort gespro­chen“ hat, erin­nert sich die Berufs- und Reha­be­ra­te­rin der Agen­tur für Arbeit Bam­berg. Kaim schlug eine Zusam­men­ar­beit mit dem Fach­dienst „Access“ vor, der sich seit 2009 am Stand­ort Bam­berg für die Inklu­si­on von Men­schen mit Behin­de­run­gen im Arbeits­le­ben enga­giert. 2017 star­te­te Adri­an dort als schüch­ter­ner jun­ger Mann ohne kon­kre­te Vor­stel­lun­gen sei­ner beruf­li­chen Inter­es­sen. Erste Prak­ti­ka im Bereich Logi­stik und Pro­duk­ti­on lie­fen wenig zufrie­den­stel­lend für bei­de Sei­ten. Die Fra­ge stand im Raum, ob er über­haupt für den all­ge­mei­nen Arbeits­markt geeig­net sei, erin­nert sich Access-Inklu­si­ons­be­ra­te­rin Anke Kol­li. Nach inten­si­ven Gesprä­chen äußer­te Adri­an zögernd den Her­zens­wunsch, im Elek­tronik­be­reich zu arbei­ten. Alle Betei­lig­ten waren skep­tisch, unter­stütz­ten aber den­noch sei­nen Mut und nach erfolg­rei­cher Erpro­bung im Elek­tro­fachh­han­del folg­te ein Arbeits­ver­hält­nis. Man fand ein gutes Maß zwi­schen For­dern und För­dern und so schaff­te er in sei­nem Inter­es­sen­ge­biet mit dem geeig­ne­ten Umfeld sowie Unter­stüt­zung und Zutrau­en den Wan­del zu einem geschätz­ten, ver­kaufs­ak­ti­ven und kun­den­freund­li­chen Mitarbeiter.

Jedes Ende ein neu­er Anfang

Aus betrieb­li­chen Grün­den muss­te er das Unter­neh­men Ende 2019 ver­las­sen und fass­te dar­auf­hin gemein­sam mit Reha­be­ra­te­rin Kaim den Ent­schluss, wie­der zu Access zurück­zu­keh­ren und den Bereich Ein­zel­han­del wei­ter zu ver­fol­gen. Über Qua­li­fi­zie­run­gen bei ver­schie­de­nen Tank­stel­len kam er schließ­lich Mit­te 2021 zur Bäcke­rei „Der Beck“.

Die Zusam­men­ar­beit mit festen Ansprech­per­so­nen beim Inklu­si­ons­fach­dienst ist für Ver­kaufs­lei­ter Fer­di­nand Pfänd­ner sehr wich­tig. Access bie­tet hier ein „Rund­um sorg­los Paket“, wie Kol­li die viel­schich­ti­gen Lei­stun­gen des Fach­dien­stes beschreibt: Prak­ti­kums­su­che, Unter­stüt­zung im Bewer­bungs­pro­zess inklu­si­ve Beglei­tung zu Vor­stel­lungs­ge­sprä­chen sowie Unter­stüt­zung und Trai­ning am Arbeits­platz. Denn lei­der schei­tern vie­le Bewer­ber mit Lern­be­ein­träch­ti­gun­gen bereits zu Beginn des Bewer­bungs­pro­zes­ses. Was auch Kaim bedau­ert, denn Moti­va­ti­on, Ver­läss­lich­keit und Durch­hal­te­ver­mö­gen wie im Fall von Adri­an sind lei­der nicht selbst­ver­ständ­lich. Arbeit­ge­ber suchen heu­te hän­de­rin­gend nach der­art enga­gier­ten Mit­ar­bei­ten­den, hier kön­nen die ver­schie­de­nen Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten der Arbeits­agen­tu­ren hel­fen, gera­de in der Ein­ar­bei­tungs­zeit Druck rauszunehmen.

Team­sa­che: Auf­ein­an­der Ach­ten hilft Stär­ken und Bedürf­nis­se wahrzunehmen

Bei „Der Beck“ traf Adri­an auf ein Umfeld, das einen gang­ba­ren Weg such­te, ihn best­mög­lich zu unter­stüt­zen. Zu Beginn einer Ein­glie­de­rungs­maß­nah­me „kön­nen und dür­fen wir lei­stungs­ent­kop­pelt den­ken. Ent­schei­dend ist aber die wei­te­re Ent­wick­lung.“, so Pfänd­ner. Für ihn sind Offen­heit und Beob­ach­ten wich­ti­ge Erfolgs­kri­te­ri­en für gelin­gen­de inklu­si­ve Arbeits­plät­ze. Nur so kön­ne man Stär­ken und Bedürf­nis­se der Men­schen erfah­ren und im nöti­gen Maße dar­auf ein­ge­hen. So wag­te Adri­an nach anfäng­li­chen Zuar­bei­ten im Hin­ter­grund schließ­lich Anfang des Jah­res erst­mals den Schritt an die Kas­se. „Mitt­ler­wei­le hilft er in allen Berei­chen und ich kann mich 100-pro­zen­tig auf ihn ver­las­sen.“, zeigt sich Pfänd­ner erfreut. Fili­al­lei­te­rin Yvonne Eber­mann stimmt zu: „Adri­an hat sich gemacht. Er kommt aus sich raus und vor allem sieht er, wo Arbeit anfällt.“ Wenn es stres­sig ist oder schwie­ri­ge Situa­tio­nen sind, merkt man Adri­ans sen­si­ble Züge: „Dann schicke ich ihn auch mal nach hin­ten zum Spü­len, damit er eine Aus­zeit bekommt.“ Das Team ach­tet auf­ein­an­der und so ist es klar, dass sich Adri­an im Team wie zu Hau­se fühlt.

Seit Juni ist er in „sei­ner“ Filia­le fest ange­stellt und bereits so fle­xi­bel, dass er ab und zu auch in ande­ren Filia­len aus­hel­fen kann. Pfän­der macht Arbeit­ge­bern Mut: „Sich dar­auf ein­zu­las­sen, lohnt sich! Wir alle ler­nen ein Leben lang. Das beglei­tet uns das gesam­te Berufs­le­ben und als Füh­rungs­kraft ist man gefragt, Stär­ken zu för­dern und Schwä­chen anzugehen.“


Der inter­na­tio­na­le Tag der Men­schen mit Behinderungen

Seit 1992 rufen die Ver­ein­ten Natio­nen am 3. Dezem­ber – dem Inter­na­tio­na­len Tag der Men­schen mit Behin­de­run­gen – dazu auf, das Ver­ständ­nis für Behin­der­ten­fra­gen zu för­dern und Unter­stüt­zung für die Wür­de, die Rech­te und das Wohl­erge­hen von Men­schen mit Behin­de­run­gen zu mobilisieren.