Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg setzt E‑Akte ein

Symbolbild Justiz

Alle Ober­lan­des­ge­rich­te und Land­ge­rich­te in Bay­ern set­zen die elek­tro­ni­sche Akte in Zivil­sa­chen ein

Die Regel­ein­füh­rung der E‑Akte an den Land­ge­rich­ten in Zivil­sa­chen erster Instanz und an den Ober­lan­des­ge­rich­ten in Zivil­sa­chen ist abge­schlos­sen. Alle baye­ri­schen Land­ge­rich­te und Ober­lan­des­ge­rich­te set­zen die E‑Akte in Zivil­sa­chen ein. Heu­te (5. Dezem­ber) wird die E‑Akte am Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg regu­lär ein­ge­führt. Das Gericht setzt bei neu ein­ge­hen­den Zivil- und Fami­li­en­ver­fah­ren nur noch elek­tro­ni­sche Akten ein, soweit die Ver­fah­ren in erster Instanz bereits mit der elek­tro­ni­schen Akte geführt wur­den. Der baye­ri­sche Justiz­mi­ni­ster Georg Eisen­reich: „Die Welt wird immer digi­ta­ler. Die Justiz treibt die Digi­tal­of­fen­si­ve wei­ter vor­an. Das Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg führt die E‑Akte ein. Damit arbei­ten nun die drei Ober­lan­des­ge­rich­te des Frei­staats und alle 22 baye­ri­schen Land­ge­rich­te in Zivil­sa­chen mit elek­tro­ni­schen Akten. Das ver­kürzt Ver­fah­ren, erspart War­te­zei­ten und schützt in Zei­ten der Pan­de­mie die Gesund­heit der Prozessbeteiligten.“

Bis heu­te wur­den über 130.000 Ver­fah­ren rein elek­tro­nisch geführt.
Mini­ster Eisen­reich: „Wir müs­sen bis Ende 2025 127 Stand­or­te mit etwa 15.000 Arbeits­plät­zen mit der elek­tro­ni­schen Akte aus­stat­ten. Wir wol­len und wer­den das frü­her schaffen.“

Bei den Amts­ge­rich­ten wur­de die elek­tro­ni­sche Akten­füh­rung in Zivil- und Fami­li­en­sa­chen zunächst bei den Amts­ge­rich­ten Strau­bing, Dach­au und Regens­burg pilo­tiert. Auf­grund der guten Erfah­run­gen im Rah­men der Pilo­tie­rung hat zwi­schen­zeit­lich auch die Regel­ein­füh­rung bei den Amts­ge­rich­ten in die­sen Berei­chen begon­nen. Im Zuge des­sen erfolgt suk­zes­si­ve auch die Umstel­lung der Land­ge­rich­te auf eine elek­tro­ni­sche Akten­füh­rung in zweit­in­stanz­li­chen Zivil­sa­chen, so dass durch­gän­gig elek­tro­nisch gear­bei­tet wer­den kann.

Zudem wird die elek­tro­ni­sche Akte der­zeit an fünf Amts­ge­rich­ten in beson­de­ren Rechts­ge­bie­ten erprobt: Beim Amts­ge­richt Kel­heim in Grund­buch­sa­chen, beim Amts­ge­richt Erlan­gen in Betreu­ungs- und Grund­buch­sa­chen, beim Amts­ge­richt Regens­burg in Immo­bi­li­ar­voll­streckungs­sa­chen, beim Amts­ge­richt Ingol­stadt in Insol­venz­sa­chen und beim Amts­ge­richt Fürth in Nachlasssachen.

Der elek­tro­ni­sche Rechts­ver­kehr ist bereits bei allen Gerich­ten im Frei­staat eingeführt.

Der Frei­staat Bay­ern setzt neben der E‑Akte auch auf Video­tech­nik. Mini­ster Eisen­reich: „Tau­sen­de Zivil­pro­zes­se wer­den an Bay­erns Gerich­ten inzwi­schen digi­tal als Video­kon­fe­renz geführt. Unser Ziel war es, die Gerich­te flä­chen­deckend mit mobi­len Video­kon­fe­renz­an­la­gen aus­zu­stat­ten. Im Juli 2021 haben wir unser Ziel erreicht: Seit Juli 2021 haben alle 99 baye­ri­schen Gerich­te Zugang zu einer Anla­ge. Ins­ge­samt wur­den hier­für 126 Video­kon­fe­renz­an­la­gen beschafft. Zum Aus­bau der Video­ver­hand­lun­gen setzt die Justiz neben der Aus­stat­tung der Gerich­te mit Video­kon­fe­renz­an­la­gen auch auf ein
Video-Kon­fe­renz-Tool. Nach einer erfolg­rei­chen Pilot­pha­se wur­de der Ein­satz bay­ern­weit frei­ge­ge­ben. Das baye­ri­sche Justiz­mi­ni­ste­ri­um geht davon aus, dass im Jahr 2021 rund 10.000 Video­ver­hand­lun­gen durch­ge­führt wur­den. Ob sich ein Ver­fah­ren für eine Video­ver­hand­lung anbie­tet, ent­schei­det der jewei­li­ge Richter/​die jewei­li­ge Richterin.“

Auf dem Weg zu einem moder­nen Zivil­pro­zess sieht der baye­ri­sche Justiz­mi­ni­ster aber noch erheb­li­chen rechts­po­li­ti­schen Hand­lungs­be­darf. Vor­schlä­ge zur Moder­ni­sie­rung des Zivil­pro­zes­ses lie­gen vor. Er for­dert das Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ste­ri­um zu schnel­le­rem Han­deln auf. Eisen­reich: „Die Zivil­pro­zess­ord­nung ist für die Papier­ak­te gemacht, nicht für die elek­tro­ni­sche Akte. Eine Moder­ni­sie­rung des Zivil­pro­zes­ses ist daher not­wen­dig. Der Bund muss jetzt tätig wer­den. Wir brau­chen eine breit geführ­te Dis­kus­si­on, die alle Akteu­re ein­be­zieht: Gerich­te, Rechts­an­wäl­te, Wis­sen­schaft­ler, Wirt­schaft, Ver­brau­cher­ver­bän­de.“ Und auch grenz­über­schrei­tend will Bay­ern das Ver­han­deln erleich­tern. Auf baye­ri­sche Initia­ti­ve hat die Justiz­mi­ni­ster­kon­fe­renz im Früh­jahr 2021 das Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ste­ri­um auf­ge­for­dert, sich für eine umfas­sen­de Rechts­grund­la­ge auf euro­päi­scher Ebe­ne ein­zu­set­zen. Eisen­reich: „Der Reform­pro­zess ist drin­gend not­wen­dig. Die Justiz will die Chan­cen der Digi­ta­li­sie­rung nut­zen. Jetzt sind Ber­lin und Brüs­sel gefordert.“

Eisen­reich bedank­te sich abschlie­ßend bei Lothar Schmitt, dem Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Bam­berg: „Für Ihr gro­ßes Enga­ge­ment bei der Digi­ta­li­sie­rung der Justiz am Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg darf ich mich bei Ihnen und Ihren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern herz­lich bedanken.“