Dring­lich­keits­an­trag der Bay­ern SPD-Land­tags­frak­ti­on: Kei­ne Abschie­bung von Men­schen, die unter das zukünf­ti­ge Chan­cen-Auf­ent­halts­recht fallen

SPD for­dert: Kei­ne Abschie­bung von Men­schen, die unter das Chan­cen-Auf­ent­halts­recht fallen

Gut inte­grier­te Migran­tin­nen und Migran­ten, die vom künf­ti­gen Chan­cen-Auf­ent­halts­recht pro­fi­tie­ren könn­ten, dür­fen nicht abge­scho­ben wer­den. Mit die­ser For­de­rung an CSU und Freie Wäh­ler will die SPD-Land­tags­frak­ti­on wei­te­re Fäl­le wie den eines Äthio­pi­ers ver­hin­dern, des­sen Abschie­bung im Land­kreis Gar­misch-Par­ten­kir­chen gera­de noch gestoppt wer­den konn­te. „Wir wol­len, dass alle Fäl­le in Bay­ern über­prüft wer­den, bei denen die Gefahr besteht, dass Men­schen trotz guter Aus­sich­ten beim Chan­cen-Auf­ent­halts­recht abge­scho­ben wur­den“, erklärt die aus­län­der- und asyl­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Land­tags­frak­ti­on Alex­an­dra Hier­se­mann (Erlangen/​ERH).

Der Fall des Äthio­pi­ers, der gut inte­griert und straf­frei seit acht Jah­ren in Deutsch­land leb­te, ist exem­pla­risch für die aktu­el­le Situa­ti­on: Er wur­de Mit­te Okto­ber in Abschie­be­haft genom­men, obwohl er von der Aus­län­der­be­hör­de gera­de erst eine Beschäf­ti­gungs­er­laub­nis als Hilfs­kraft in der Pro­duk­ti­on zuge­si­chert bekom­men hat­te. Zustän­dig dafür war ein und die­sel­be Behör­de, das Land­rats­amt Gar­misch-Par­ten­kir­chen. Die Abschie­bung war für Ende Novem­ber geplant – gewis­ser­ma­ßen in letz­ter Sekun­de wur­de sie vom Land­rats­amt gestoppt. Dies erst nach anwalt­li­chem Druck und Hin­weis auf ein ein­schlä­gi­ges Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts von 1999. In dem Urteil des Karls­ru­her Gerichts steht expli­zit, dass eine kon­kret bevor­ste­hen­de Alt­fall- oder Här­te­fall­re­ge­lung zur Aus­set­zung einer Abschie­bung führt. Die­ser Rich­ter­spruch war laut Land­rats­amt „all­ge­mein nicht bekannt“ – was Alex­an­dra Hier­se­mann sehr merk­wür­dig fin­det, da er in ein­schlä­gi­gen Stel­lung­nah­men von Anwalts­ver­bän­den pro­mi­nent erwähnt war.

Die Sozi­al­de­mo­kra­ten for­dern CSU und Freie Wäh­ler per Dring­lich­keits­an­trag auf, nicht nur auf wei­te­re auf­ent­halts­be­en­den­de Maß­nah­men in die­sem Per­so­nen­kreis zu ver­zich­ten, son­dern auch dar­zu­le­gen, wie vie­le Fäl­le es gab, bei denen seit dem 6. Juli 2022 Men­schen abge­scho­ben wur­den, obwohl sie vor­aus­sicht­lich unter das Chan­cen-Auf­ent­halts­recht gefal­len wären. Ande­re Bun­des­län­der haben bereits vor­ge­sorgt, dass der­ar­ti­ge rechts­wid­ri­ge und inhu­ma­ne Maß­nah­men nicht mehr ver­hängt werden.

Alex­an­dra Hier­se­mann: „Wir haben bereits im März eine (Vorgriffs-)Regelung – wie in ande­ren Bun­des­län­dern prak­ti­ziert – bean­tragt, die der­ar­ti­ge Abschie­bun­gen ver­hin­dert. CSU und Freie Wäh­ler ste­hen nun in der Pflicht, das Ver­säum­nis nach­zu­ho­len und die Abschie­bun­gen der ver­gan­ge­nen Mona­te auf ihre Recht­mä­ßig­keit zu überprüfen.“