Poli­ti­scher Dis­kus­si­ons­abend in Erlan­gen: „Pfle­ge geht jeden an!“

Veranstaltung mit Emmi Zeulner und Joachim Herrmann
Veranstaltung mit Emmi Zeulner (r.) und Joachim Herrmann (m.)

Gäste aus der Poli­tik: Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Emmi Zeul­ner und Baye­ri­scher Innen­mi­ni­ster Joa­chim Herrmann

Pfle­ge betrifft jeden, wenn nicht heu­te, dann irgend­wann. Ob als Pati­ent, als Ange­hö­ri­ger oder Pfle­gen­der. Aus die­sem Grund hat die Frau­en-Uni­on (FU) Bay­ern für das Jahr 2022 das Jahr der Pfle­ge aus­ge­ru­fen. Wo könn­te das The­ma Pfle­ge bes­ser dar­ge­stellt und poli­tisch dis­ku­tiert wer­den als im Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Erlan­gen (UKER). Wo gibt es einen bes­se­ren Ort, in die Zukunft zu schau­en, als im klei­nen Hör­saal der Frau­en­kli­nik, einem Raum aus der Vergangenheit.

Zusam­men mit der Frau­en­uni­on (FU) und dem Gesund­heits- und Pfle­ge­po­li­ti­schen Arbeits­krei­ses (GPA) der CSU mit Unter­stüt­zung von Prof. Dr. Mat­thi­as W. Beck­mann, Direk­tor der Frau­en­kli­nik, fand die Ver­an­stal­tung in der Frau­en­kli­nik statt. Hier konn­ten Iri­na Schmitz, Kreis­vor­sit­zen­de der FU Erlan­gen und Rita Zöll­ner, Bezirks­vor­sit­zen­de des GPA Mit­tel­fran­ken, die stell­ver­tre­ten­de Pfle­ge­di­rek­to­rin Tan­ja Hof­mann, die stell­ver­tre­ten­de Pfle­ge­dienst­lei­tung der Frau­en­kli­nik Ramo­na Bant­ke, dem Baye­ri­schen Innen­mi­ni­ster Joa­chim Her­mann, MdL, sowie als Ehren­gast, Mit­glied des Deut­schen Bun­des­ta­ges und des Gesund­heits­aus­schus­ses Emmi Zeul­ner, MdB, als Refe­ren­ten und Dis­kus­si­ons­part­ner begrüßen.

Mit ein­füh­ren­den Wor­ten des Kli­nik­di­rek­tors Prof. Dr. Mat­thi­as W. Beck­mann zur Geschich­te des Ortes und der zen­tra­len Bedeu­tung der Pfle­ge sowie aller in der Ver­sor­gung von Kran­ken Mit­ar­bei­ten­den, ließ er die Zuhö­rer gedank­lich eine Zeit­rei­se antreten.

Iri­na Schmitz rück­te die aktu­el­len Rah­men­be­din­gun­gen der Arbei­ten­den vor Ort in den Fokus, spe­zi­ell das The­ma der Park­platz­si­tua­ti­on in Erlan­gen. Wäh­rend kli­ma­gen­eig­te Vor­stel­lun­gen zur Reduk­ti­on des moto­ri­sier­ten Indi­vual­ver­kehrs die­se nicht wün­schen, ist es für das Pfle­ge-/Per­so­nal des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums essen­ti­ell, aus­rei­chen­de in unmit­tel­ba­rer Nähe des Arbeits­plat­zes zur Ver­fü­gung zu haben. Zudem müs­se aus Sicht der Pati­en­ten gedacht wer­den. Es ist wich­tig, nicht aus den Augen zu ver­lie­ren, dass es sich um eine Gesund­heits­ver­sor­gungs­stät­te han­delt. Die CSU Erlan­gen hat sich für den Erhalt der Park­plät­ze an der Uni­ver­si­täts­stra­ße stark ein­ge­setzt und konn­te sich durch­set­zen. Auch zur Freu­de der Pati­en­tIn­nen und aller Mitarbeitenden.

Tan­ja Hof­mann stell­te mit Ramo­na Bant­ke den gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Kon­text und die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen des UKER , den Kon­kur­renz­kampf um das Per­so­nal, der tarif­li­chen Dis­kre­panz zwi­schen TVöD und TVL, sowie den demo­gra­phi­sche Wan­del mit all sei­nen Aus­wir­kun­gen inklu­si­ve dem Pfle­ge­fach­kräf­te­man­gel dar.

Nach den Wor­ten des Erlan­ger Abge­ord­ne­ten und baye­ri­schen Innen­mi­ni­sters Joa­chim Herr­mann, MdL, der eben­so die Wich­tig­keit und Bedeu­tung guter Rah­men­be­din­gun­gen der Pfle­ge beton­te, stell­te die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Emmi Zeul­ner, MdB, den aktu­el­len Stand der Pfle­ge mit Blick in die Ver­gan­gen­heit und Aus­blick in die Zukunft dar.

Emmi Zeul­ner, MdB, die ihren beruf­li­chen Wer­de­gang in Erlan­gen ver­wur­zelt sieht, kann sich als ehe­mals gelern­te Kran­ken­pfle­ger fach­lich in die Situa­ti­on der Pfle­ge ver­set­zen. Ange­sichts des bereits sich voll­zie­hen­den, demo­gra­phi­schen Wan­dels und des damit zusam­men­hän­gen­den Pfle­ge­be­darfs müss­te, so Zeul­ner, Pfle­ge mehr regio­nal nach den Bedürf­nis­se der Men­schen vor Ort orga­ni­siert werden.

Dabei wer­den aus der Sicht der Abge­ord­ne­ten neu zu eta­blie­ren­de Com­mu­ni­ty Health Nur­ses vor Ort in den Gemein­den hier zukünf­tig eine Schlüs­sel­rol­le inne­ha­ben: Nicht nur beglei­ten und orga­ni­sie­ren sie kon­ti­nu­ier­lich die Ver­sor­gung der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen; sie küm­mern sich dar­über hin­aus um „ihre“ Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in der Kom­mu­ne, ste­hen bei allen Fra­gen rund um die Gesund­heit zur Ver­fü­gung, ver­mit­teln und hel­fen bei medi­zi­ni­schen sowie pfle­ge­ri­schen Pro­ble­men und ken­nen das Gesund­heits­netz­werk vor Ort. Dadurch könn­ten zukünf­tig Dreh­tür­ef­fek­te bes­ser ver­mie­den und die knap­pen Res­sour­cen im Gesund­heits­we­sen ent­la­stet wer­den. Der Anspruch müs­se sein, dass Pfle­ge­be­dürf­ti­ge so lan­ge wie mög­lich in ihrer Häus­lich­keit ver­blei­ben könn­ten und unab­hän­gig vom Ort die Pfle­ge erhal­ten, die sie indi­vi­du­ell benö­ti­gen – das soll­te auch unser eige­ner Anspruch an uns selbst hin zu einer sor­gen­den Gesell­schaft sein, so Zeul­ner. Das fin­ge schon in der Schu­le an: durch School Nur­ses an den Schu­len besteht eine gro­ße Chan­ce, um das Bewusst­sein für gesun­de Ernäh­rung, Bewe­gung und Gesund­heit schon früh­zei­tig zu fördern.

Zudem wur­de debat­tiert, wie Arbeits­be­din­gun­gen umor­ga­ni­siert wer­den müs­sen, damit Pfle­ge­kräf­ten ohne Über­la­stung lang­fri­stig ihrer Beru­fung und Beruf treu blei­ben und die Men­schen gut ver­sor­gen können.

Nicht zuletzt ging Zeul­ner auch noch auf die pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen ein, von der rund 80 % der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen ver­sorgt wer­den. Ein indi­vi­du­ell ein­setz­ba­res Pfle­ge­bud­get soll­te pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen die Mög­lich­keit geben, ihre Ange­hö­ri­gen zu pfle­gen und dabei finan­zi­ell nicht in Nöte zu gera­ten. Gleich­zei­tig müs­sen vor Ort Kurz­zeit- und Tages­pfle­ge­mög­lich­kei­ten aus­ge­baut wer­den, damit auch pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge ent­la­stet wer­den und mehr Fle­xi­bi­li­tät haben. Nur so lie­ße sich die Vor­stel­lung einer sor­gen­den Gesell­schaft in den Mit­tel­punkt aller Ent­schei­dun­gen stel­len, so Zeul­ner. Pfle­ge kön­ne nicht in Kios­ken statt­fin­den, so wie es der aktu­el­le Gesund­heits­mi­ni­ster Karl Lau­ter­bach vor­sieht. Statt Dop­pel­struk­tu­ren auf­zu­bau­en, müs­sen bestehen­de Struk­tu­ren umge­baut und Poten­tia­le bes­ser genutzt werden.

Emmi Zeul­ner, MdB, dank­te für die Ein­la­dung und das Enga­ge­ment der FU, des GPA und der CSU Erlan­gen für die Pfle­ge. Die Inhal­te der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on unter der Mode­ra­ti­on von Rita Zöll­ner lei­ten in eine Grund­la­ge für zukünf­ti­ge poli­ti­sche Dis­kus­sio­nen auf bundes‑, lan­des- und der bundes‑, lan­des- sowie der kom­mu­na­len Ebe­ne über, denn „Pfle­ge geht uns alle an“.