Kunst­mu­se­um Bay­reuth trau­ert um Bri­an O’Doherty

Brian O'Doehrty , Chess Piece, Kunstmuseum Bayreuth 2013

Für den Kon­zept­künst­ler, Kura­tor, Kunst­kri­ti­ker und Autor O’Doh­erty, , der am 7.11.2022 in New York ver­starb, war Kunst immer Kern der Aus­ein­an­der­set­zung. Sein Kunst­kon­zept spie­gel­te sich wider in einer sehr per­sön­lich gepräg­ten Samm­lung ame­ri­ka­ni­scher Kon­zept-Kunst der sech­zi­ger und sieb­zi­ger Jah­re, die er zusam­men mit sei­ner Frau, der bekann­ten ame­ri­ka­ni­schen Kunst­hi­sto­ri­ke­rin Bar­ba­ra Novak, anleg­te. Aus die­ser Samm­lung durf­te das Kunst­mu­se­um Bay­reuth 2013 eine reprä­sen­ta­ti­ve Aus­wahl zeigen.

1928 gebo­ren, hat­te Bri­an O’Doh­erty 1957 Irland ver­las­sen, um in Har­vard sei­ne medi­zi­ni­schen Stu­di­en zu ver­voll­stän­di­gen. Bereits in Irland war er auch künst­le­risch tätig gewe­sen, im New York der sech­zi­ger Jah­re ver­schrieb er sich ganz der Kunst. Mit sei­nen Inter­views, Fil­men und Essays („Insi­de the White Cube“, „Ame­ri­can Masters – The Voice and the Myth“) schrieb er Kunst­ge­schich­te, er ver­fass­te meh­re­re Roma­ne und wirk­te im Natio­nal Endow­ment of the Arts. Immer wie­der spiel­te O’Doh­erty mit ver­schie­de­nen Per­so­nae, „ver­kör­per­te“ unter­schied­li­che Kul­tur­an­sich­ten und Per­spek­ti­ven und kon­ter­ka­rier­te damit ein­ge­fah­re­ne Wahr­neh­mungs­struk­tu­ren. Sein lang­jäh­rig­stes Pro­jekt war die Per­so­na des „Patrick Ire­land“, die er 1972 nach dem „bloo­dy sun­day“ in Nord­ir­land annahm und 36 Jah­re lang nicht ableg­te, bis er sie 2008 in Dub­lin fei­er­lich zu Gra­be tra­gen ließ.

In O’Doh­ertys Werk ver­bin­den sich Zeich­nung und Instal­la­ti­on, Insze­nie­rung und „Imper­so­na­ti­on“. Das Por­trait als Elek­tro­kar­dio­gramm von Mar­cel Duch­amp, mit dem er befreun­det war, war in der Bay­reu­ther Aus­stel­lung eben­so zu sehen gewe­sen wie ein Chess Pie­ce, auf dem wäh­rend der Aus­stel­lung regel­mä­ßig Schach-Per­for­man­ces statt­fan­den. Für einen der Barock­räu­me im Kunst­mu­se­um Bay­reuth rea­li­sier­te Bri­an O’Doh­erty zudem das „rope dra­wing“: ISOL­DE SAILS. Durch die mehr­far­bi­gen segel­för­mi­gen Farb­flä­chen der Instal­la­ti­on wird die Umge­bung ein­be­zo­gen und ver­än­dert: Raum und Flä­che, Linie und Far­be, Schat­ten und Licht wer­den in beson­de­rer Wei­se erfahr­bar. Sei­nen Namen trägt das Objekt nach der alten Legen­de – mit iri­schen Wur­zeln -, es geht um Tri­stan und Isolde.

Mit sei­nen Publi­ka­tio­nen und Aktio­nen hat Bri­an O’Doh­erty die Nor­ma­ti­vi­tät von Künst­ler und Werk, Muse­um und Kunst­markt hin­ter­fragt. Sein Lebens­werk stellt einen bedeu­ten­den Bei­trag zur ame­ri­ka­ni­schen Kon­zept­kunst­sze­ne dar.

ISOL­DE SAILS ist bis heu­te am Ort ver­blie­ben und gehört zur stän­di­gen Aus­stel­lung im Kunst­mu­se­um Bay­reuth. Zusam­men mit Zeich­nun­gen, die das Muse­um bewahrt, erin­nert die Intal­la­ti­on auf dem Weg zum Vor­trags­sal des Muse­ums an Bri­an O’Doh­erty, an sei­ne grenz­über­schrei­ten­den Aktio­nen, an sei­ne viel­fäl­ti­gen Anre­gun­gen und an sei­ne Freundschaft.