„Tag der Milch­kuh 2022“ in Coburg lie­fert inter­es­san­te Ein­blicke zur Milchviehhaltung

LOGO Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach

„Ohne die Kuh kön­nen wir die Men­schen nicht ernähren“

Unter dem Mot­to „Fit für die Zukunft“ stand die Fach­ta­gung für Milch­er­zeu­ger zum Tag der Milch­kuh 2022 in Coburg. Bei der Hybrid­ver­an­stal­tung des Amts für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten (AELF) Coburg-Kulm­bach, des Ver­ban­des für land­wirt­schaft­li­che Fach­bil­dung (vlf) Coburg und des Ver­ban­des land­wirt­schaft­li­cher Mei­ster und Aus­bil­der (VLM) Coburg beka­men die rund 75 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer inter­es­san­te Ein­blicke in die The­men­be­rei­che Klau­en­pfle­ge und Treibhausgas-Emissionen.

Gesun­de Klau­en tra­gen die Milch

Wel­che Bedeu­tung gesun­de Klau­en für Kühe und damit auch für den Betrieb haben, erläu­ter­te René Pijl in sei­nem Vor­trag „Die Kuh – von der Klaue bis zum Schwanz und was dazwi­schen liegt“. Der gebür­ti­ge Nie­der­län­der gilt als Deutsch­lands bekann­te­ster Klau­en­pfle­ge­mei­ster und prä­sen­tier­te Aus­wer­tun­gen aus sei­ner umfang­rei­chen Daten­ba­sis im Bereich der Klau­en­lei­den. Dabei hat er ins­be­son­de­re einen Risi­ko­fak­tor iden­ti­fi­ziert: „Eines der aller­größ­ten Pro­ble­me für die Klau­en­ge­sund­heit ist der Kon­takt mit Kot.“ Die­ser sol­le nach Mög­lich­keit mini­miert werden.

Ins­ge­samt sol­len die Land­wir­te dar­auf ach­ten, die Kühe mög­lichst gras­reich zu ernäh­ren, dafür zu sor­gen, dass die Tie­re viel Bewe­gung auf wei­chem Grund bekom­men und regel­mä­ßi­ge Klau­en­pfle­ge zu betreiben.

Ist die Milch­kuh ein Klimakiller?

Ein The­ma, das auch in der Öffent­lich­keit breit dis­ku­tiert wird, wur­de im zwei­ten Teil der Ver­an­stal­tung behan­delt: Prof. Dr. Leon­hard Durst refe­rier­te zum The­ma „die Kuh als Kli­ma­kil­ler – Wahr­heit oder Irr­glau­be?“ Zunächst stell­te er fest, dass die Gase aus der rei­nen Tier­hal­tung, inklu­si­ve des kli­ma­ag­gres­si­ven Methans, Bestand­teil des natür­li­chen Kreis­laufs sind. Wenn die Zahl der Rin­der also nicht steigt, und in Deutsch­land ist sie seit Jahr­zehn­ten rück­läu­fig, dann gibt es kei­nen zusätz­li­chen Aus­stoß an Treib­haus­ga­sen: „Ohne Bestands­aus­deh­nung ist es ein neu­tra­les System, wenn man den Treib­haus­gas-Ein­trag von außen weg­lässt.“ Der Ein­trag von außen, also die Nut­zung fos­si­ler Ener­gie­trä­ger, sei das eigent­li­che Pro­blem. Ein­spar­po­ten­zi­al gebe es also haupt­säch­lich bei der Ver­wen­dung von Die­sel, Dün­ger und Gas. Der Pro­fes­sor im Ruhe­stand der Hoch­schu­le Wei­hen­ste­phan-Tries­dorf gibt aller­dings zu beden­ken: „Wenn wir die Ernäh­rung regio­nal sicher­stel­len wol­len, haben wir in der Indu­strie deut­lich mehr Ein­spar­po­ten­zi­al an Methan als in der Landwirtschaft.“

„Eine siche­re Ernäh­rung der Welt­be­völ­ke­rung ist ohne Wie­der­käu­er nicht möglich“

Um die Ernäh­rung der Welt­be­völ­ke­rung sicher­zu­stel­len, sind laut Prof. Dr. Durst Wie­der­käu­er unab­ding­lich: „Ohne die Kuh kön­nen wir die Men­schen nicht ernäh­ren.“ Zum einen eig­nen sich vie­le land­wirt­schaft­li­che Flä­chen nur als Weide‑, nicht als Acker­flä­chen. Zum ande­ren sind Wie­der­käu­er exzel­len­te „Reste­ver­wer­ter“: Pro Kilo­gramm vega­nem Lebens­mit­tel wer­den ca. vier Kilo­gramm nicht-ess­ba­re Bio­mas­se erzeugt. Die­se wie­der­um kön­nen Rin­der zum gro­ßen Teil ver­wer­ten und erzeu­gen hoch­wer­ti­ge Pro­te­ine und Lebensmittel.

Pra­xis­be­richt zu Treibhausgas-Emissionen

Abschlie­ßend berich­te­te der Vor­sit­zen­de des vlf Coburg, Car­sten Öhrl, über die Treib­haus­gas­be­wer­tung sei­nes Betrie­bes, die er in Koope­ra­ti­on mit der Baye­ri­schen Lan­des­an­stalt für Land­wirt­schaft (LfL) erstellt hat. Mit­hil­fe eines Soft­ware-Tools wur­den die Emis­sio­nen erfasst und aus­ge­wer­tet. Die Ergeb­nis­se haben die Aus­füh­run­gen von Prof. Dr. Durst bestä­tigt: Ein­spar­po­ten­zia­le gibt es pri­mär beim Ein­satz fos­si­ler Brenn­stof­fe – bei der rei­nen Rin­der­hal­tung sind die Mög­lich­kei­ten begrenzt.