Natur­schutz­fach­kar­tie­rung im Land­kreis Forch­heim unter­streicht Bedeu­tung alter Streuobstbestände

Zwei Jah­re haben Exper­ten im Auf­trag des Baye­ri­schen Lan­des­amts für Umwelt (LfU) die Ver­brei­tung und den Bestand aus­ge­wähl­ter Tier­ar­ten im Land­kreis Forch­heim ermit­telt. Nun lie­gen die Ergeb­nis­se die­ser Natur­schutz­fach­kar­tie­rung vor. Für die Kar­tie­rung wur­den auf aus­ge­wähl­ten Flä­chen im Land­kreis Vor­kom­men von Rep­ti­li­en, Vögeln, Amphi­bi­en, Tag­fal­tern, Libel­len und Heu­schrecken über­prüft. Ver­teilt auf über 600 Lebens­räu­me und 150 punkt­för­mi­gen Anga­ben wur­den Nach­wei­se von bemer­kens­wer­ten Tier­ar­ten erbracht.

Ein Wendehals bei der Nahrungssuche am Boden. Das auffälligste an diesem kleinen Mitglied der Spechtfamilie ist sein Gesang im Frühjahr. Er zimmert seine Bruthöhlen nicht selbst und ernährt sich überwiegend von kleinen Ameisenarten, die er auf mageren Wiesen oder Randstrukturen in ausreichender Zahl findet. Quelle: P. Lange, FDB

Ein Wen­de­hals bei der Nah­rungs­su­che am Boden. Das auf­fäl­lig­ste an die­sem klei­nen Mit­glied der Specht­fa­mi­lie ist sein Gesang im Früh­jahr. Er zim­mert sei­ne Brut­höh­len nicht selbst und ernährt sich über­wie­gend von klei­nen Amei­sen­ar­ten, die er auf mage­ren Wie­sen oder Rand­struk­tu­ren in aus­rei­chen­der Zahl fin­det. Quel­le: P. Lan­ge, FDB

Dabei wur­de für den Land­kreis ein beacht­li­ches Vor­kom­men vom Wen­de­hals doku­men­tiert. Die­se deutsch­land­weit gefähr­de­te Vogel­art hat vor allem in den Streu­obst­be­rei­chen des Land­krei­ses Forch­heim einen Ver­brei­tungs­schwer­punkt. Alte Baum­be­stän­de mit Brut­höh­len, mage­re Wie­sen, und Feld­rai­ne, auf denen der Wen­de­hals sei­ne Nah­rung fin­det, sind dafür die Vor­aus­set­zung. Für die Vogel­ar­ten Hei­de­ler­che und der Fluss­re­gen­pfei­fer konn­ten weni­ge Brut­nach­wei­se erbracht werden.

Bei den Libel­len gab es Neu­ent­deckun­gen im Land­kreis wie die Pokal­jung­fer und die Feu­er­li­bel­le, deren Auf­tre­ten im Zusam­men­hang mit der kli­ma­ti­schen Erwär­mung in Bay­ern gese­hen wer­den. Posi­ti­ve Bestands­ent­wick­lun­gen gab es bei eini­gen weni­ger spe­zia­li­sier­ten Arten wie dem See- und Spring­frosch oder der Gro­ßen Hei­de­li­bel­le. Der Feu­er­sa­la­man­der, in ande­ren Gegen­den Bay­erns auf­grund einer Pilz­er­kran­kung stark bedroht, ist in Forch­heim in geeig­ne­ten Lebens­räu­men noch regel­mä­ßig anzu­tref­fen. Auch der Hei­de­gras­hüp­fer ist auf Mager­ra­sen noch ste­tig vorhanden.

Teils zei­gen die Ergeb­nis­se Rück­gän­ge von Arten und Indi­vi­du­en; ins­be­son­de­re bei Tag­fal­tern und Amphi­bi­en. Dar­un­ter sind spe­zia­li­sier­te Arten wie Knob­lauch­krö­te und Kreuz­krö­te oder die Gefleck­te Keu­len­schrecke, aber auch ehe­mals häu­fi­ge­re wie Gras­frosch, Teich- und Berg­molch oder der Früh­lings-Moh­ren­fal­ter. Man­che Arten sind nur noch in Rest­be­stän­den vor­han­den wie die Rot­flü­ge­li­ge Schnarr­schrecke oder sie haben sich aus Tei­len des frü­he­ren Ver­brei­tungs­ge­bie­tes zurück­ge­zo­gen wie die Glän­zen­de Bin­sen­jung­fer oder der Laub­frosch. Die Ursa­chen für den Rück­gang von Arten sind viel­fäl­tig. Man­che Lebens­räu­me ver­än­dern sich durch eine Inten­si­vie­rung der Nut­zung der Land­schaft, ande­re durch feh­len­de Nut­zung und Pfle­ge des Bio­tops. Auch die Iso­la­ti­on von Lebens­räu­men und der Kli­ma­wan­del mit zuneh­men­der Trocken­heit beein­flus­sen die Über­le­bens­fä­hig­keit von Populationen.

Die aktu­el­len Ergeb­nis­se zei­gen ins­ge­samt, dass der Land­kreis Forch­heim mit sei­ner viel­fäl­tig struk­tu­rier­ten Land­schaft nach wie vor ein rei­ches Arten­in­ven­tar auf­weist. Umso wich­ti­ger ist die Fort­füh­rung und Ver­stär­kung geziel­ter För­der- und Pfle­ge­maß­nah­men. Die För­de­rung von Exten­si­vie­rung in der Teich‑, Land- und Forst­wirt­schaft, Aus­gleichs­maß­nah­men in Abbau­ge­bie­ten oder eine Ver­stär­kung der Land­schafts­pfle­ge sind Bei­trä­ge, die Arten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät im Land­kreis lang­fri­stig zu erhal­ten. Die nun gewon­ne­nen Erkennt­nis­se kön­nen auch von der Bio­di­ver­si­täts­be­ra­tung auf­ge­grif­fen wer­den, um zusam­men mit den Grund­stück­ei­gen­tü­mern Maß­nah­men für die Arten und dem Bio­top­ver­bund zu ergreifen.

Die Natur­schutz­fach­kar­tie­rung wird auf Land­kreis­ebe­ne durch­ge­führt. Die Ergeb­nis­se sind wich­ti­ge Grund­la­gen­da­ten für bedroh­te Arten und ihre Lebens­räu­me und wer­den in der lan­des­wei­ten Daten­bank der Arten­schutz­kar­tie­rung zen­tral gespei­chert. Wie­der­ho­lungs­kar­tie­run­gen die­nen dazu, die Daten aktu­ell zu hal­ten und Trends auf­zu­zei­gen. Sie ste­hen Behör­den, Kom­mu­nen, Ver­bän­den, Pla­nungs­bü­ros und Wis­sen­schaft­lern zur Ver­fü­gung und lie­fern bei der Erar­bei­tung von Land­schafts- und Grün­ord­nungs­plä­nen, bei Ein­grif­fen in die Land­schaft, bei der Pla­nung von Schutz­pro­jek­ten und für die Land­schafts­pfle­ge wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen. Das LfU koor­di­niert die Arbei­ten bay­ern­weit und stellt die Ergeb­nis­se auf Anfra­ge zur Verfügung.

Infor­ma­tio­nen Biotopverbund

Infor­ma­tio­nen Naturschutzfachkartierung