Kon­tro­ver­sen in Kich­eh­ren­bach um Ände­rung des Bebau­ungs­plans „Lin­den­an­ger“

Auf den ersten Blick in die Tages­ord­nung der jüng­sten Sit­zung des Gemein­de­rats Kirch­eh­ren­bach las sich der erste Tages­ord­nungs­punkt recht unspek­ta­ku­lär. Es ging dabei ledig­lich um die inzwi­schen drit­te Ände­rung des Bebau­ungs­plans „Lin­den­an­ger“. Das die­ser Bera­tungs­punkt jedoch „Spreng­stoff“ birgt, wur­de zu Beginn der Sit­zung schnell klar, nach­dem sich 15 Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer im Rat­haus­sit­zungs­saal dazu ein­ge­fun­den hatten.

Wie Bür­ger­mei­ste­rin Anja Geb­hardt (SPD) dazu ein­gangs erklär­te, sind eini­ge Wider­sprü­che von Anlie­gern des bereits vor­han­de­nen Bau­ge­biets ein­ge­gan­gen, des­sen Bebau­ungs­plan nun geän­dert wer­den soll. Eigent­lich han­delt es sich um eine voll­kom­men neue Erschlie­ßung von Bau­grund­stücken, die inner­halb des bestehen­den Bebau­ungs­plans auf Betrei­ben der Gemein­de auf einer Wie­se ober­halb der bereits bestehen­den Wohn­be­bau­ung in Rich­tung Pretz­feld erschlos­sen wer­den sol­len. Bau­recht besteht dort schon jetzt, die Gemein­de will dies aber nun in geord­ne­te Bah­nen len­ken. Mit Stra­ßen­bau und allem was dazu gehört. „Jetzt“, so die Rat­haus­chefin, „haben wir eine ver­nünf­ti­ge Lösung gefun­den, mit der jeder Leben kann.“

So sah die ürsprüngliche Planung aus. Zwei Stichstraßen mit einem Wendehammer. Nun kommt eine Ringstraße. Foto: Thomas Weichert

So sah die ürsprüng­li­che Pla­nung aus. Zwei Stich­stra­ßen mit einem Wen­de­ham­mer. Nun kommt eine Ring­stra­ße. Foto: Tho­mas Weichert

Aller­dings waren es nicht nur eini­ge Stel­lung­nah­men der bis­he­ri­gen Bewoh­ner des Bebau­ungs­ge­biets, son­dern 24 Stück an der Zahl, eini­ge davon sogar mit Unter­schrif­ten­li­sten unter­mau­ert. Ver­stär­kung hat­te sich die Bür­ger­mei­ste­rin in Form von Inge­nieur und Fach­re­fe­rent Jörg Mei­er Pla­nungs­bü­ro Höh­nen und Part­ner aus Bam­berg geholt. Mei­er hat­te die gan­ze bis­he­ri­ge Pla­nung der Gemein­de nach den Ein­wän­den der bis­he­ri­gen dort ansäs­si­gen Haus­be­sit­zer noch ein­mal über­ar­bei­tet und in die neue Pla­nung ein­flie­ßen las­sen. „Man neh­me die Ein­wän­de sehr ernst“, so der Pla­ner, der beton­te, das man für abso­lu­te Trans­pa­renz sor­gen wolle.

„Wenn wir die alle ein­zeln behan­deln, sit­zen wir mor­gen früh noch hier“, warf Geb­hardt ein. Der Gemein­de­rat einig­te sich daher still­schwei­gend die Ein­wän­de der Bür­ger en bloc abzu­han­deln. Denn im Prin­zip ging es bei den ein­zel­nen Kri­tik­punk­ten aus der Bür­ger­schaft um die glei­chen The­men, wenn auch oft­mals anders for­mu­liert. So waren in der bis­her vom Gemein­de­rat beschlos­se­nen Bau­ge­biets­er­wei­te­rung auf besag­ter grü­nen Wie­se künf­tig drei Voll­ge­schos­se für Wohn­haus­haus­neu­bau­ten vor­ge­se­hen. Also fast schon klei­ne „Hoch­häu­ser“. Der neue Plan sieht nun maxi­mal zwei Voll­ge­schos­se vor. Die maxi­ma­len Wohn­ein­hei­ten in dem qua­si Neu­bau­ge­biet wur­den von 50 auf maxi­mal 40 redu­ziert. Mini­mal sogar auf 20. Dies redu­ziert nun auch die Anzahl der Stell­plät­ze für PKW auf den jewei­li­gen Bau­grund­stücken nach der Kirch­eh­ren­ba­cher Stell­platz­ver­ord­nung und logi­scher­wei­se somit auch das Ver­kehrs­auf­kom­men. Wo weni­ger Leu­te woh­nen, ist weni­ger Verkehr.

Ein wei­te­rer Kri­tik­punkt der Anlie­ger war, dass der Gemein­de­rat die Ver­kehrs­er­schlie­ßung mit dem Bau von zwei Stich­stra­ßen inklu­si­ve Wen­de­ham­mer beschlos­sen hat­te. Wie der Pla­ner dazu erklär­te, tei­le die Öffent­lich­keit die­se Ein­schät­zung nicht. Auch auf Rat von Ver­wal­tungs­rat Kle­mens Denz­ler wur­de die Stich­stra­ßen­lö­ßung nun in eine Ring­stra­ßen­lö­sung umge­wan­delt. Die sechs Meter brei­te Ring­stra­ße, die die Gemein­de wahl­wei­se mit einem Geh­weg redu­zie­ren kann, erfor­dert aber 300 Qua­drat­me­ter mehr an Ver­sie­ge­lungs­flä­che. Die Ring­stra­ße hat aber nicht nur Vor­tei­le für die Müll­ab­fuhr, die sonst rück­wärts und dann vor­wärts in die Stich­stra­ßen hät­te ein- und wie­der aus­fah­ren müs­sen, son­dern ins­ge­samt für den Ver­kehr in der 30ger Zone.

Befürch­tet wur­de auch, das die Ver­bin­dung zur Haupt­stra­ße weg­fällt. Dies war aber schon im vor­he­ri­gen Plan nicht der Fall. Eine wei­te­re Befürch­tung war, das es in Fol­ge der Erhö­hung der Wohn­ein­hei­ten zu einer Über­la­stung des Misch­was­ser­ka­nals des Abwas­ser­zweck­ver­bands der Ehren­bürg­grup­pe kom­men könn­te. Dazu gab des­sen Vor­sit­zen­der und Gemein­de­rat Johan­nes Schnit­zer­lein (CSU) Ent­war­nung. Den­noch floss nun in den neu­en Plan ein, das zwin­gend Zister­nen errich­tet wer­den müs­sen um eine Über­la­stung des Kanals Zeit ver­zö­gernd zu ver­hin­dern. Eine wei­te­re Befürch­tung war, dass das Trink­was­ser der gemeind­li­chen Was­ser­ver­sor­gung nicht mehr aus­reicht. Dies konn­te die Rat­haus­chefin jedoch ent­kräf­ten. Auch dem Natur- und Arten­schutz wur­de in der neu­en Pla­nung Rech­nung getra­gen. Bestands­ge­höl­ze, vor allem Obst­bäu­me, sol­len erhal­ten blei­ben. Dadurch müs­sen zukünf­ti­ge Bau­her­ren weni­ger Aus­gleichs­be­pflan­zun­gen machen. Bemän­gelt wur­den auch öffent­li­che Park­plät­ze im Ursprungs­plan. Die­se ent­fal­len nun wegen Über­flüs­sig­keit gänzlich.

Ergänzt wur­de der Plan vor dem Hin­ter­grund des Kli­ma­wan­dels um Dach- und Wand­be­grü­nun­gen. Der Rat bil­lig­te am Schluss ein­stim­mig die erneu­te Plan­aus­le­gung. „Damit sind wir einen gro­ßen Schritt wei­ter und hof­fent­lich haben wir nun auch einen Kom­pro­miss, mit dem auch jeder leben kann“, war Bür­ger­mei­ste­rin Geb­hardts Kom­men­tar nach der Ratszustimmung.