Mord in Klein­ge­see – Tat­ver­däch­ti­ger fest­ge­nom­men – Es soll sich um den Bru­der des Opfers handeln

Mord in Kleingesee. Foto: Thomas Weichert
Mord in Kleingesee. Foto: Thomas Weichert

Am frü­hen Mon­tag­mor­gen ist es im klei­nen Ort Klein­ge­see (Markt Göß­wein­stein) offen­bar zu einer Blut­tat gekom­men. Dies bestä­tigt Rai­ner Erfurt, Pres­se­spre­cher des Poli­zei­prä­si­di­ums Ober­fran­ken auf Anfrage.

In der Nacht auf Mon­tag soll sich die Tat in Klein­ge­see, einem Orts­teil der Markt­ge­mein­de Göß­wein­stein ereig­net haben. Laut Rai­ner Erfurt ist eine tote Frau in einer Woh­nung auf­ge­fun­den wor­den. Nach unse­ren Infor­ma­tio­nen soll es sich beim Tat­ort um die Woh­nung ihres Bru­ders handeln.

Der Tat­ort und das Tathaus

Aus „ermitt­lungs­tak­ti­schen Grün­den“ hal­ten sich die Kri­po und die Staats­an­walt­schaft vor­erst noch bedeckt, was die genau­en Umstän­de und Hin­ter­grün­de angeht. Vor Ort in Klein­ge­see waren am Mon­tag­vor­mit­tag Ret­tungs­dien­ste, die ört­li­chen Poli­zei­in­spek­tio­nen Eber­mann­stadt und Peg­nitz sowie spä­ter die Kri­po Bam­berg und die Spu­ren­si­che­rung. Eine Gefahr für die Öffent­lich­keit bestand zu kei­ner Wei­se, so Erfurt.

Am spä­ten Diens­tag­nach­mit­tag teil­te die Poli­zei schließ­lich, dass im Zuge der Ermitt­lun­gen ein 59-jäh­ri­ger naher Anver­wand­ter fest­ge­nom­men wur­de. Gegen die­sen bestehe der Ver­dacht, die 56-jäh­ri­ge Frau „bewusst und ziel­ge­rich­tet“ getö­tet zu haben. Bezüg­lich nähe­rer Ein­zel­hei­ten zur genau­en Tat­zeit, Tat­aus­füh­rung oder eines mög­li­chen Motivs des Beschul­dig­ten hält sich die Poli­zei der­zeit noch bedeckt.

Der Tat­ver­däch­ti­ge, nach unse­ren Infor­ma­tio­nen der Bru­der der getö­te­ten Frau, wur­de am Diens­tag­mit­tag einem Ermitt­lungs­rich­ter vor­ge­führt. Auf Antrag der Staats­an­walt­schaft Bam­berg erließ die­ser Haft­be­fehl gegen den Mann, der nun in einer Justiz­voll­zugs­an­stalt auf den wei­te­ren Fort­gang des Ver­fah­rens war­tet. Die Ermitt­lun­gen wer­den vor­aus­sicht­lich noch meh­re­re Wochen andau­ern, teilt die Poli­zei mit.

Der Göß­wein­stei­ner Bür­ger­mei­ster Hann­görg Zim­mer­mann (FW) war selbst als Hel­fer und Ver­tre­ter der Markt­ge­mein­de Göß­wein­stein am Mon­tag vor Ort. Zim­mer­mann ist selbst tief betrof­fen von dem tra­gi­schen Vor­fall, da er die ermor­de­te Frau, die nach sei­nem Wis­sen Ende 50 gewe­sen ist und vier erwach­se­ne Kin­der hin­ter­lässt – der jüng­ste Sohn ist erst 18 Jah­re alt. Zim­mer­mann kann­te sie gut und schätz­te sie sehr. „Sie war eine für­sorg­li­che Mut­ter“, so Zim­mer­mann. Das Tat­op­fer wohn­te zuletzt in einem Haus der Gemein­de in Göß­wein­stein, das Haus in dem die Tat geschah ist ihr Eltern­haus. Frü­her trug sie in Göß­wein­stein auch das Gemein­de­blatt aus. Sie hat­te ihren Bru­der, der drin­gend tat­ver­däch­tig ist, besucht um den sie sich küm­mer­te, wie auch schon zuvor um ihren Vater, den sie bis zu des­sen Tod gepflegt hat­te. Der Bru­der des Opfers sei in Klein­ge­see ein Ein­zel­gän­ger gewe­sen und leb­te sehr zurück­ge­zo­gen, sagt Zim­mer­mann. Am Dorf- und Ver­eins­le­ben habe er sich nicht betei­ligt. Es soll immer wie­der Streit zwi­schen Bru­der und Schwe­ster gege­ben haben, wird erzählt.

Die Feu­er­wehr Klein­ge­see und die Poli­zei hat­ten die Kir­chen­stra­ße und die Brun­nen­stra­ße am Mon­tag zwi­schen 8.30 Uhr und 13 Uhr kom­plett abge­sperrt. Im Klein­ge­se­er Feu­er­wehr­haus fan­den die Ver­neh­mun­gen und die psy­cho­lo­gi­sche Betreu­ung der Ange­hö­ri­gen statt, infor­miert Zim­mer­mann. Die Poli­zei habe sich bei ihm inzwi­schen für die schnel­le und gro­ße Unter­stüt­zung durch die Gemein­de bedankt.

Der Tatort in Kleingesee. Foto: Thomas Weichert

Der Tat­ort in Klein­ge­see. Foto: Tho­mas Weichert

In dem 550-See­len­dorf sitzt der Schock tief. Das Tat­haus, von gro­ßen Bäu­men und Büschen umge­ben und es wirkt fast so wie ein ver­wun­sche­nes Mär­chen­schloss am Diens­tag­vor­mit­tag. Im obe­ren Stock­werk sind die Rol­los zu. Davor steht ein blau­er Kasten­wa­gen der Kri­po Bam­berg. Die Beam­tin und der Beam­te haben noch etwas zu erle­di­gen, wie sie sagen, geben aber kei­ne Aus­kunft zur Tat und ver­wei­sen auf die Pres­se­stel­le des Poli­zei­prä­si­di­ums Ober­fran­ken. Klein­ge­see wirkt wie aus­ge­stor­ben an die­sem herbst­li­chen Vor­mit­tag. Ein über­näch­ster Nach­bar, der gera­de in sei­nem Gar­ten ist, wie­gelt gleich ab. Er wis­se nichts und wir sol­len ande­re fra­gen. Ein ande­rer Klein­ge­se­er, ein älte­rer schwer­hö­ri­ger Seni­or ist etwas gesprä­chi­ger. Er habe von dem Mord gehört. „Der Bru­der war‚s“, sagt er und weißt die Rich­tung. „Dort vor­ne über die Kreu­zung und dann das vier­te Haus links.“ Ganz stimm­te sei­ne Orts­an­ga­be nicht, denn es war dann doch das fünf­te Haus. „Da vor­ne ist es und es ist so schreck­lich“, sagt dann eine jun­ge Frau, die gera­de mit dem Kin­der­wa­gen unter­wegs ist. Sie habe das Opfer nicht gekannt, betont sie noch als sie schnell wei­ter­geht. Kei­ner der Nach­barn will der Pres­se etwas erzäh­len. Sie sind ent­we­der nicht zuhau­se, oder machen nicht auf. Sonst ist Klein­ge­see men­schen­leer, wie aus­ge­stor­ben an die­sem Vor­mit­tag nach der Tat.