Bay­reu­ther Exper­tin für Bio­fa­bri­ka­ti­on gewinnt För­der­preis für inno­va­ti­ven The­ra­pie­vor­schlag in der Augenheilkunde

Nach der Preisverleihung (v.l.n.r.): Dr. med. Thomas Kaercher, Facharzt für Augenheilkunde in Heidelberg; Preisträgerin Dr. Sahar Salehi-Müller, Universität Bayreuth; Prof. Dr. med. Gerd Geerling, Präsident Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Foto: © x21.de
Nach der Preisverleihung (v.l.n.r.): Dr. med. Thomas Kaercher, Facharzt für Augenheilkunde in Heidelberg; Preisträgerin Dr. Sahar Salehi-Müller, Universität Bayreuth; Prof. Dr. med. Gerd Geerling, Präsident Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Foto: © x21.de

Dr. Sahar Salehi-Mül­ler vom Lehr­stuhl Bio­ma­te­ria­li­en der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ist mit einem Sic­ca-För­der­preis des Res­sorts Trocke­nes Auge und Ober­flä­chen­er­kran­kun­gen im Berufs­ver­band der Augen­ärz­te Deutsch­lands (BVA) aus­ge­zeich­net wor­den. Im Rah­men des Jah­res­kon­gres­ses der Deut­schen Oph­thal­mo­lo­gi­schen Gesell­schaft (DOG) im Okto­ber 2022 in Ber­lin nahm die Exper­tin für Bio­fa­bri­ka­ti­on und künst­li­che Gewe­be­struk­tu­ren den Preis ent­ge­gen. Die Sic­ca-För­der­prei­se wer­den von der Bausch + Lomb GmbH in Ber­lin gestif­tet. Sie die­nen der Unter­stüt­zung und Moti­va­ti­on jun­ger Wissenschaftler*innen, die im deutsch­spra­chi­gen Raum zum Sic­ca-Syn­drom forschen.

Das Sic­ca-Syn­drom ist eine Auto­im­mun­erkran­kung, die vor allem die Sekret­drü­sen der Augen und des Mun­des beein­träch­tigt. Infol­ge­des­sen ist die Trä­nen- und Flüs­sig­keits­pro­duk­ti­on gestört. Die Fol­gen sind unter ande­rem eine erhöh­te Trocken­heit und häu­fi­ge­re Ent­zün­dun­gen der Augen, die das Seh­ver­mö­gen lang­fri­stig beschä­di­gen kön­nen. Dr. Salehi-Mül­ler, Habi­li­tan­din an der Fakul­tät für Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten, befasst sich in ihren For­schungs­ar­bei­ten seit vie­len Jah­ren mit der künst­li­chen Erzeu­gung von mensch­li­chem Gewe­be („Tissue Engi­nee­ring“). Ein Schwer­punkt liegt dabei auf bio­me­di­zi­ni­schen Anwen­dun­gen der 3D-Druck­tech­nik, die den indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen von Patient*innen ange­passt sind. So hat sie in Zusam­men­ar­beit mit Prof. Dr. Mahs­hid Kha­ra­zi­ha von der Isfa­han Uni­ver­si­ty of Tech­no­lo­gy im Iran, die zur­zeit als Sti­pen­dia­tin der Alex­an­der von Hum­boldt-Stif­tung am Lehr­stuhl Bio­ma­te­ra­li­en in Bay­reuth forscht, neue Mate­ria­li­en für die Rege­ne­ra­ti­on der Horn­haut im mensch­li­chen Auge ent­wickelt. In einer 2021 ver­öf­fent­lich­ten Arbeit konn­ten Dr. Salehi-Mül­ler und ihr Team zei­gen, dass Kom­po­sit­fil­me, die aus modi­fi­zier­ter Gela­ti­ne und Sei­den-Nano­fi­bril­len gefer­tigt wur­den, hier­für her­vor­ra­gend geeig­net sind. Zel­len des Horn­haut­stroma sind in der Lage, sich in gro­ßer Zahl auf den Fil­men anzu­la­gern und zu ver­meh­ren. Die Fil­me haben dabei den Vor­zug, dass sie hin­sicht­lich ihrer mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten dem natür­li­chen Horn­haut­ge­we­be ähneln.

Dr. Sahar Salehi-Müller bei ihrem Vortrag auf dem Jahreskongress 2022 der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Foto: © x21.de

Dr. Sahar Salehi-Mül­ler bei ihrem Vor­trag auf dem Jah­res­kon­gress 2022 der Deut­schen Oph­thal­mo­lo­gi­schen Gesell­schaft. Foto: © x21​.de

Auf dem dies­jäh­ri­gen Jah­res­kon­gress der Deut­schen Oph­thal­mo­lo­gi­schen Gesell­schaft (DOG) hat Dr. Sahar Salehi-Mül­ler die Bio­fa­bri­ka­ti­on der Kom­po­sit­fil­me im 3D-Druck vor­ge­stellt und vor­ge­schla­gen, die Fil­me zur Behand­lung des Sic­ca-Syn­droms anzu­wen­den. Für die­sen Vor­schlag wur­de sie mit einem der Sic­ca-För­der­prei­se 2022 aus­ge­zeich­net. Es ist bereits das zwei­te Mal, dass die Bay­reu­ther Mate­ri­al­for­sche­rin sich gegen­über zahl­rei­chen, von Augen­kli­ni­ken und augen­ärzt­li­chen Pra­xen ein­ge­reich­ten Vor­schlä­gen durch­set­zen und einen Sic­ca-För­der­preis gewin­nen konn­te. 2013 wur­de sie für die Ergeb­nis­se ihrer Dok­tor­ar­beit aus­ge­zeich­net, in der künst­li­che Gerü­ste („scaf­folds“) für die Rege­ne­ra­ti­on der Horn­haut im Auge unter­sucht hat.

Ver­öf­fent­li­chung:

A. Fara­sat­kia, M. Kha­ra­zi­ha, F. Ashra­fiz­adeh, S. Salehi: Trans­pa­rent silk/​gelatin methacry­la­te (Gel­MA) fibril­lar film for cor­ne­al rege­ne­ra­ti­on. Mate­ri­als Sci­ence and Engi­nee­ring: C, 120, Janu­ary 2021, 111744. DOI: https://​doi​.org/​1​0​.​1​0​1​6​/​j​.​m​s​e​c​.​2​0​2​0​.​1​1​1​744