Sonn­tags­ge­dan­ken: Vorurteile

Symbolbild Religion

Eine älte­re Frau bestell­te sich in einem Schnell­re­stau­rant eine Sup­pe. Sie nahm ihre Bestel­lung und trug sie zu einem der frei­en Tische, häng­te ihre Hand­ta­sche an einen Haken unter dem Tisch und ging noch ein­mal zur The­ke, denn sie woll­te sich einen Löf­fel holen. Als sie zu ihrem Platz zurück­keh­ren woll­te, sah sie einen aus­län­di­schen Mann, der ihre Sup­pe löf­fel­te. Inner­lich begann sie über ihn zu schimp­fen und ihn zu ver­ur­tei­len. Doch dann setz­te sie sich zu ihm. Sie löf­fel­te mit ihm die Sup­pe aus und der Mann war stets freund­lich zu ihr. Er spen­dier­te ihr zum Abschluss sogar noch einen Kaf­fee und ver­ließ dann das Restau­rant. Als die Frau auch gehen woll­te und nach ihrer Hand­ta­sche grei­fen woll­te, war die­se weg. Sofort begann sie wie­der über den Mann zu schimp­fen und zu urtei­len. Doch da, was was das? Am Nach­bar­tisch stand ein Tel­ler Sup­pe und unter dem Tisch hing eine Handtasche.

Lie­be Freude,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

eine Geschich­te, die uns alle etwas angeht, denn es ist eine Geschich­te aus unse­rem Leben. Wie schnell ver­ur­tei­len wir ande­re Men­schen? Dabei müs­sen sie nicht ein­mal aus einem ande­ren Land kom­men. Sie müs­sen nicht ein­mal eine ande­re Spra­che spre­chen oder einer ande­re Reli­gi­on oder Kon­fes­si­on haben.

Egal wie der ande­re auch ist, oft urtei­len wir über ihn schon im Vor­aus nur des­we­gen, weil er nicht in unser Denk­mu­ster passt.

Und das Schlim­me dar­an ist, dass es für den Ver­ur­teil­ten auch kei­ne Mög­lich­keit gibt, aus die­ser Schub­la­de wie­der herauszukommen.

Aber genau dadurch ist ein Mit­ein­an­der nicht möglich.

Haben wir schon ein­mal dar­über nach­ge­dacht, dass es dabei nicht auf die ande­ren ankommt, son­dern ganz allein auf mich?

Wenn ich nicht anfan­ge, mit ande­ren Frie­den zu schlie­ßen – wer soll­te dann anfangen?

Wenn ich nicht anfan­ge, den ande­ren nicht zu ver­ur­tei­len, son­dern ihn so zu neh­men, wie er ist – wer soll­te anfangen?

In einem Tages­im­puls habe ich kürz­lich gele­sen: Fra­ge dich immer wie­der, am besten jeden Tag: „Wel­che Spu­ren hin­ter­las­se ich in der Welt? – Ja, wel­che Spur hin­ter­las­se ich?“

Ich wün­sche Ihnen von gan­zem Her­zen, dass sie nur posi­ti­ve, gute Spu­ren hin­ter­las­sen: Spu­ren, die ande­re Men­schen anre­gen, ihnen nachzueifern.

Dazu sol­len alle Begeg­nun­gen in die­ser Woche Ihnen Mut machen.

Kei­ne ein­zi­ge der Begeg­nun­gen soll Sie in eine Schub­la­de stecken oder verurteilen.

Mögen die Men­schen auch Sie immer schät­zen und ach­ten und Ihnen mit Respekt und Wür­de begeg­nen. Denn genau Sie sind ein wert­vol­ler und wich­ti­ger Mensch, so wie Sie sind. Sie sind ein wert­vol­les Geschenk unse­res Gottes.

Des­halb pas­sen Sie gut auf sich auf!

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen