Wech­sel in der Lei­tung des Forst­re­viers Bamberg

Berthold Schultheiß und Jonas Gürsching
Berthold Schultheiß und Jonas Gürsching

Bert­hold Schult­heiß über­gibt nach 10 Jah­ren die Lei­tung des Staats­wald­re­vie­res Bam­berg zum ersten Novem­ber an Jonas Gürsching

Es sind nüch­ter­ne Zah­len, mit denen die aktu­el­le Forstin­ven­tur die Ver­än­de­run­gen der letz­ten zehn Jah­re für das Revier Bam­berg kenn­zeich­net. Zunah­me des Laub­holz­an­teils um 6%. Erhö­hung des Eichen­an­teils auf nun 31%. Stei­ge­rung der Natur­ver­jün­gungs­flä­che von 232 ha auf 734 ha.

Aber eben die­se Zah­len brin­gen die enor­me Lei­stung des nun schei­den­den Lei­ters des Forst­re­viers Bam­berg, Bert­hold Schult­heiß, prä­gnant zum Aus­druck. Schult­heiß hat ent­schei­den­de Ver­än­de­run­gen in nur einem Jahr­zehnt rea­li­siert, die für vie­le Jahr­zehn­te wir­ken und die viel­leicht erst in eini­gen Jahr­zehn­ten wirk­lich gewür­digt wer­den können.

Fich­ten und Kie­fern star­ben in den zu hei­ßen und zu trocke­nen Extrem­jah­ren 2019, 2020 und 2022 rei­hen­wei­se ab. Dies hat die exi­sten­ti­el­le Not­wen­dig­keit der Kli­ma­vor­sor­ge im Wald all­zu deut­lich gemacht, unter den viel­fach abster­ben­den Alt­bäu­men früh­zei­tig eine kli­ma­re­si­li­en­te Ver­jün­gung mit einer hohen Eichen- Tan­nen und Buchen­be­tei­li­gung ein­zu­lei­ten und zu sichern.

Und die­se Ver­jün­gung ist nun auf gro­ßer Flä­che rea­li­siert, da der gebo­re­ne Lich­ten­fel­ser För­ster wald­an­ge­pass­te Reh­wild­be­stän­de als wesent­li­chen Schlüs­sel erkannt hat, die von der Natur geschenk­ten jun­gen Bäu­me zu sichern. „Es geht auf die Sub­stanz unse­rer Wäl­der, wenn von unten kein neu­er jun­ger Wald nach­wach­sen kann, weil sich kei­ne Natur­ver­jün­gung ein­stellt oder die ankom­men­de Natur­ver­jün­gung durch zu vie­le Rehe abge­bis­sen wird“, zeigt sich Schult­heiß über­zeugt. Mit die­ser Über­zeu­gung, dass sich der Wald üppig natür­lich ver­jün­gen kann, wenn der Ver­biss nicht zu hoch ist, und mit ent­spre­chen­der jagd­li­cher Kon­se­quenz hat er den Grund­stein gelegt für die vie­len hun­dert Hekt­ar Misch­be­stän­de mit hit­ze- und trocken­heits­re­si­li­en­ten Eichen, Buchen und Tannen.

Es war Schult­heiß eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit, für zukunfts­fä­hi­ge Wäl­der sei­ner Hei­mat ein­zu­tre­ten. Bereits in den ersten 27 Berufs­jah­ren nach sei­nem Stu­di­um über­zeug­te er in sei­ner dama­li­gen Funk­ti­on als Mit­ar­bei­ter der Forst­ver­wal­tung über 2000 pri­va­te Wald­be­sit­zer, mehr als 250 Recht­ler und 14 Kom­mu­nen, dass die Nadelrein­be­stän­de umge­baut wer­den müs­sen in laub­baum­rei­che Misch­be­stän­de. Zusätz­lich för­der­te er damals 60 ha Neu­kul­tu­ren, die mit 100 km Zaun gegen Ver­biss geschützt wer­den muss­ten und erschloss vie­le Wäl­der erst­mals durch den Bau von Waldwegen.

Im Rah­men der forst­li­chen Bil­dungs­ar­beit begei­ster­te er mehr als 8000 Schü­ler und Schü­le­rin­nen von den ver­bor­ge­nen Wel­ten im Wald. Für den Wald im Land­kreis Bam­berg enga­gier­te er sich dar­über hin­aus als Luft­be­ob­ach­ter bei Wald­brand­ge­fahr, als Mit­glied im Natur­schutz- und Jagd­bei­rat und als forst­li­cher Bera­ter der Wald­be­sit­zer­ver­ei­ni­gung Steigerwald.

Schließ­lich reiz­te ihn aber vor 10 Jah­ren doch noch eine neue Her­aus­for­de­rung. 2012 ver­ließ Schult­heiß die Baye­ri­sche Forst­ver­wal­tung und wech­sel­te zu den Baye­ri­schen Staats­for­sten, um die Ver­ant­wor­tung für die Staats­wäl­der um Bam­berg zu übernehmen.

Und er hat den Schritt nicht bereut, hat er doch 10 Jah­re lang vie­le sei­ner Ideen direkt umset­zen kön­nen. Und an neu­en Ideen war Schult­heiß nie ver­le­gen. An sei­ne Krea­ti­vi­tät, sei­ne Umsicht und sei­ne Fähig­keit ande­re zu begei­stern, erin­nern 37 neue Feucht­bio­to­pe, gut gepfleg­te Wald­we­ge, der Wald­er­leb­nis­pfad im Bru­der­wald, ein neu­er Wald­kin­der­gar­ten im Bir­ka­cher Wald, der Moun­tain­bike-Par­cours im Michels­ber­ger Wald oder die neu aus­ge­wie­se­nen Naturwälder.

Posi­tiv blickt Schult­heiß zurück auf sei­ne Arbeit für die Gesell­schaft. Beson­ders gehol­fen haben ihm dabei sei­ne „Selbst­wer­ber“. Sie haben beim Gewin­nen ihres Brenn­hol­zes maß­geb­lich dazu bei­getra­gen, in vie­len hun­dert Hekt­ar der jun­gen Misch­be­stän­de die kli­ma­re­si­li­en­ten Laub­bäu­me zu för­dern. Nach­hal­tig konn­te Schult­heiß auch den wei­te­ren Bedarf von etwa 400 Haus­hal­ten mit dem CO2-neu­tra­lem Brenn­holz decken, und hoch­wer­ti­ge Bau- und Schrei­ner­holz­sor­ti­men­te bereitstellen.

Schult­heiß war es auch ein gro­ßes Anlie­gen, die vie­len son­sti­gen Wün­sche an den Wald zu erfül­len, wie die der acht Kin­der­gär­ten nach Wald­flä­chen für ihre Wald­ta­ge oder die der Ker­wa-Bur­schen nach einem schö­nen Ker­was­baum. Und freund­li­che Fra­gen von Wald­be­su­chern hat er im Wald auch immer ger­ne beantwortet.

Nicht ver­mis­sen wird er dage­gen die ste­tig stei­gen­den Ver­kehrs­si­che­rungs­pflich­ten in der Nähe von Gebäu­den, öffent­li­chen Stra­ßen oder Park­plät­zen. Mit Freu­de legt er auch sei­ne Auf­ga­ben als Wald­po­li­zist in ande­re Hän­de – bei der per­ma­nen­ten Müll­ent­sor­gung im Wald oder dem ille­ga­len Befah­ren von Forst­stra­ßen. Und an die vie­len bösen Blicke, die ihm zuge­wor­fen wur­den, als er selbst die Forst­we­ge befah­ren muss­te, sehnt er sich künf­tig sicher nicht zurück.

So über­gibt der Wald­bau­er aus Über­zeu­gung zum ersten Novem­ber die ihm anver­trau­ten Wäl­der nun mit gemisch­ten Gefüh­len an sei­nen Nach­fol­ger Jonas Gür­sching mit dem Wunsch, dass es sei­nem Nach­fol­ger wei­ter­hin gelin­gen möge, die Bedürf­nis­se der Gesell­schaft an den Wald mit dem forst­li­chen Prin­zip der Nach­hal­tig­keit in Ein­klang zu halten.

Das Dienst­zim­mer des Reviers Bam­berg wird künf­tig im Rat­haus von Ste­gau­rach ein­ge­rich­tet. Die Sprech­stun­de fin­det dort jeweils don­ners­tags von 16–18 Uhr statt. Herr Gür­sching ist per E‑Mail erreich­bar unter: jonas.​guersching@​baysf.​de