Bam­berg: Öffent­li­che Aus­schrei­bung für Frei­schank­flä­che auf der Unte­ren Brücke wird vorbereitet

Der Bamberger Stadtrat schreibt die Freischankfläche auf der Unteren Brücke aus November 2022
Der Weiterbetrieb einer Freischankfläche auf der Unteren Brücke wurde in der Vollsitzung des Stadtrats ausführlich diskutiert. Foto: Stadt Bamberg, Gerhard Beck

Bier­gar­ten auf der Unte­ren Brücke: Stadt­rat gibt Aus­schrei­bung in Auftrag

Für einen Wei­ter­be­trieb der Frei­schank­flä­che muss es vie­le recht­li­che Auf­la­gen geben, des­halb wird auch ein Plan B ins Auge gefasst.

Die Frei­schank­flä­che auf der Unte­ren Brücke bewegt die Men­schen in Bam­berg. Das hat sich bereits bei der Bürger:innen-Befragung zu die­sem The­ma gezeigt, an der sich über 1000 Bamberger:innen betei­ligt haben, und das war auch bei der Debat­te im Stadt­rat am Mitt­woch spür­bar. Nach gut ein­stün­di­ger, leb­haf­ter Aus­ein­an­der­set­zung folg­te das Gre­mi­um am Ende mehr­heit­lich dem Vor­schlag der Ver­wal­tung und beauf­trag­te die­se eine öffent­li­che Aus­schrei­bung für einen dau­er­haf­ten Betrieb einer Frei­schank­flä­che auf der Unte­ren Brücke vorzubereiten.

„Die­ses Jahr war der pro­vi­so­ri­sche Brücken­bier­gar­ten ein befri­ste­ter Test­lauf zu erleich­ter­ten Bedin­gun­gen. Des­halb müs­sen wir uns auch auf den Fall vor­be­rei­ten, dass wir nach einer Aus­schrei­bung zu ver­än­der­ten Kon­di­tio­nen kei­nen Betrei­ber fin­den könn­ten“, beton­te Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke bei der Voll­sit­zung. Die Lösung könn­te in einem kom­mu­na­len Ord­nungs­dienst bestehen, des­sen Rea­li­sie­rung im Rah­men der Haus­halts­be­ra­tun­gen zu prü­fen ist. Für Star­ke ist klar: „Wir dür­fen nicht ris­kie­ren, in die Zustän­de aus dem Jahr 2021 zurückzufallen.“

Den Aus­gangs­punkt für die Ein­rich­tung eines Bier­gar­tens auf der Unte­ren Brücke bil­den die dor­ti­gen Exzes­se im Som­mer 2021. Die Coro­na-Pan­de­mie schränk­te damals die Mög­lich­kei­ten für jun­ge Men­schen stark ein, am Abend gemein­sam zu fei­ern. Die Clubs waren geschlos­sen, Kon­zer­te fan­den nur ver­ein­zelt statt. So ent­wickel­te sich die bereits zuvor sehr belieb­te Unte­re Brücke direkt unter­halb des histo­ri­schen Brücken­rat­hau­ses mit Blick auf Klein-Vene­dig zu einem über Bam­bergs Gren­zen hin­aus bekann­ten Par­ty-Hot­spot. Dies brach­te nega­ti­ve Begleit­erschei­nun­gen wie nächt­li­chen Lärm, Müll und Schlä­ge­rei­en in Fol­ge von erhöh­tem Alko­hol­kon­sum mit sich. Alle Ver­su­che der Stadt, gemein­sam mit der Poli­zei der Lage vor Ort Herr zu wer­den, konn­ten an der Situa­ti­on nichts ändern. Im Früh­jahr 2022 beschloss der Stadt­rat, dort einen Pro­be­be­trieb für eine Frei­schank­flä­che mit 140 Sitz­plät­zen vom 16. April bis 15. Okto­ber zu ermög­li­chen – mit dem ein­deu­ti­gen Ziel, durch die Bewir­tung und mit Hil­fe von Secu­ri­ty-Kräf­ten die Lage zu ent­span­nen und Fei­er-Aus­wüch­se zu ver­hin­dern. Als ein­zi­ger Bewer­ber erhielt Gastro­nom Tom Land den Zuschlag für die Umsetzung.

1032 Fra­ge­bö­gen ausgefüllt

Ein hal­bes Jahr spä­ter stellt sich nun die Fra­ge: Wur­de das Ziel erreicht? An einer ana­lo­gen und digi­ta­len Befra­gung der Bürger:innen, die von der Stadt­ver­wal­tung als Ent­schei­dungs­grund­la­ge für den Stadt­rat durch­ge­führt und aus­ge­wer­tet wur­de, nah­men rund 1030 Men­schen ein. Die Mehr­heit der Befrag­ten bejah­te die Ver­bes­se­rung der Zustän­de im Jahr 2022. Sowohl die Ruhe­stö­run­gen (37 Pro­zent Ja, 21 Pro­zent Nein) als auch die Ver­schmut­zun­gen (49 Pro­zent Ja, 22 Pro­zent Nein) auf der Unte­ren Brücke wur­den ein­ge­dämmt, bestä­tig­ten die Ant­wor­ten in den Fra­ge­bö­gen. Rela­tiv vie­le Teilnehmer:innen ent­hiel­ten sich jedoch der Bewer­tung, da sie den Sach­ver­halt „nicht beur­tei­len“ könn­ten. Die Fra­ge „Wür­den Sie gene­rell eine dau­er­haf­te Frei­schank­flä­che in den Som­mer­mo­na­ten auf der Unte­ren Brücke begrü­ßen?“ brach­te aller­dings ein ein­deu­ti­ges Ergeb­nis: Über 70% der Befrag­ten wür­den eine Fort­füh­rung über­haupt nicht bzw. eher nicht begrü­ßen. Eine genaue­re Ana­ly­se der nicht-reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge lässt erken­nen, dass das Alter und der Wohn­ort die Ant­wor­ten beein­flus­sen. Umso älter die Befrag­ten sind, umso posi­ti­ver bewer­ten sie die Frei­schank­flä­che. Aller­dings gibt es in kei­ner Alters­klas­se eine Mehr­heit für einen Wei­ter­be­trieb. Die­se lässt sich jedoch bei den Fra­gen­bö­gen fin­den, die von Anwoh­nern und Mit­glie­dern der Bür­ger­ver­ei­ne aus­ge­füllt wurden.

Die­se Erkennt­nis­se der Befra­gung wur­den den Stadt­rä­ten in der Voll­sit­zung im Spie­gel­saal der Har­mo­nie in einer Tisch­vor­la­ge aus­führ­lich dar­ge­legt. Sie wer­den dem­nächst auch voll­stän­dig auf der Betei­li­gungs­platt­form www​.bam​berg​-gestal​ten​.de nach­zu­le­sen sein. Außer­dem leg­te die Ver­wal­tung in Rah­men einer umfas­sen­den Eva­lua­ti­on wei­te­re Stel­lung­nah­men und Ein­schät­zun­gen von Ämtern, Behör­den und Insti­tu­tio­nen vor.

Bewer­tun­gen und Auflagen

So zieht die Poli­zei Bam­berg-Stadt eine posi­ti­ve Bilanz des Som­mers: „Die Situa­ti­on auf der Unte­ren Brücke hat sich deut­lich ent­spannt.“ Die Grün­de könn­ten durch­aus in der gastro­no­mi­schen Nut­zung lie­gen, jedoch sei „auch der gesamt­ge­sell­schaft­li­che Umgang mit der Pan­de­mie mitt­ler­wei­le ent­spann­ter“. Auch das Ord­nungs­amt, das Kli­ma- und Umwelt­amt sowie der Baye­ri­sche Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band äußern sich zufrie­den mit dem Testversuch.

Sehr kri­tisch bewer­ten hin­ge­gen das Zen­trum Welt­erbe und der Denk­mal­schutz den Pro­be­lauf. Die bis­he­ri­ge Optik des Bier­gar­tens stel­le „eine Beein­träch­ti­gung der Wir­kung des über­lie­fer­ten künst­le­ri­schen Erschei­nungs­bil­des der sen­si­blen Umge­bung mit dem histo­ri­schen Brücken­rat­haus im Her­zen des Welt­kul­tur­er­bes dar“. In einer Stel­lung­nah­me for­der­te die Jun­ge Initia­ti­ve, das „Expe­ri­ment Brücken-Bier­gar­ten“ zu been­den, da es sich nicht bewähr­te habe. Statt­des­sen sol­le städ­ti­sches Per­so­nal ein­ge­setzt wer­den, das prä­ven­tiv und dees­ka­lie­rend arbei­tet, um für Sicher­heit und ange­mes­se­ne Ruhe in der Innen­stadt zu sorgen.

Wei­te­re Ämter der Stadt­ver­wal­tung wei­sen dar­auf hin, dass bei einem Dau­er­be­trieb der Frei­schank­flä­che etli­che recht­li­che Anfor­de­run­gen zu erfül­len sei­en, die für den Pro­be­be­trieb aus­ge­blen­det wur­den. So wird eine feste Betriebs­ein­rich­tung in einem Gebäu­de gefor­dert, wo unter ande­rem Spei­sen zube­rei­tet und Lebens­mit­tel gela­gert wer­den kön­nen, und der Nach­weis von Toi­let­ten. Die Flä­che um die Mit­or­aj-Skulp­tur müs­se dau­er­haft frei­ge­hal­ten wer­den, um den Anfor­de­run­gen des Denk­mal­schut­zes und des Stra­ßen­ver­kehrs­amts nach­zu­kom­men. Außer­dem sei­en über einen Auf­la­gen­ka­ta­log ver­schie­de­ne Details zu regeln (z.B. Stell­plät­ze, Flucht- und Ret­tungs­we­ge, Anfor­de­run­gen an Mobi­li­ar und Umge­bung, Ein­rich­tung eines Sicher­heits­dien­stes etc.). Zudem sei ein Ver­ga­be­ver­fah­ren über eine öffent­li­che Aus­schrei­bung durchzuführen.

Stel­lung­nah­me des Gastwirts

Per­sön­lich zog dann Gastro­nom Tom Land in der Voll­sit­zung kurz eine posi­ti­ve Bilanz und erklär­te sein grund­sätz­li­ches Inter­es­se, den Bier­gar­ten auch in den näch­sten Jah­ren dort fort­füh­ren zu wol­len. Nach anfäng­li­chen Anfein­dun­gen sei die Bewer­tung des Bier­gar­tens mit dem Tag der Öff­nung ins Posi­ti­ve umge­schla­gen. Bei der anschlie­ßen­den Aus­spra­che waren sich die Stadt­rä­tin­nen und Stadt­rä­te einig, dass es zu sol­chen Zustän­den wie im Som­mer 2021 nicht erneut kom­men dür­fe und dass dies heu­er auch nicht gesche­hen sei. Wäh­rend jedoch die einen die gastro­no­mi­sche Nut­zung als ursäch­lich für die Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on anse­hen und des­halb einen Wei­ter­be­trieb für sinn­voll erach­ten, glau­ben ande­re Stadt­rä­te, dass es bedingt durch die Öff­nung der Clubs und den nach­las­sen­den Coro­na-Ein­schrän­kun­gen ohne­hin kei­nen Par­ty-Hot­spot an der Unte­ren Brücke gege­ben hät­te. Sie beklag­ten des­halb die Kom­mer­zia­li­sie­rung des öffent­li­chen Raums und for­der­ten ein Ende für die Freischankfläche.

Am Ende fand der Ver­wal­tungs­vor­schlag, eine Aus­schrei­bung für eine dau­er­haf­te Frei­schank­flä­che vor­zu­be­rei­ten, eine knap­pe Mehr­heit. Gleich­zei­tig sorg­te Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke für den Fall vor, dass es auf die Aus­schrei­bung kei­ne Rück­mel­dun­gen gibt. Er nahm die Stadt­rä­te in die Pflicht, bei den anste­hen­den Haus­halts­be­ra­tun­gen Geld für die Ein­rich­tung eines kom­mu­na­len Ord­nungs­dien­stes vor­zu­se­hen. „Wir dür­fen nicht den Feh­ler machen, blind in das neue Jahr und in den Som­mer 2023 zu gehen. Ein sol­cher Ord­nungs­dienst hät­te zudem den Vor­teil, dass er nicht nur an der Unte­ren Brücke nächt­li­che Ent­glei­sun­gen in der Innen­stadt ver­hin­dern könn­te“, hob Star­ke hervor.

Absturz­si­che­rung kommt im Frühjahr

Im Rah­men der Behand­lung der The­ma­tik gab die Ver­wal­tung auch einen Über­blick, was für die Instal­la­ti­on eines Sicher­heits­ge­län­ders auf der Unte­ren Brücke schon pas­siert ist. Von 20 Arbeits­schrit­ten sind Drei­vier­tel inzwi­schen voll­zo­gen. Der TÜV hat­te bekannt­lich bei einer Unter­su­chung fest­ge­stellt, dass es erfor­der­lich ist, die Absturz­si­che­rung durch geeig­ne­te Maß­nah­men zu ver­bes­sern. Ins­be­son­de­re wur­de Opti­mie­rungs­be­darf für Län­ger-Sit­zen­de in Zusam­men­hang mit Alko­hol-Kon­sum gesehen.

Der Stadt­rat hat­te sich im Früh­jahr auf ein Muster für ein Metall-Gelän­der fest­ge­legt, das frü­he­stens im drit­ten Quar­tal 2022 ange­bracht wer­den sollte.

Bereits damals war dies ein ambi­tio­nier­ter Ter­min, denn die tech­ni­schen und sta­ti­schen Vor­aus­set­zun­gen muss­ten genau­so erfüllt wie das Ver­ga­be­recht ein­ge­hal­ten wer­den. Und dies bei einer sich zuneh­mend ver­schär­fen­den Lie­fer­si­tua­ti­on. Die­se Her­aus­for­de­run­gen kamen nun voll zum Tra­gen, so dass die Mon­ta­ge erst im näch­sten Jahr erfol­gen kann.

Die zustän­di­gen Bam­ber­ger Ser­vice Betrie­be (BSB) trie­ben seit der Stadt­rats­ent­schei­dung das Pro­jekt bestän­dig vor­an. So wur­de im Mai die Brücke genau ver­mes­sen und die wich­ti­ge Span­glied­or­tung vor­ge­nom­men. Letz­te­re ist von gro­ßer Bedeu­tung, da die­se Span­glie­der – im Wesent­li­chen sind das dicke, lan­ge Spann­dräh­te – nicht beschä­digt wer­den dür­fen, um die Sta­ti­stik des Bau­werks nicht zu gefähr­den. Gleich­zei­tig fand eini­ge Meter von der Kuni­gun­den-Sta­tue ent­fernt eine Sanie­rung des Betons an der Brü­stung statt. „Auf einer Län­ge von fünf Metern hat­ten sich zahl­rei­che Ris­se gebil­det. Die­se Stel­le muss­te vor­ab saniert wer­den, bevor die Absturz­si­che­rung sicher mon­tiert wer­den kann“, erklär­te Bau­re­fe­rent Tho­mas Bee­se. Die­se Maß­nah­me wur­de im August umgesetzt.

Näch­ster Schritt: Auftragsvergabe

Par­al­lel dazu lie­fen die Pla­nun­gen für die eigent­li­che Absturz­si­che­rung, für die vor allem auch sta­ti­sti­sche Berech­nun­gen und eine Werk­pla­nung zu erstel­len waren. Mit­te Okto­ber wur­de die Aus­schrei­bung fer­tig­ge­stellt und ver­öf­fent­licht. Die Ver­ga­be des Auf­trags wird dann als näch­stes erfol­gen. Aller­dings ist danach ver­mut­lich mit einer län­ge­ren War­te­zeit zu rech­nen, bis tat­säch­lich die Arbei­ten begin­nen kön­nen. Dies liegt zum einen am Mes­sing, das teil­wei­se für das Gelän­der ver­wen­det wer­den soll und bei dem aktu­ell mit Lie­fer­zei­ten von acht bis zwölf Wochen zu rech­nen ist. Zum ande­ren spielt auch das Wet­ter eine Rol­le, denn die Mon­ta­ge vor Ort ist nicht bei Minus­gra­den mög­lich. Es könn­te also durch­aus bis zum zwei­ten Quar­tal dau­ern, bis die Instal­la­ti­on umge­setzt wird.

Muss sich die Stadt inzwi­schen Sor­gen machen, weil der TÜV eine Absturz­si­che­rung gefor­dert hat? Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke erklärt: „Ich habe im Früh­jahr vor Ort mit dem zustän­di­gen TÜV-Gut­ach­ter gespro­chen. Er hat damals signa­li­siert, dass die Maß­nah­me zeit­nah umge­setzt wer­den soll, aber dies allein schon auf Grund der Lie­fer­eng­päs­se und for­ma­len Vor­aus­set­zun­gen dau­ern wer­de. Das war unpro­ble­ma­tisch für ihn.“ Außer­dem sei der rei­ne Durch­gangs­ver­kehr voll­kom­men sicher.