Fran­ken: Die Lan­des­stu­die­ren­den­ver­tre­tun­gen for­dern Ent­la­stun­gen für Stu­die­ren­de und stel­len Unter­stüt­zungs­kon­zep­te vor

Wir brau­chen das Geld jetzt und monatlich!

Die Lan­des­stu­die­ren­den­ver­tre­tun­gen aus Bay­ern, Thü­rin­gen, Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt, Sach­sen, Baden-Würt­tem­berg, Nord­rhein-West­fa­len und die bun­des­wei­te Stu­die­ren­den­ver­tre­tung for­dern Ent­la­stun­gen für Stu­die­ren­de und stel­len ver­schie­de­ne Unter­stüt­zungs­kon­zep­te vor.

Mit Beschluss des drit­ten Ent­la­stungs­pa­kets des Bun­des wer­den erst­ma­lig auch Stu­die­ren­de als eige­ne Bevöl­ke­rungs­grup­pe erwähnt. Die­se sol­len ein­ma­lig 200€ als Unter­stüt­zung gegen die Aus­wir­kun­gen von Infla­ti­on und Ener­gie­preis­stei­ge­rung erhal­ten. Wir als Lan­des­stu­die­ren­den­ver­tre­tun­gen aus Bay­ern, Thü­rin­gen, Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt, Sach­sen, Baden-Würt­tem­berg, Nord­rhein-West­fa­len und der bun­des­wei­ten Studierendenvertretung.

begrü­ßen die Maß­nah­me, hal­ten die­se unter Anbe­tracht der aktu­el­len Situa­ti­on jedoch nicht für aus­rei­chend. Auch sind vie­le Fra­gen zur Umset­zung auch nach einem Monat ungeklärt.

Das sta­ti­sti­sche Bun­des­amt rech­net allein für Sep­tem­ber 2022 mit einer Infla­ti­on von 10%. Auch die stei­gen­den Ener­gie­ko­sten füh­ren zu einer wei­te­ren Anspan­nung der eh bereits pre­kä­ren finan­zi­el­len Situa­ti­on vie­ler Stu­die­ren­der. Fer­ner ist es wirt­schaft­lich bekannt, dass infla­ti­ons­be­ding­te Mehr­ko­sten arme Haus­hal­te här­ter tref­fen.

In den ersten zwei Ent­la­stungs­pa­ke­ten wur­den aus­schließ­lich BAföG-Bezie­hen­de berücksichtigt.

Rund 11% der Stu­die­ren­de emp­fan­gen BAföG, ca. 30% leben jedoch unter der Armuts­gren­ze [3,4,5]. Des­we­gen war es mit dem 3. Ent­la­stungs­pa­ket längst über­fäl­lig, dass allen Stu­die­ren­den unter die Arme gegrif­fen wird.

Neben den stei­gen­den Neben­ko­sten und der Infla­ti­on set­zen auch die Ver­kehrs­ver­bün­de in ihren Ticket­prei­sen zu. Das 9-€-Ticket ließ vie­le von einem bezahl­ba­ren ÖPNV träu­men. Statt­des­sen stei­gen die Prei­se der Seme­ster­ticket mit Erhö­hun­gen von 7% (Mün­chen) oder sogar bis zu 12% (Erfurt) in unge­kann­te Höhen und bela­sten die Stu­die­ren­den zusätzlich.

„Die ange­kün­dig­te Ein­mal­zah­lung von 200€ kommt ohne jeden Plan. Wir brau­chen das Geld jetzt und monat­lich.“ Nach­dem der Bund fest­stell­te, dass die Stu­die­ren­den, unter den kom­men­den Erhö­hun­gen mas­si­ve Pro­ble­me in der Bewäl­ti­gung der Lebens­hal­tungs­ko­sten bekom­men wer­den, wur­den 200€ zur Ent­la­stung fest­ge­setzt. Wäh­rend die Erhö­hun­gen aus allen Berei­chen des Lebens bereits jetzt spür­bar sind und Stu­die­ren­de durch eben jene stark bela­stet wer­den, ist selbst einen Monat nach dem Beschluss nicht klar, wie die­se Ent­la­stung die Stu­die­ren­den errei­chen soll.

„Das, was vie­ler Orts zu sehen ist, ist dass Stu­die­ren­de mehr um die Beglei­chung der monat­li­chen Rech­nun­gen als um ihr Stu­di­um besorgt sein müs­sen. Wir brau­chen kei­ne Ver­spre­chen, son­dern Ant­wor­ten!“, so Ben­ja­min Rei­chardt, Spre­cher der Kon­fe­renz Thü­rin­gi­scher Studierendenschaften.

Natür­lich unter­stützt die Gas­preis­brem­se, die die Neben­ko­sten lang­fri­stig nied­rig hal­ten soll, auch Stu­die­ren­de. Doch selbst mit der Gas­preis­brem­se sind die Kosten nicht auf dem Niveau vor der Infla­ti­on. Auch kön­nen Ein­mal­zah­lun­gen nur ein aku­tes Defi­zit aus­glei­chen, jedoch nicht lang­fri­stig für Sicher­heit sor­gen. Daher ist eine monat­li­che Zuwen­dung unumgänglich.

„Solan­ge die Gas­preis­brem­se nötig ist, haben wir eine Kri­se, die uns finan­zi­ell bela­stet. Solan­ge die­se Kri­se anhält, ist auch die Ent­la­stung der Stu­die­ren­den nötig“, betont Uta Lem­ke, Spre­che­rin der Kon­fe­renz säch­si­scher Studierendenschaften.

Alter­na­tiv wäre bei­spiels­wei­se eine Öff­nung des BAföG denk­bar, um mehr Stu­die­ren­de zu errei­chen. Die­se ist aber nicht ein­mal dis­ku­tiert worden.

Es gibt also eini­ge Optio­nen, die kei­ner­lei Beach­tung fin­den. „Die Krea­tiv­lo­sig­keit schockiert immer wie­der. Es gibt unzäh­li­ge Mög­lich­kei­ten zu hel­fen und jedes Mal wie­der gibt es die Angst vor einer Über­be­vor­tei­lung. Um bloß nicht zu viel zu hel­fen, gibt es immer wie­der lau­ter Ein­zel­fall­lö­sun­gen, die in sich aber nicht effi­zi­en­ter sind“, kri­ti­siert Jona­than Schä­fer, Spre­cher der Kon­fe­renz Thü­rin­gi­scher Studierendenschaften.

Eine wei­te­re mög­li­che Ent­la­stung setzt direkt an den Neben­ko­sten an. Die­se wer­den in den kom­men­den Abrech­nun­gen immens stei­gen. Mine­ko pro­gno­sti­ziert einen Anstieg der Neben­ko­sten von 2.93 € pro Qua­drat­me­ter auf 6,40€ pro Qua­drat­me­ter. So wäre auch ein Neben­ko­sten­deckel in der aktu­el­len Lage sinn­voll und denkbar.

Alter­na­tiv kann man aus­fal­len­den Neben­ko­sten­ab­rech­nun­gen mit ande­ren Optio­nen begeg­nen: Vie­le Stu­die­ren­de wer­den von über­ra­schend hohen Neben­ko­sten­ab­rech­nun­gen hart getrof­fen und folg­lich Pro­ble­me haben, die­se zah­len zu können.

„Mit einem Son­der­fond für die Neben­ko­sten kön­nen wir den Stu­die­ren­den das Leben wie­der bezahl­ba­rer machen. Allein schon die Mög­lich­keit einer zins­frei­en Kre­dit­auf­nah­me oder auch Zuschüs­sen für die­sen Zweck könn­te unzäh­li­gen Stu­die­ren­den hel­fen“, bringt Lena Härtl, Spre­che­rin der Baye­ri­schen Lan­des­stu­die­ren­den­ver­tre­tung, ein.

„Ein Stu­di­um darf kei­ne finan­zi­el­le Fra­ge sein, ist es aber mitt­ler­wei­le. Die pre­kä­ren Lebens­um­stän­de von Stu­die­ren­den wer­den durch die aktu­el­len Teue­run­gen noch ver­stärkt: Immer mehr Stu­die­ren­de wer­den in die Armut getrie­ben und kön­nen sich schlicht ihr Stu­di­um nicht mehr lei­sten. Die unzu­rei­chen­de BAföG-Reform mit einem aktu­ell nicht grei­fen­den Not­fall­me­cha­nis­mus zer­stört lang­fri­stig den aka­de­mi­schen Nach­wuchs“, schließt Car­lot­ta Eklöh vom fzs, der bun­des­wei­ten Studierendenvertretung.