Ener­gie­kri­se – eine Her­ku­les­auf­ga­be für alle: Freie Wäh­ler Forch­heim luden zur Podiumsdiskussion

Sit­zen wir im Win­ter im Dun­keln und Kal­ten? Droht der Wirt­schaft eine Insol­venz­wel­le? Wie berei­ten sich die Stadt­wer­ke Forch­heim auf die kom­men­den Mona­te und Jah­re vor? Die­se Fra­gen waren The­ma einer von den FREIE WÄH­LER Forch­heim initi­ier­ten Podi­ums­dis­kus­si­on, an der sich Bay­erns Mini­ster für Umwelt- und Ver­brau­cher­schutz, Thor­sten Glau­ber, der tech­ni­sche Lei­ter der Stadt­wer­ke Forch­heim, Chri­sti­an Spon­sel, sowie der Prä­si­dent der Hand­werks­kam­mer Ober­fran­ken, Mat­thi­as Graß­mann, betei­lig­ten. Die Mode­ra­ti­on oblag FW-Bezirks­rat Man­fred Hüm­mer, der unter Ein­be­zie­hung der zahl­rei­chen im Vor­feld ein­ge­gan­ge­nen Zuhö­rer­fra­gen gekonnt durch die Ver­an­stal­tung leitete.

Wäh­rend Glau­ber und Spon­sel sich neben der aktu­el­len Situa­ti­on auch Zukunfts­the­men wie bei­spiels­wei­se dem erfor­der­li­chen Aus­bau des Strom­net­zes, der Geo­ther­mie und der Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie annah­men und sich auch für wei­te­re Wind­kraft­an­la­gen in unse­rer Regi­on aus­spra­chen, reflek­tier­te Graß­mann die aktu­el­le Lage des Hand­werks. Vie­len klei­ne­ren Betrie­ben, bei­spiels­wei­se Metz­ge­rei­en und Bäcke­rei­en, dro­he wegen der hor­rend gestie­ge­nen Ener­gie­ko­sten das wirt­schaft­li­che Aus. Auch Betrie­be, die auf Gas­be­feue­rung ange­wie­sen sei­en und nicht kurz­fri­stig auf ande­re Ener­gie­trä­ger umrü­sten könn­ten wie etwa die ober­frän­ki­sche Glas­in­du­strie, sähen schwe­re Zei­ten auf sich zukom­men. Nega­tiv wir­ke sich zudem der extre­me Fach­kräf­te­man­gel aus. So fehl­ten in Ober­fran­ken allei­ne im Aus­bau­ge­wer­be rund drei­tau­send Fach­kräf­te, ener­ge­ti­sche Sanie­run­gen an Gebäu­den könn­ten des­halb nicht zeit­ge­recht durch­ge­führt wer­den, wes­halb der Kli­ma­schutz nicht so vor­an schrei­te wie es drin­gend gebo­ten sei. Graß­mann for­der­te des­halb einen Ret­tungs­schirm für klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men sowie eine gesell­schaft­li­che Dis­kus­si­on, die auf eine Gleich­wer­tig­keit von Hand­werk und aka­de­mi­schen Stu­di­en­ab­schlüs­sen setzt. Was nüt­ze einem noch so tol­le Inge­nieurs­ideen, wenn es dann in der Pra­xis an Fach­leu­ten feh­le, die die­se dann auch umset­zen kön­nen, so der Prä­si­dent der Hand­werks­kam­mer abschließend.

Mini­ster Glau­ber beton­te, wie wich­tig es sei, sich bei der Ener­gie­ver­sor­gung aus der bestehen­den Abhän­gig­keit von Groß­kon­zer­nen und der Gas und Öl expor­tie­ren­den Län­der zu lösen. Er set­ze des­halb seit Jah­ren auf den Aus­bau rege­ne­ra­tiv und regio­nal erzeug­ter Ener­gie, bei der er neben den loka­len Ener­gie­ver­sor­gern auch auf unter­ein­an­der ver­netz­te Pri­vat­haus­hal­te und inno­va­ti­ve Spei­cher­kon­zep­te set­ze. Auch gel­te es, die Poten­tia­le Bay­erns bei der Geo­ther­mie, der Was­ser- und Wind­kraft sowie der Rest­vor­kom­men an Erd­gas aus­zu­schöp­fen. Als zukunfts­träch­tig und zwin­gend not­wen­dig bezeich­ne­te Glau­ber die Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie, die auch sei­tens des Baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­ni­sters Hubert Aiwan­ger for­ciert wer­de. Glau­ber sprach sich gene­rell für den Aus­bau der Wind­kraft­an­la­gen aus, im Land­kreis Forch­heim kön­ne er sich sol­che unter and­rem im Raum Grä­fen­berg-Wei­ßen­no­he sowie im Mark­wald vorstellen.

Stadt­werk­e­chef Chri­sti­an Spon­sel sah das aus der Ver­sor­ger­per­spek­ti­ve ähn­lich und zeich­ne­te ein Bild von der aktu­el­len Situa­ti­on am Ener­gie­markt. „Pas­sen wir die Tari­fe an, wer­den sie vie­le unse­rer Kun­den nicht zah­len kön­nen, tun wir das nicht, schwim­men wir sel­ber.“ Soll­ten pri­va­te oder gewerb­li­che Kun­den in Zah­lungs­schwie­rig­kei­ten kom­men, so rate er drin­gend, mit den Stadt­wer­ken ein Gespräch zu füh­ren. Soweit mög­lich, käme man den Kun­den ent­ge­gen, im schlimm­sten Fall dro­he aber tat­säch­lich eine Abschal­tung der Ener­gie­zu­fuhr. Die­se käme aber ange­kün­digt und nicht von heu­te auf mor­gen, so Spon­sel hier­zu. Die Strom- und Gas­preis­brem­se – 200 Mil­li­ar­den Euro sind hier­für ein­ge­plant, – ist für Spon­sel nur der akut not­wen­di­ge erste Schritt und kei­ne Lösung auf Dau­er. Viel­mehr sei der Staat gefor­dert, sich auch dar­über Gedan­ken zu machen, ob er an der Pra­xis, durch Steu­ern und Umla­gen an bis zu 50 Pro­zent des End­ver­brau­cher­prei­ses zu ver­die­nen, fest­hal­te. Spon­sels Cre­do lau­tet daher: Wir müs­sen die Struk­tu­ren ändern und auf einen Strom­mix set­zen, der sich zu 80 Pro­zent aus rege­ne­ra­ti­ven Ener­gien und dem Rest aus fos­si­len Ener­gie­trä­gern zusam­men­set­ze. Eine 100 pro­zen­ti­ge Abdeckung mit umwelt­freund­li­chen Ener­gie­sy­ste­men sei auf abseh­ba­re Zeit nicht mög­lich. Um im Land­kreis Forch­heim die Quo­te auf 80 Pro­zent zu erhö­hen, benö­tig­te man 165 Hekt­ar an Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen und ca. 20 Wind­rä­der. Dies wäre flä­chen­mä­ßig und tech­nisch dar­stell­bar, gelän­ge es, von der anti­quier­ten Dis­kus­si­on um eine „Ver­mül­lung des Land­schafts­bil­des“ weg­zu­kom­men. Kli­ma­schutz und Ener­gie­si­cher­heit lie­ßen sich nur dann in Ein­klang brin­gen, wenn man sich damit anfreun­de und klar mache, dass jeder Ein­zel­ne und jede Regi­on einen Bei­trag dazu lei­sten müs­se und ein St. – Flo­ri­ans – Prin­zip kon­tra­pro­duk­tiv wäre.

Auf die beab­sich­tig­te Lauf­zeit­ver­län­ge­rung für das AKW Isar II ange­spro­chen, ant­wor­te­te Glau­ber, aus Sicht der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung sei die­se lei­der not­wen­dig, um die vor uns lie­gen­de Zeit der Ener­gie­un­si­cher­heit über­brücken zu hel­fen. Das AKW lau­fe bis 1. Janu­ar auf Voll­last, kön­ne dann drei wei­te­re Mona­te mit 70 Pro­zent lau­fen und nach einem Umla­den aus dem Abkling­becken noch­mals 90 Tage. Am beschlos­se­nen Aus­stieg aus der Atom­kraft ände­re sich des­halb nichts, zudem sei die Stö­rung eines Ven­tils am AKW defi­ni­tiv nicht im sicher­heits­re­le­van­ten Bereich. Die­ses kön­ne im Rah­men der regu­lä­ren War­tungs­ar­bei­ten Ende 2022 aus­ge­wech­selt werden.

Der Sor­ge vie­ler End­ver­brau­cher, sie könn­ten die ersten sein, die unter dem Ener­gie­man­gel zu lei­den hät­ten, zer­streu­te Stadt­werk­e­chef Spon­sel. Hier­zu gäbe es Abschalt­plä­ne, die zuerst bei der Indu­strie ansetz­ten und sowohl Pri­vat­haus­hal­te wie auch sicher­heits­re­le­van­te Berei­che hin­ten an- stell­ten. Kurz­fri­sti­ge und loka­le Strom­aus­fäl­le sei­en aller­dings nicht aus­zu­schlie­ßen, einen lan­des­wei­ten Black out hal­te er aber für unwahrscheinlich.

Am Ende waren sich alle Dis­ku­tan­ten einig:

Die Wei­chen für eine siche­re, von Expor­ten weit­ge­hend unab­hän­gi­ge Ener­gie­po­li­tik müs­sen jetzt gestellt wer­den, ein Zurück in die bis­he­ri­ge Ener­gie­po­li­tik ist undenk­bar. Als erste Schrit­te aus der Kri­se her­aus soll­ten jedoch Bür­ger und die Wirt­schaft sofort und nicht gestaf­felt nach Mona­ten im kom­men­den Jahr vor unzu­mut­ba­ren Här­ten geschützt wer­den, anson­sten käme für vie­le die Hil­fe zu spät.

3 Antworten

  1. Reiner Pracht sagt:

    Die Frei­en Wäh­ler haben sich offen­bar sehr über das neue Gesetz aus Ber­lin gefreut, das jetzt die Bür­ger­mei­ster und Bür­ger­mei­ste­rin­nen aus dem Land­kreis Forch­heim motiviert
    ihre lang­ge­heg­ten Wind­kraft­plä­ne der Bevöl­ke­rung als unum­gäng­lich und alter­na­tiv­los aufs Auge zu drücken. Ich habe den Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber gefragt, ob die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung alle Gemein­den auf­ge­for­dert hat, Vor­rang­flä­chen aus­zu­wei­sen. Er hat mir nicht dar­auf geant­wor­tet. Aller­dings hat Bür­ger­mei­ster Schwarz­mann aus Eggols­heim bei einer Bür­ger­ver­samm­lung mei­ne Ver­mu­tung bestä­tigt. Herr Spon­zel hat mir auch zuge­stimmt, dass kei­ne 20 Wind­rä­der errich­tet wer­den, son­dern das er eine Gesamt­lei­stung von 60 MW für not­wen­dig hält (also „nur“ 12 – 15 WEAs). Mei­ne Fra­ge wie es mit der Ver­sor­gungs­si­cher­heit aus­sieht, wenn kein Wind weht und kei­ne Son­ne scheint, konn­te er mir nicht plau­si­bel erklä­ren. Die­se Fra­ge war kei­nes­wegs iro­nisch gemeint, denn die Ener­gie­wen­de soll­te durch Gas­kraft­wer­ke, deren Kapa­zi­tät noch ver­dop­pelt bis ver­drei­facht wer­den soll­te, abge­si­chert wer­den. Nun haben wir eine Ener­gie­kri­se! Wenn Herr Glau­ber meint „Jetzt müs­sen wir die Wei­chen rich­tig stel­len“, schlägt er den fal­schen Weg ein.

  2. Peter sagt:

    Ach Herr Pracht.
    Dass Sie von nie­man­dem mehr ernst­ge­nom­men wer­den wun­dert mich nicht.
    „Spei­cher­tech­no­lo­gie“ oder „LOHC“ in Goog­le ein­zu­ge­ben und sich über die heu­ti­gen Stand der Tech­nik zu informieren. 

    Kein Wun­der, sind Sie doch Rädels­füh­rer der soge­nann­ten „Frei­heits­be­we­gung Forch­heim“. Einer Sek­te ver­wirr­ter Men­schen wie Ihnen, die nicht an die Exi­stenz von Viren und Bak­te­ri­en glau­ben. Die mei­nen Imp­fun­gen sei­en Gift­sprit­zen von „Zio­ni­sten“ und in der auch der Holo­caust für einen Fake gehal­ten wird. Sol­che Leu­te kann man auch ein­fach nicht für voll nehmen.

  3. Manfred Hümmer sagt:

    Sehr geehr­ter Herr Pracht,
    aus Respekt vor der Mei­nung ande­rer habe ich als Mode­ra­tor Ihnen genü­gend Gele­gen­heit ein­ge­räumt, Ihre Sicht der Din­ge, die für die­je­ni­gen, die Sie ken­nen, nicht wirk­lich nach­voll­zieh­bar weil in tech­ni­scher Hin­sicht ver­al­tet ist, dar­zu­stel­len. Über die genaue Anzahl der benö­tig­ten WKA im Land­kreis Forch­heim muss auf Basis einer Fak­ten­la­ge (u.a. Prü­fung poten­ti­ell geeig­ne­ter Flä­chen) dis­ku­tiert wer­den. Über das The­ma Grund­last­fä­hig­keit, Spei­cher­tech­no­lo­gien und Aus­bau des regio­na­len Net­zes haben sowohl Herr Spon­sel als auch Herr Glau­ber aus­führ­lich gespro­chen. Dass das, was Ihnen nicht gefällt, von Ihnen ver­drängt wird, ist lei­der auch kei­ne neue Erkennt­nis. Sie blei­ben Ant­wor­ten auf die welt­wei­te Ener­gie­kri­se und den kli­ma­wan­del schul­dig, es reicht halt nicht, immer nur dage­gen zu sein! Und Ihre For­de­rung nach der Ver­drei­fa­chung der Kapa­zi­tä­ten der Gas­kraft­wer­ke ist in Anbe­tracht der aktu­el­len Ver­sor­gungs­un­si­cher­heit mehr als blan­ke Theorie.