Uni­ver­si­tät Bay­reuth för­dert die Kli­ma- und Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung von klei­nen und mitt­le­ren Unternehmen

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Künf­tig wird von klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men erwar­tet, dass sie die The­men Kli­ma­schutz und Kli­ma­neu­tra­li­tät stär­ker als bis­her in ihre Infor­ma­ti­ons­ar­beit ein­be­zie­hen. An die­se Unter­neh­men wen­det sich das Ver­bund­pro­jekt „Kli­ma­be­richt­erstat­tung bei KMU (KliK)“, das an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zum 1. Okto­ber 2022 gestar­tet ist. Das Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) för­dert das Vor­ha­ben als Pro­jekt zum The­ma „Kli­ma­schutz und Finanz­wirt­schaft (Klim­Fi)“ für 30 Mona­te mit rund 590.000 Euro. Das Ver­bund­pro­jekt „KliK“ wird vom Betriebs­wirt­schaft­li­chen For­schungs­zen­trum für Fra­gen der mit­tel­stän­di­schen Wirt­schaft (BF/​M‑Bayreuth) an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth koor­di­niert. Pro­jekt­part­ner sind der Lehr­stuhl für Finanz­wirt­schaft und Bank­be­triebs­leh­re an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth unter der Lei­tung von Prof. Dr. Klaus Schä­fer und das bifa Umwelt­in­sti­tut GmbH (bifa) unter der Lei­tung von Prof. Dr. Wolf­gang Rommel.

Prof. Dr. Klaus Schäfer, Projektleiter und Inhaber des Lehrstuhls BWL I; Andreas Horn, M.Sc., Projektmitarbeiter, Lehrstuhl BWL I; Johanna Wagner, M.Sc., Projektmitarbeiterin, Lehrstuhl BWL I; Simon Rath, M.A., Projektmitarbeiter, BF/M-Bayreuth; Prof. Dr. Torsten M. Kühlmann, Projektkoordinator und Präsident des BF/M-Bayreuth (v.l.n.r.) UBT / Chr. Wißler.

Prof. Dr. Klaus Schä­fer, Pro­jekt­lei­ter und Inha­ber des Lehr­stuhls BWL I; Andre­as Horn, M.Sc., Pro­jekt­mit­ar­bei­ter, Lehr­stuhl BWL I; Johan­na Wag­ner, M.Sc., Pro­jekt­mit­ar­bei­te­rin, Lehr­stuhl BWL I; Simon Rath, M.A., Pro­jekt­mit­ar­bei­ter, BF/​M‑Bayreuth; Prof. Dr. Tor­sten M. Kühl­mann, Pro­jekt­ko­or­di­na­tor und Prä­si­dent des BF/​M‑Bayreuth © UBT / Chr. Wißler.

Bör­sen­no­tier­te Groß­un­ter­neh­men mit mehr als 500 Beschäf­tig­ten sind schon heu­te durch eine EU-Richt­li­nie zu einer Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung ver­pflich­tet, in der die The­men Kli­ma­schutz und Kli­ma­neu­tra­li­tät eine zen­tra­le Rol­le spie­len. Die EU-Kom­mis­si­on hat nun eine wei­te­re Richt­li­nie, die Cor­po­ra­te Sus­taina­bi­li­ty Report­ing Direc­ti­ve (CSRD), vor­ge­schla­gen, die auch geli­ste­ten Unter­neh­men mit weni­ger Beschäf­tig­ten eine sol­che Bericht­erstat­tung vor­schreibt. Zudem wird nicht-geli­ste­ten klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men (KMU) emp­foh­len, ihre Stake­hol­der und ins­be­son­de­re die kre­dit­ge­ben­den Ban­ken regel­mä­ßig über ihren Umgang mit Fra­gen der Nach­hal­tig­keit zu infor­mie­ren. Vor allem die­se Unter­neh­men will das Ver­bund­pro­jekt KliK bei ihrer künf­ti­gen Kli­ma­be­richt­erstat­tung unterstützen.

„Für vie­le klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men ist eine regel­mä­ßi­ge Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung mit beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den. Oft­mals feh­len die erfor­der­li­chen Kom­pe­ten­zen in Bezug auf öko­no­mi­sche, sozia­le und öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit, aber auch die Instru­men­te für eine syste­ma­ti­sche und zeit­spa­ren­de Erhe­bung der ent­spre­chen­den Daten sind unzu­rei­chend ent­wickelt. Genau hier setzt das Pro­jekt KliK an: Wir wol­len auf der Basis empi­ri­scher Unter­su­chun­gen einen Leit­fa­den erar­bei­ten, der klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men bei einer stan­dar­di­sier­ten und trans­pa­ren­ten Kli­ma­be­richt­erstat­tung hilft“, sagt Prof. Dr. Klaus Schä­fer. Zugleich stre­ben die Pro­jekt­part­ner ein inter­dis­zi­pli­nä­res Netz­werk zum The­ma Nach­hal­tig­keit an, das die gewerb­li­che Wirt­schaft, den Han­del und die Finanz­wirt­schaft zusam­men­bringt. Das Netz­werk wird sei­nen Sitz in Bay­ern haben, aber deutsch­land­weit agieren.

In einem ersten Schritt wird unter­sucht, wel­che Metho­den und Instru­men­te bereits von Groß­un­ter­neh­men für die eige­ne Kli­ma- und Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung ange­wen­det wer­den. Hier­bei geht es auch um die Fra­ge, inwie­weit sich die Erfah­run­gen die­ser Unter­neh­men auf klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men über­tra­gen las­sen. Spe­zi­ell für KMU wird dann ein Rah­men ent­wickelt, mit dem die in öko­no­mi­scher, sozia­ler und öko­lo­gi­scher Hin­sicht nach­hal­ti­gen Lei­stun­gen von KMU stan­dar­di­siert, trans­pa­rent und ver­gleich­bar dar­ge­stellt wer­den kön­nen. Die begrenz­ten Kapa­zi­tä­ten von KMU sol­len aus­drück­lich berück­sich­tigt wer­den, um eine Über­for­de­rung zu ver­mei­den. Wich­ti­ge Ein­zel­aspek­te des Pro­jekts betref­fen den Nut­zen einer der­art syste­ma­ti­sier­ten Kli­ma- und Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung: So soll der Ein­fluss auf Unter­neh­mens­be­wer­tun­gen, auf die Boni­tät von KMU, auf die Ver­ga­be von Kre­di­ten und auf das Risi­ko­ma­nage­ment von Inve­sto­ren gezielt ana­ly­siert wer­den. Gemein­sa­me Eva­lua­ti­ons­work­shops mit Unter­neh­men die­nen der fort­lau­fen­den Über­prü­fung und Opti­mie­rung der Ergebnisse.

Ins­ge­samt will „KliK“ zur Ent­wick­lung eines all­ge­mein­gül­ti­gen Nach­hal­tig­keits­stan­dards bei­tra­gen, der klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men eine „Ethik­bi­lanz“ – gleich­wer­tig einer Finanz­bi­lanz – ermög­licht. Mit dem Ziel, die erar­bei­te­te Syste­ma­tik in der Pra­xis anzu­wen­den und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für den unter­neh­me­ri­schen All­tag abzu­lei­ten, wer­den die For­schungs­ar­bei­ten auch das Instru­ment der Öko­bi­lan­zie­rung anwen­den. „Erst wenn Unter­neh­men über ihre Zie­le und Lei­stun­gen im Bereich der Nach­hal­tig­keit eben­so selbst­ver­ständ­lich Aus­kunft geben kön­nen wie über ihre finan­zi­el­len Kenn­zah­len, sind sie zu einem erfolg­rei­chen nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­ten in der Lage. Erst dann kön­nen sie bei­spiels­wei­se geeig­ne­te Maß­nah­men ergrei­fen, die zu einem effi­zi­en­te­ren Mate­ri­al- und Ener­gie­ein­satz und so zu einem ver­bes­ser­ten Kli­ma- und Umwelt­schutz füh­ren. Unser Vor­ha­ben för­dert auf die­se Wei­se Unter­neh­mens­stra­te­gien, die grü­ne Indi­ka­to­ren syste­ma­tisch in wirt­schaft­li­che Ent­schei­dun­gen ein­be­zie­hen“, erklärt Schäfer.

Die Ergeb­nis­se, die in den kom­men­den zwei­ein­halb Jah­ren gewon­nen wer­den, sol­len der Bun­des­re­gie­rung und den zustän­di­gen Mini­ste­ri­en als wis­sen­schaft­li­che und zugleich pra­xis­re­le­van­te Grund­la­ge bei der kon­kre­ten Umset­zung der natio­na­len Sus­tainable Finan­ce-Stra­te­gie die­nen, wel­che die Bun­des­re­gie­rung im Mai 2021 auf den Weg gebracht hat.