Land­kreis Forch­heim: „Woh­nen in der alters­freund­li­chen Kom­mu­ne“ – Auf Recher­che in Zürich

Woh­nen in der alters­freund­li­chen Kom­mu­ne – Auf Recher­che in Zürich Was braucht es, um zu Hau­se alt zu wer­den? Was kön­nen Kom­mu­nen tun, um den Wohn­be­dürf­nis­sen der altern­den Gesell­schaft gerecht zu wer­den? Um sich die­sen Fra­gen anzu­nä­hern, sind 18 Bür­ger­mei­ster und Alters­exper­ten aus deut­schen Kom­mu­nen auf Ein­la­dung der Ham­bur­ger Kör­ber-Stif­tung vom 07. bis 09. Sep­tem­ber 2022 nach Zürich gereist. Die kom­mu­na­le Pla­ne­rin im Bereich der Alten­hil­fe des Land­krei­ses Forch­heim, Romy Eber­lein, hat sich als ein­zi­ge Ver­tre­tung aus Bay­ern für die Teil­nah­me qualifiziert.

Der Demo­gra­fi­sche Wan­del birgt vie­le Her­aus­for­de­run­gen für die kom­mu­na­le Poli­tik und die Akteu­re vor Ort. Dazu gehört auch, das Mög­li­che bei­zu­tra­gen, selb­stän­dig und ihren Wün­schen ent­spre­chend woh­nen zu kön­nen – im besten Fall bis zum Lebens­en­de. Die kom­mu­na­len Ver­tre­tun­gen sind aus dem gesam­ten Bun­des­ge­biet in die größ­te Stadt der Schweiz gereist, um Impul­se für die Akteu­re vor Ort mit­zu­neh­men. Stadt­rat Andre­as Hau­ri, Vor­ste­her des Gesund­heits- und Umwelt­de­part­ments, emp­fing die deut­sche Grup­pe im Stadt­haus, um die Alters­stra­te­gie 2035 vor­zu­stel­len. Die­ser Maß­nah­men­plan defi­niert, wel­chen Bei­trag die Stadt gemein­sam mit Koope­ra­ti­ons­part­nern lei­sten will, um zu einem alters­freund­li­chen Zürich bei­zu­tra­gen. „Mir ist es wich­tig, dass alle Zür­che­rin­nen und Zür­cher auch im Alter ein selbst­be­stimm­tes Leben füh­ren kön­nen, unab­hän­gig von ihrer wirt­schaft­li­chen, sozia­len oder gesund­heit­li­chen Situa­ti­on“, so Stadt­rat Hau­ri. Der Land­kreis Forch­heim wirkt in ähn­li­cher Form, mit der Ent­wick­lung und der Beglei­tung der Umset­zung des Senio­ren­po­li­ti­schen Gesamt­kon­zep­tes des Land­krei­ses, auf eine Erhal­tung und För­de­rung der Lebens­qua­li­tät hin. Bei­spiels­wei­se wur­de der Pfle­ge­stütz­punkt instal­liert, wel­cher im Pfle­ge­kon­text zu Mög­lich­kei­ten des Ver­bleibs in der eige­nen Woh­nung berät. Für die För­de­rung von Ange­bo­ten vor Ort und damit bei den Bür­gern, wer­den die Akteu­re im Land­kreis infor­miert und zum Bei­spiel zur The­ma­tik des Zugangs zur digi­ta­len Welt mit­ein­an­der in Kon­takt gebracht.

Age­ing in Place – Was braucht es, um zu Hau­se alt zu werden?

Die Stu­die „Zu Hau­se alt wer­den“ der Hoch­schu­le ETH Höng­ger­berg, hat die Chan­cen, Her­aus­for­de­run­gen und Hand­lungs­mög­lich­kei­ten für Woh­nungs­an­bie­ter erforscht und erar­bei­tet. Im Land­kreis Forch­heim kann durch die­se Zusam­men­stel­lung in anschau­li­cher Wei­se zu den Rah­men­be­din­gun­gen sen­si­bi­li­siert wer­den. Dass es, neben mög­li­chen tele­fo­ni­schen oder digi­ta­len Kon­takt­mög­lich­kei­ten, vor allem einen Haus­mei­ster oder Haus­mei­ste­rin gibt, die man anspre­chen kann, sei wich­tig. Eben­so müss­te auf eine sozia­le Ansprech­per­son vor Ort oder Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten beim Ein­kauf geach­tet wer­den. Frau Eber­lein fasst es wie folgt zusam­men: „Es gel­te eben, neben den bau­li­chen, auch die Bar­rie­ren in allen wei­te­ren Lebens­be­rei­chen zu minimieren.“

Die Teil­neh­men­den der Expe­di­ti­on Age & City – wie die jähr­li­che inter­na­tio­na­le Stu­di­en­rei­se der Kör­ber-Stif­tung heißt – konn­ten ganz kon­kre­te Ein­blicke in Quar­tiers- und Wohn­pro­jek­te bekom­men. Im Klus­park etwa, einem sog. Gesund­heits­zen­trum für das Alter mit the­ra­peu­ti­schen Ange­bo­ten und ambu­lan­ter sowie sta­tio­nä­rer Pfle­ge, berich­te­ten zwei Stu­die­ren­de davon, wie sie von ermä­ßig­tem Wohn­raum pro­fi­tie­ren und im Gegen­zug den älte­ren Bewoh­nern etwa beim Umgang mit digi­ta­len Medi­en hel­fen. Zum Kon­zept gehört auch, dass Park­an­la­ge und Gast­stät­te der Wohn­ein­rich­tung ins Quar­tier geöff­net sind und Miet­per­so­nen, Bewoh­nen­de und son­sti­ge Besu­cher allen Alters hier aufeinandertreffen.

Bei vie­len Wohn­kon­zep­ten in Zürich gilt der Leit­spruch „ambu­lant vor sta­tio­när“ – zu Hau­se statt im Heim. Dies deckt sich mit den baye­ri­schen Leit­sät­zen. Dass die­se Sen­si­bi­li­tät für das Woh­nen im Alter in Zürich Tra­di­ti­on hat, konn­ten die Expe­di­ti­ons­teil­neh­men­den ein­drucks­voll im Espen­hof erfah­ren – einer Sied­lung der öffent­lich-recht­li­chen Stif­tung Alters­woh­nun­gen. Der Espen­hof und wei­te­re 33 Sied­lun­gen der Stif­tung sol­len bezahl­ba­ren und alters­ge­rech­ten Wohn­raum in der Stadt bie­ten – und das seit 1950. Die Zahl der Alters­woh­nun­gen soll in den näch­sten Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich gestei­gert werden.

Die Rei­se­grup­pe konn­te mit dem Hun­zi­ker Are­al außer­dem ein inno­va­ti­ves Quar­tiers­pro­jekt besich­ti­gen, das von der Wohn­bau­ge­nos­sen­schaft mehr als woh­nen rea­li­siert wur­de. Auf dem Gelän­de einer ehe­ma­li­gen Beton­fa­brik wur­de das Pro­jekt im Jahr 2015 mit dem Ziel, die Demo­gra­fie der gesam­ten Stadt im Klei­nen abzu­bil­den, fer­tig­ge­stellt. Gemein­schaft­li­ches Woh­nen und gegen­sei­ti­ge Hil­fe aller dort Leben­den wer­den hier groß­ge­schrie­ben. Die Stadt stellt das Gelän­de im Bau­recht der Wohn­bau­ge­nos­sen­schaft zur Verfügung.

Die Expe­di­ti­ons­teil­neh­men­den hat­ten bei jeder Sta­ti­on der Stu­di­en­rei­se Gele­gen­heit, Fra­gen an die Part­ner in Zürich zu rich­ten und sich gegen­sei­tig aus­zu­tau­schen. Ob Groß­stadt im Nor­den, mit­tel­gro­ßer Land­kreis oder klei­ne Flä­chen­ge­mein­de in der Nie­der­lau­sitz: das Teil­neh­men­den­feld der Expe­di­ti­on war sehr viel­fäl­tig zusam­men­ge­setzt. Sowohl Kom­mu­nen, in denen Wohn­raum Man­gel­wa­re ist, als auch wel­che, die eher mit Abwan­de­rung zu kämp­fen haben, waren ver­tre­ten. Vom gegen­sei­ti­gen Aus­tausch und den krea­ti­ven Ideen der Gast­ge­ber aus Zürich haben am Ende alle profitiert.

Ein Fazit der Rei­se­grup­pe: um den Demo­gra­fi­schen Wan­del erfolg­reich zu gestal­ten, muss Alters­po­li­tik in der Kom­mu­nal­po­li­tik hoch ange­sie­delt werden.