1 Jahr Kitz­ret­tung in Mit­te­leh­ren­bach und Wein­garts – Inter­view mit den bei­den Vor­sit­zen­den des Ver­eins „Kitz­ret­tung Hoch e.V.“

Inter­kom­mu­na­le Zusam­men­ar­beit bei der Kitz­ret­tung – Mit­te­leh­ren­bach und Wein­garts machen gemein­sa­me Sache

1 Jahr Kitzrettung in Mittelehrenbach und Weingarts - Interview mit den beiden Vorsitzenden des Vereins "Kitzrettung Hoch" Oktober 2022

75 Kit­ze konn­ten in den Revie­ren Wein­garts & Mit­te­leh­ren­bach aus den Wie­sen getrie­ben oder getra­gen wer­den. Foto: Privat

Wein­garts und Mit­te­leh­ren­bach bestrei­ten seit Juni 2021 einen gemein­sa­men Weg in der Kitz­ret­tung und grün­de­ten dafür den Ver­ein Kitz­ret­tung Hoch e.V., um berech­tigt zu sein, Droh­nen anzu­schaf­fen, die durch die Bun­des­an­stalt für Land­wirt­schaft und Ernäh­rung mit 60% geför­dert wur­den. Wir schau­en zurück auf die jun­ge Geschich­te des Ver­eins und die ersten Erfol­ge. Im Inter­view beant­wor­ten die bei­den Vor­sit­zen­den Ger­hard Kaul (1. Vor­sit­zen­der) und Tobi­as Lass­ner (2. Vor­sit­zen­der) die meist gestell­ten Fragen.

Wie kam es dazu, dass der Ver­ein Kitz­ret­tung Hoch ent­stan­den ist?

Ger­hard Kaul (1. Vor­sit­zen­der): Wir saßen bei einer Jagd­horn­pro­be zusam­men und der Uli Wag­ner – Initia­tor der Kitz­ret­tung Pinz­berg und Umge­bung und Pio­nier bei der Droh­nen gestütz­ten Wild­ret­tung bei uns im Land­kreis – hat­te die neue DJI Mavic Enter­pri­se Advan­ced Droh­ne dabei. Wir kann­ten ja nur bis­her die gro­ße und sehr teu­re Droh­ne vom Uli direkt, aber mit der kom­pak­te­ren aber tech­nisch top aus­ge­stat­te­ten Droh­ne und der För­de­rung sahen wir das erste Mal eine Mög­lich­keit das vor Ort bei uns zu rea­li­sie­ren. Dabei waren auch inter­es­sier­te aus Mit­te­leh­ren­bach, die auch gleich von den Mög­lich­kei­ten begei­stert waren. Da man dazu aber erst einen Ver­ein grün­den muss­te und man pro Ver­ein 2 Droh­nen kau­fen konn­te, haben wir uns kur­zer­hand dazu ent­schlos­sen hier gemein­sa­me Sache zu machen.

Wie ging es dann wei­ter? Da gab es doch bestimmt noch vie­les zu erledigen.

Ger­hard Kaul: Der Abend war der Start­schuss und nicht mal 2 Wochen spä­ter haben wir dann die Grün­dungs­ver­samm­lung abhal­ten kön­nen. Somit war die Kitz­ret­tung Hoch gebo­ren. Der „Hoch“ wie wir Orts­kun­di­ge ihn nen­nen, ist eine klei­ne Erhe­bung zwi­schen Wein­garts und Mit­te­leh­ren­bach und somit das ver­bin­den­de Ele­ment zwi­schen uns bei­den. Aber nach der Grün­dung war noch der Büro­kra­ti­sche Part, Notar­ter­mi­ne, Ein­tra­gung am Amts­ge­richt, 2‑stufiges Antrags­ver­fah­ren für die För­de­rung, Aner­ken­nung beim Finanz­amt und noch vie­le klei­ne The­men neben­bei. Am Ende war alles ziem­lich knapp von den Fri­sten, aber wie haben es geschafft und waren umso glücklicher.

Die För­de­rung hat dann die gan­ze Droh­ne bezahlt?

1 Jahr Kitzrettung in Mittelehrenbach und Weingarts - Interview mit den beiden Vorsitzenden des Vereins "Kitzrettung Hoch" Oktober 2022

Ins­ge­samt wur­den 180 Wie­sen mit einer Gesamt­flä­che von über 250 Hekt­ar per Droh­ne abge­flo­gen. Foto: Privat

Tobi­as Lass­ner (2. Vor­sit­zen­der): Lei­der nein. 60% wer­den pro Droh­ne und aus­ge­wähl­tem Zube­hör geför­dert. Ins­ge­samt muss­ten pro Droh­ne noch ca. 3500€ ander­wei­tig finan­ziert wer­den. Zum Glück haben uns hier die Jagd­ge­nos­sen­schaf­ten Mit­te­leh­ren­bach und Wein­garts tat­kräf­tig unter­stützt und jeweils den Rest­be­trag für eine Droh­ne finan­ziert. Aber auch die lau­fen­den Kosten sind nicht zu Unter­schät­zen. Die bei­den Ver­si­che­run­gen für die Droh­ne kosten uns jedes Jahr knapp 250€, klei­ne­re Ersatz- und Ver­schleiß­tei­le müs­sen ange­schafft wer­den. Aber die­se Kosten kön­nen wir aktu­ell über unse­re Mit­glieds­bei­trä­ge decken. Über 60 Mit­glie­der, die teil­wei­se auch aktiv bei der Kitz­ret­tung dabei waren konn­ten wir schon für uns gewinnen.

Jetzt ist das erste Jahr vor­bei. Wie ist eure Bilanz und was waren eure Erfahrungen?

Tobi­as Lass­ner: Die Auf­re­gung bei den ersten Ein­sät­zen war schon ziem­lich groß. Aber Kit­ze wur­den bei den ersten Mäh­ter­mi­nen kei­ne gefun­den – dafür war der Mäh­ter­min zu früh und die Kit­ze noch nicht gesetzt. Zwi­schen Abflie­gen der Flä­chen und dem Mähen war die Anspan­nung dann immer beson­ders groß. Stän­dig hat man gehofft, dass man nichts über­se­hen hat­te und als dann die Bestä­ti­gung vom Land­wirt kam, dass nichts in der Wie­se war, dann war die Erleich­te­rung schon groß. In den Wochen danach ist der Schlaf dann oft­mals zu kurz gekom­men, aber der Erfolg war dafür umso grö­ßer. 75 Kit­ze konn­ten in den Revie­ren Wein­garts & Mit­te­leh­ren­bach aus den Wie­sen getrie­ben oder getra­gen wer­den. Dar­über hin­aus noch Hasen, Igel und Boden­brü­ter – alles in allem war das erste Jahr für uns ein Rie­sen­er­folg und wir konn­ten auch den einen oder ande­ren Skep­ti­ker über­zeu­gen. Die Zusam­men­ar­beit mit den Land­wir­ten war auch beson­ders gut, sodass man Mäh­ter­mi­ne auch ein wenig koor­di­nie­ren konn­te, damit man das Pen­sum schaf­fen konn­te. Ins­ge­samt haben wir 180 Wie­sen mit einer Gesamt­flä­che von über 250 Hekt­ar abge­flo­gen. Ohne die Droh­nen­tech­nik wäre es in dem Umfang und mit dem Erfolg nicht mög­lich gewesen.

Wo lie­gen die Vor­tei­le in der Zusam­men­ar­beit über die eig­nen Gemein­de­gren­zen hin­weg und wo viel­leicht auch die Nachteile?

1 Jahr Kitzrettung in Mittelehrenbach und Weingarts - Interview mit den beiden Vorsitzenden des Vereins "Kitzrettung Hoch" Oktober 2022

Auch Hasen, Igel und Boden­brü­ter konn­ten geret­tet wer­den. Foto: Privat

Tobi­as Lass­ner: Bis jetzt konn­ten wir kei­ne Nach­tei­le fest­stel­len. Wir haben ja für jedes Revier eine Droh­ne und eige­ne Teams, die ihre Ein­sät­ze pla­nen. Alle haben iden­ti­sche Aus­stat­tung und über Neu­an­schaf­fun­gen und der glei­chen spre­chen wir immer gemein­sam. Ein Rie­sen­vor­teil ist aller­dings, dass man sich aus­tau­schen kann und not­falls auch mal Unter­stüt­zen kann wenn man selbst etwas Luft hat. Jeder per­sön­lich hat sei­ne Stär­ken und Schwä­chen. So kann man sich über tech­ni­sche Fra­ge­stel­lun­gen aus­tau­schen oder auch mal vor Ort unter­stüt­zen. Das hat im letz­ten Jahr eigent­lich alles rei­bungs­los funk­tio­niert. Ich sehe da nur Vor­tei­le, wenn man zusammenarbeitet.