Der Kreis­ver­band Erlan­gen-Höch­stadt der Euro­pa-Uni­on ver­an­stal­te­te einen Dis­kus­si­ons­abend zum The­ma „Die Chi­ne­sen – Psy­cho­gramm einer Weltmacht“

Kreisverband Erlangen-Höchstadt der Europa-Union Diskussionsabend „Die Chinesen - Psychogramm einer Weltmacht“ Oktober 2022
„Die Chinesen - Psychogramm einer Weltmacht“ lautete das Thema bei einer Diskussionsveranstaltung der Europa-Union in der VR Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach. Im Bild von links: Hans-Peter Lechner, Vorstand der VR Bank Metropolregion Nürnberg eG, Professor Michael Lackner von der FAU, Dr. Heinrich von Pierer, Christa Matschl, Dr. Günther Beckstein. Foto: Privat

Histo­ri­scher Rück­blick und wirt­schaft­li­che Entwicklung

Kreisverband Erlangen-Höchstadt der Europa-Union Diskussionsabend „Die Chinesen - Psychogramm einer Weltmacht“ Oktober 2022

Im Bild von links: Chri­sta Mat­schl mit Hein­rich v. Pie­rer, Gün­ther Beck­stein und Pro­fes­sor Lack­ner von der FAU. Foto: Privat

Noch nie zuvor war unse­re Zukunft so sehr mit Chi­na ver­knüpft wie heu­te. Und das nicht nur mit Blick auf unse­re Arbeits­plät­ze, son­dern auch auf unse­re Art zu leben und den Welt­frie­den zu sichern. „Die Chi­ne­sen – Psy­cho­gramm einer Welt­macht“ lau­te­te das The­ma bei einer Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung der Euro­pa-Uni­on in der VR Bank Erlan­gen-Höch­stadt-Her­zo­gen­au­rach. Grund­la­ge war der gleich­na­mi­ge Spie­gel-Best­sel­ler von Ste­phan Baron und Guan­gyan Yin-Baron.

Kreis­vor­sit­zen­de Chri­sta Mat­schl und Hans-Peter Lech­ner (VR-Bank) begrüß­ten die drei hoch­ka­rä­ti­gen Refe­ren­ten Micha­el Lack­ner, Pro­fes­sor für Sino­lo­gie an der FAU, den lang­jäh­ri­gen Vor­stands­vor­sit­zen­den von Sie­mens, Dr. Hein­rich von Pie­rer, und Dr. Gün­ther Beck­stein, den ehe­ma­li­gen baye­ri­schen Ministerpräsidenten.

Micha­el Lack­ners histo­ri­scher Rück­blick befass­te sich u. a. mit dem „ande­ren Men­schen­bild“, das auch die Außen­po­li­tik beein­flus­se und sprach vom Auf­stieg aus der Ernied­ri­gung, vom unter­schied­li­chen Rechts­den­ken, von der Aus­wahl der Besten im System und von der Har­mo­nie inner­halb von Hierarchie.

Hein­rich von Pie­rers Vor­trag war natur­ge­mäß mehr pra­xis­be­zo­gen und hat­te die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung Chi­nas im Fokus. Die sozia­le Markt­wirt­schaft grün­de auf einem Staats­mo­no­pol mit kapi­ta­li­sti­schen Ele­men­ten. Es sei gelun­gen, 600 Mil­lio­nen Men­schen aus Armut und Hun­ger zu befrei­en. Aktu­ell gebe es im Reich der Mit­te 540 Milliardäre.

Und natür­lich sei­en wir in wirt­schaft­li­che Abhän­gig­keit von Chi­na gera­ten, beton­te von Pie­rer. 6000 deut­sche Unter­neh­men wür­den dort 750000 Men­schen beschäf­ti­gen. Hin­zu kom­me, das das fern­öst­li­che Land über Lithi­um, Kobalt und sel­te­ne Erden usw. ver­fü­ge, die für die west­li­chen Indu­strie­na­tio­nen von emi­nen­ter Bedeu­tung sei­en. Der Ex-Mana­ger sieht die Chi­ne­sen als Part­ner, Wett­be­wer­ber und syste­mi­sche Kon­tra­hen­ten. Aber auch die Men­schen­rech­te spiel­ten eine gro­ße Rol­le, wobei von Pie­rer nicht glaubt, dass es zu Sank­tio­nen kom­men werde.

Er wies dar­auf hin, dass in Chi­na die Bäu­me der­zeit nicht gera­de in den Him­mel wach­sen, denn die Wachs­tums­ra­te habe sich von einst zehn Pro­zent auf mitt­ler­wei­le vier redu­ziert. Dabei sei der wirt­schaft­li­che Erfolg aber für das Rie­sen­reich wich­tig, denn der beru­hi­ge die Leu­te. Von Pie­rer bezeich­ne­te die CO 2‑Emissionen dort als dra­ma­tisch. 750 Koh­le­kraft­wer­ke sei­en im Betrieb und wei­te­re 150 geplant. „Und bei uns wird über­legt, ob unser größ­tes Kraft­werk, das seit 2020 läuft, wie­der abge­stellt wer­den soll.“

Laut von Pie­rer beton­te, dass die gro­ßen deut­schen Unter­neh­men in Chi­na „wei­ter­ma­chen“. So macht VW dort 40 Pro­zent sei­nes Geschäfts, aber auch BMW, Mer­ce­des usw. sei­en auf die­sem Markt tätig. Der frü­he­re Mana­ger rät davon ab, sich abzu­schot­ten und for­dert statt einer wer­te­ori­en­tie­ren-femi­ni­sti­schen Außen­po­li­tik eine „streit­ba­re Koexi­stenz“. Wir müss­ten unse­re Wett­be­werbs­fä­hig­keit erhal­ten, inno­va­tiv sein und nicht mit der Gieß­kan­ne die Fol­gen eines Krie­ges aus­glei­chen wollen.

Gün­ther Beck­stein mein­te, dass eine gegen­sei­ti­ge Abhän­gig­keit bes­ser sei als eine ein­sei­ti­ge. Chi­na sei zudem mili­tä­risch in die 1. Liga auf­ge­stie­gen, befürch­te aber zen­tri­fu­ga­le Kräf­te wie einst in der UdSSR.

Und Hein­rich von Pie­rer schob noch nach und zitier­te Hel­mut Schmidt, dass man sei­ne eige­nen Wer­te leben, die­se aber nicht ande­ren auf­zwin­gen soll­te. „Auf der Welt soll es anstän­dig zugehen.“