Bam­berg wird „Fahr­rad­freund­li­che Kommune“

571_AGFK-Zertifizierung
Die AGFK-Kommission empfahl nach der Hauptbereisung (hier beim Verkehrsversuch an der Friedensbrücke), dass Bamberg als „Fahrradfreundliche Kommune“ zertifiziert werden soll. Fotonachweis: Jürgen Schraudner, Stadtarchiv Bamberg

Nach der Haupt­berei­sung emp­fiehlt die AGFK-Kom­mis­si­on die Fahr­rad­stadt Bam­berg als zer­ti­fi­zier­tes Mit­glied aufzunehmen

Bam­berg darf sich bald offi­zi­ell „Fahr­rad­freund­li­che Kom­mu­ne“ nen­nen – so lau­tet das Fazit der Haupt­berei­sung durch eine drei­köp­fi­ge Dele­ga­ti­on der Arbeits­ge­mein­schaft fahr­rad­freund­li­che Kom­mu­nen in Bay­ern (AGFK), ange­führt von Bir­git Zehet­mai­er vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Woh­nen, Bau und Ver­kehr. „Wir freu­en uns sehr über die Emp­feh­lung der Kom­mis­si­on, sie zeigt, dass wir die Ver­kehrs­wen­de in Bam­berg ernst neh­men“, so Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke, der gleich­zei­tig betont, dass man sich auf die­sem Erfolg aber nicht aus­ru­hen darf.

Bam­berg ist bereits seit 2018 Mit­glied des Lan­des­ver­bands mit inzwi­schen 113 Kom­mu­nen – 52 davon sind bis­lang zer­ti­fi­ziert. Als die Stadt Bam­berg 2018 auf­ge­nom­men wur­de, fand eine Vor­berei­sung durch eine Dele­ga­ti­on der AGFK statt. Die Radverkehrsexpert:innen zogen bereits damals ein posi­ti­ves Fazit, hat­ten aber auch Haus­auf­ga­ben an die Stadt gestellt, um als dau­er­haf­tes Mit­glied auf­ge­nom­men wer­den zu kön­nen. Unter ande­rem galt es, neben einer wei­te­ren Ver­bes­se­rung der Infra­struk­tur, auch einen Rad­ver­kehrs­be­auf­trag­ten in Voll­zeit ein­zu­stel­len. Das ist inzwi­schen längst erfüllt.

Bei der jetzt erfolg­ten Haupt­berei­sung infor­mier­te dann auch Rad­ver­kehrs­be­auf­trag­te Dag­mar Span­gen­berg neben Alex­an­der Wag­ner, Lei­ter der Ver­kehrs­pla­nung, im theo­re­ti­schen Teil die durch die ört­li­che Ver­kehrs­wacht sowie Vertreter:innen des All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad­clubs (ADFC) und des Ver­kehrs­clubs VCD Bam­berg ergänz­te Dele­ga­ti­on über die Fort­schrit­te der Rad­ver­kehrs­för­de­rung in Bam­berg. Zwei­ter Bür­ger­mei­ster und Mobi­li­täts­re­fe­rent Jonas Glü­sen­kamp skiz­zier­te die Her­aus­for­de­run­gen bei der Umset­zung von Infra­struk­tur­maß­nah­men: „Die Stadt muss sich hier auch mit dem Kon­zern Bahn aus­ein­an­der­set­zen“, so Glü­sen­kamp, der kon­kret die Aus­wei­tungs­ver­lan­gen der Stadt beim Bahn­aus­bau für ange­mes­se­ne Rad- und Fuß­gän­ger­infra­struk­tur bei den Unter­füh­run­gen ansprach: „Die Ver­bin­dung von Ost nach West durch die Bahn ist heu­te in wei­ten Tei­len man­gel­haft. Wir wol­len den Bahn­aus­bau nut­zen, um die Ver­bin­dung auf dem Rad siche­rer zu machen“.

Kom­mis­si­on lobt Verkehrsversuche

Bei der anschlie­ßen­den Rund­tour aus­ge­hend vom Tou­ris­mus & Kon­gress Ser­vice über Schran­ne und Unte­re Brücke bis zur Gau­stadter Haupt­stra­ße, Gärt­ner­stadt und Lan­ge Stra­ße konn­te sich die Kom­mis­si­on ein gutes Bild von der Bam­ber­ger Fahr­rad­in­fra­struk­tur machen. Bein­druckt hat die Kom­mis­si­on unter ande­rem die Ver­kehrs­ver­su­che am Mar­kus­platz, an der Frie­dens­brücke und der Fried­rich­stra­ße, sie stün­den dafür, nicht nur auf dem Papier zu pla­nen, son­dern auch etwas aus­zu­pro­bie­ren. „Die Ver­kehrs­ver­su­che haben sich inzwi­schen bewährt und sol­len dau­er­haft umge­setzt wer­den“, ergänzt Glüsenkamp.

Die AGFK-Radexpert:innen lob­ten die enga­gier­te und auf­ge­schlos­se­ne Ver­wal­tung, die viel­fäl­ti­gen Arbeits­grup­pen und den Aus­tausch der ver­schie­de­nen Inter­es­sen und Akteu­re sowie das bereits gezeig­te Enga­ge­ment der Stadt Bam­berg in der AGFK. Posi­tiv erwähn­te die Kom­mis­si­on auch Pro­jek­te wie das Lag­ar­de-Quar­tier mit eige­nem Mobi­li­täts­kon­zept, eben­so die vor­ge­fun­de­ne Infra­struk­tur mit geöff­ne­ten Ein­bahn­stra­ßen, für Rad- und Fuß­ver­kehr geöff­ne­te Sack­gas­sen und Fahr­rad­stra­ßen. Der Rad­ver­kehrs­an­teil in Bam­berg sei bereits „ganz her­vor­ra­gend“, hier gel­te es, dran zu blei­ben und dafür unter ande­rem das Rad­ver­kehrs­netz wei­ter in den Land­kreis zu ver­net­zen und attrak­ti­ve Rad­schnell­ver­bin­dun­gen zu realisieren.

Umset­zung des Ver­kehrs­ent­wick­lungs­plans wichtig

Aller­dings müs­se noch mehr Geld für den Aus­bau der Infra­struk­tur abge­ru­fen wer­den. Beim Ver­kehrs­ent­wick­lungs­plan (VEP 2030), der eben­so gro­ßes Lob fand, for­der­ten die AGFK-Expert:innen noch die Maß­nah­men­li­ste. Mobi­li­täts­re­fe­rent Glü­sen­kamp ver­deut­lich­te, dass die ersten Beschlüs­se zu Schlüs­sel­maß­nah­men im Novem­ber im Mobi­li­täts­se­nat erwar­tet wer­den. Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al sieht die Kom­mis­si­on vor allem bei der Räu­mung der Rad­we­ge im Win­ter, dies müss­te bereits um 7 Uhr an den wich­tig­sten Rou­ten gesche­hen. Die City Rou­ten müss­ten außer­dem bes­ser aus­ge­schil­dert, ein Fahr­rad­leih­sy­stem soll­te auf­ge­baut werden.

„Bam­berg hat gute Vor­aus­set­zun­gen, die Rad­ver­kehrs­för­de­rung ist aber eine Dau­er­auf­ga­be, des­halb sind aus­rei­chend finan­zi­el­le Mit­tel erfor­der­lich“, fasst Bir­git Zehet­mai­er von der AGFK-Kom­mis­si­on zusam­men. Die offi­zi­el­le Auf­nah­me der Stadt Bam­berg in den Kreis der zer­ti­fi­zier­ten Kom­mu­nen erfolgt im Janu­ar 2023 durch den baye­ri­schen Ver­kehrs­mi­ni­ster in München.

Info:

Arbeits­ge­mein­schaft fahr­rad­freund­li­che Kom­mu­nen in Bay­ern e.V. (AGFK Bayern)

In der AGFK haben sich der­zeit 113 baye­ri­sche Kom­mu­nen mit dem Ziel zusam­men­ge­schlos­sen, gemein­sam den Rad­ver­kehr zu för­dern, Erfah­run­gen aus­zu­tau­schen und Syn­er­gie­ef­fek­te zu nut­zen. Die AGFK ist damit das größ­te kom­mu­na­le baye­ri­sche Netz­werk für Radverkehrsförderung.

Wachs­tum des Ver­eins bestärkt die zuneh­men­de Rele­vanz des Rad­ver­kehrs für Ver­wal­tung, Poli­tik und Men­schen. Die AGFK ver­tritt die Inter­es­sen ihrer Mit­glie­der im Rad­ver­kehrs­be­reich u.a. in der Lan­des- und Bun­des­po­li­tik und bei kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den. Dazu zäh­len sowohl die För­de­rung einer rad­ver­kehrs­freund­li­chen Mobi­li­täts­kul­tur als auch der Aus­bau von Rad­rou­ten und die Erhö­hung der Sicher­heit für Rad­fah­re­rin­nen und Rad­fah­rer. Alle Mit­glie­der wer­den nach einem Kri­te­ri­en­ka­ta­log auf ihre Fahr­rad­freund­lich­keit geprüft.