Forst­leu­te kämp­fen gemein­sam gegen den Bor­ken­kä­fer im Frankenwald

Forstleute kämpfen gemeinsam gegen den Borkenkäfer im Frankenwald August 2022
Kleiner Käfer mit großer Wirkung: Die anhaltende Trockenheit im Frankenwald hat zu einer Massen-vermehrung des Borkenkäfers im Frankenwald geführt. (Foto: Martin Hertel / Bayerische Staatsforsten)

Dür­re bedroht Fran­ken­wald: Alli­anz gegen den Bor­ken­kä­fer im Einsatz

Die tra­di­tio­nell von Fich­ten gepräg­ten Wäl­der im Fran­ken­wald lei­den mas­siv unter der anhal­ten­den Dür­re. Seit Jah­ren reg­net es in der nord­ost­baye­ri­schen Regi­on viel zu wenig, nun hat sich die Lage dra­ma­tisch zuge­spitzt. Die Forst­leu­te kämp­fen ver­zwei­felt gegen den Bor­ken­kä­fer – und haben nun eine bay­ern­weit ein­ma­li­ge Alli­anz gegen den Käfer geschmiedet.

Forstleute kämpfen gemeinsam gegen den Borkenkäfer im Frankenwald August 2022

Durch die lang­an­hal­ten­de Hit­ze und Trocken­heit im Fran­ken­wald sind vie­le Fich­ten eine leich­te Beu­te für den Bor­ken­kä­fer (Foto: Mar­tin Her­tel / Baye­ri­sche Staatsforsten)

Wäh­rend die Bor­ken­kä­fer­schä­den im rest­li­chen Bay­ern deut­lich sin­ken, spitzt sich die Lage im Fran­ken­wald in die­sen Wochen zu. Seit etwa Mit­te Mai brei­tet sich der Forst­schäd­ling aus und erfor­dert von den drei staat­li­chen Forst­be­trie­ben Coburg, Rothen­kir­chen und Nord­hal­ben höch­ste Auf­merk­sam­keit. Man­geln­der Nie­der­schlag hat die Fich­ten in der Regi­on so sehr geschwächt, dass sie nun eine leich­te Beu­te für den Käfer sind. „Wir haben alle ver­füg­ba­ren Leu­te im Ein­satz, um die Aus­brei­tung des Käfers zu ver­hin­dern,“ beschreibt der Lei­ter des Forst­be­triebs Nord­hal­ben, Fritz Mai­er, die Lage. „Wir ste­hen aber einer Mas­sen­ver­meh­rung des Bor­ken­kä­fers gegen­über, wie es sie seit Men­schen­ge­den­ken noch nicht gege­ben hat.“ Allein in den letz­ten ein­ein­halb Jah­ren sum­miert sich die Men­ge an Käfer­holz im Fran­ken­wald auf 500.000 Kubik­me­ter. Ein Fuß­ball­feld wäre damit 70 Meter hoch mit Holz bedeckt, die Men­ge ent­spricht etwa 10 Pro­zent der Holz­men­ge, die in einem Jahr im gesam­ten baye­ri­schen Staats­wald geern­tet wird. Um noch Schlim­me­res zu ver­hin­dern, hat Mai­er zusam­men mit sei­nem bei­den Betriebs­lei­ter­kol­le­gen Peter Hage­mann vom Forst­be­trieb Rothen­kir­chen und Alfred Schren­ker vom Forst­be­trieb Coburg Hil­fe angefordert.

Bünd­nis gegen den Käfer

Forstleute kämpfen gemeinsam gegen den Borkenkäfer im Frankenwald August 2022

Vom Bor­ken­kä­fer befal­le­ne Bäu­me müs­sen schnell ent­fernt wer­den, um die wei­te­re Aus­brei­tung des Forst­schäd­lings zu ver­hin­dern (Foto: Mar­tin Her­tel / Baye­ri­sche Staatsforsten)

Ziel ist es, so viel Unter­stüt­zung wie mög­lich aus ande­ren Forst­be­trie­ben der Baye­ri­schen Staats­for­sten in den Fran­ken­wald zu brin­gen. Das betrifft in erster Linie die Nach­bar­forst­be­trie­be, aber auch wei­ter ent­fern­te Betrie­be. Um den Ein­satz von Wald­ar­bei­tern und Forst­ma­schi­nen mög­lichst effi­zi­ent zu gestal­ten, wird die Käfer­be­kämp­fung eben­so in der Zen­tra­le der Baye­ri­schen Staats­for­sten koor­di­niert wie die Abord­nung von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus ande­ren Tei­len Bay­erns. „Die Soli­da­ri­tät ist groß, alle hel­fen mit,“ sagt Alfred Schren­ker. „Wir haben Wald­ar­bei­ter aus der Alpen­re­gi­on im Ein­satz, die mit anpacken. Forst­wirt-Azu­bis hel­fen bei der Käfer­su­che, För­ste­rin­nen und För­ster aus ande­ren Forst­be­trie­ben koor­di­nie­ren vor Ort die Ein­sät­ze,“ so Schren­ker. Aktu­ell fin­det im Fran­ken­wald einer der größ­ten Forst­ma­schi­nen­ein­sät­ze in der Geschich­te der Baye­ri­schen Staats­for­sten statt. „Zahl­rei­che Forst­un­ter­neh­mer haben ihre Maschi­nen spon­tan in den Fran­ken­wald ver­legt und hel­fen mit, den Käfer zu bekämp­fen,“ sagt Schrenker.

Wald schüt­zen – und umbauen

Auf­ge­ben ist für die För­ste­rin­nen und För­ster im Fran­ken­wald kei­ne Opti­on: „Wir kämp­fen um jeden Qua­drat­me­ter Wald,“ sagt Peter Hage­mann, der den Forst­be­trieb Rothen­kir­chen lei­tet. „Wir wer­den die Wäl­der, die seit Gene­ra­tio­nen von Forst­leu­ten gepflegt wer­den, nicht ein­fach so dem Käfer über­las­sen.“ Erschwert wird der Ein­satz durch die nach wie vor hohen Tem­pe­ra­tu­ren und den feh­len­den Regen. Wegen sei­ner geo­gra­phi­schen Lage inmit­ten von Ber­gen ist der Fran­ken­wald schon immer eine eher nie­der­schlags­ar­me Regi­on. In die­sem Jahr liegt die Regen­men­ge noch­mal um mehr als 40 Pro­zent unter dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel­wert. Je län­ger der Regen aus­bleibt, desto schwie­ri­ger wird die Käfer­be­kämp­fung und desto mehr wer­den die Schä­den im Wald sichtbar.

Forstleute kämpfen gemeinsam gegen den Borkenkäfer im Frankenwald August 2022

Der Ein­satz einer von den Baye­ri­schen Staats­for­sten ent­wickel­ten App erleich­tert die Arbeit. Hier mar­kiert ein Forst­wirt die Geo­ko­or­di­na­ten eines befal­le­nen Baums. Die Daten ste­hen
anschlie­ßend allen am Ein­satz betei­lig­ten Forst­wir­ten sofort zur Ver­fü­gung. (Foto: Mar­tin Her­tel / Baye­ri­sche Staatsforsten)

Klar ist aber auch: Der Fran­ken­wald wird sich ver­än­dern. Dar­an arbei­tet nicht nur der Bor­ken­kä­fer, son­dern auch die Forst­leu­te. Der Wald­um­bau ist auch im Nord­osten Bay­ern in vol­len Gang. Gemisch­te Wäl­der wer­den im Lauf der Jah­re die Fich­ten­be­stän­de erset­zen und dem „grü­nen Dach Euro­pas“, wie der Fran­ken­wald auch genannt wird, eine wald­rei­che Zukunft sichern.

Fran­ken­wald: Das „grü­ne Dach Europas“

Der Fran­ken­wald ist ein Mit­tel­ge­bir­ge im Nord-Osten Bay­erns. Sei­ne Flä­che umfasst 925 km². Davon ist mit 520 km² gut die Hälf­te bewal­det, daher der Begriff „Grü­nes Dach Euro­pas“. Der größ­te Teil des Fran­ken­wal­des liegt in Ober­fran­ken, ein klei­ne­rer Teil gehört zum Nach­bar­bun­des­land Thü­rin­gen. Die Baye­ri­schen Staats­for­sten haben drei Forst­be­trie­be (Coburg, Nord­hal­ben, Rothen­kir­chen) mit Wald­flä­chen im Frankenwald.