Ern­te­bi­lanz des Bau­ern­ver­bands­prä­si­den­ten von Oberfranken

Die Maisernte trifft die lange Trockenheit richtig hart. V.l. Landwirt Dominik Galster aus Gosberg, Landwirt und Bauernverbandspräsident Hermann Greif aus Pinzberg, Erntehelfer Andreas Schwarz aus Weißenohe und Landwirt Simon Rauchmann aus Gaiganz. © Thomas Weichert
Die Maisernte trifft die lange Trockenheit richtig hart. V.l. Landwirt Dominik Galster aus Gosberg, Landwirt und Bauernverbandspräsident Hermann Greif aus Pinzberg, Erntehelfer Andreas Schwarz aus Weißenohe und Landwirt Simon Rauchmann aus Gaiganz. © Thomas Weichert

War­um die Lebens­mit­tel­prei­se explo­die­ren – Dar­an sind meh­re­re Fak­to­ren schuld

Die Lebens­mit­tel­prei­se stei­gen und stei­gen und es ist noch kein Ende der Preis­spi­ra­le in Sicht. Dies liegt nicht nur an der Infla­ti­on und dem Krieg in der Ukrai­ne, son­dern auch an der enor­men Trocken­heit in die­sem Jahr. „Denn Hit­ze und Trocken­heit sor­gen für eine unter­durch­schnitt­li­che Ern­te­bi­lanz in Bay­ern und ganz Deutsch­land“, sagt der Prä­si­dent des Ober­frän­ki­schen Bau­ern­ver­bands Her­mann Greif aus Pinz­berg, der auch Baye­ri­scher Getrei­de­prä­si­dent ist.

„Je knap­per ein Gut wird, um so teu­rer wird es.“ Das ist eine alte Weis­heit die gera­de voll zutrifft. Für Bier braucht man Brau­ger­ste die auf 30 000 Hekt­ar Acker­flä­che im Land­kreis Forch­heim ange­baut wird. Und gera­de bei der Brau­ger­ste gibt es heu­er rie­si­ge Defi­zi­te in der Ern­te­men­ge von 40 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr. Nicht viel bes­ser sieht es bei Wei­zen und Rog­gen aus, was vor allem der Bäcker für Brot und Bröt­chen braucht. Hier ist der Ertrag um min­de­stens 30 Pro­zent ein­ge­bro­chen. Mit gleich­zei­tig sin­ken­der Ern­te­men­ge sind die Ener­gie, Fut­ter- und Dün­ge­ko­sten für die 1400 Land­wirt­schafts­be­trie­be im Land­kreis Forch­heim enorm gestie­gen. 85 Pro­zent die­ser Betrie­be sind Neben­er­werbs­land­wirt­schaf­ten. „Damit ist der Land­kreis Forch­heim in Bay­ern Spit­zen­rei­ter“, so Greif. Was vor allem am Obst­an­bau im Land­reis Forch­heim liegt. Die Land­wirt­schaft ist aber nicht der Haupt­grund, dass alles teu­rer wird. Etwa 1,5 Cent Wei­zen stecken in einem Bröt­chen. Ver­dop­pelt sich der Wei­zen­preis dann sind es 3 Cent. An der Laden­the­ke wird das Bröt­chen aber nicht um 1,5 Cent teu­rer, son­dern um 15 Cent. Das ist das Zehn­fa­che, wes­halb sich der Preis­an­stieg am aller­we­nig­sten durch die Land­wirt­schaft erklä­ren lässt. „Im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del wird gera­de rich­tig Geld ver­dient und Gewinn gemacht“, so der Bau­ern­prä­si­dent. Aller­dings stei­gen dort auch die Ener­gie- Lohn- und Transportkosten.

Schweres Gerät bei der Maisernte im Einsatz. © Thomas Weichert

Schwe­res Gerät bei der Mais­ern­te im Ein­satz. © Tho­mas Weichert

Rich­tig hef­tig trifft der Ern­te­aus­fall den Silo­mais. Er wird zur Strom­erzeu­gung in Bio­gas­an­la­gen und als Fut­ter­mit­tel drin­gend benö­tigt. „Beim Mais ist wegen der Dür­re der hal­be Ertrag weg­ge­bro­chen und die Rin­der­hal­ter kau­fen Fut­ter auf wo sie es nur krie­gen kön­nen“, so Greif. Der eine oder ande­re Tier­hal­ter wird des­halb sei­ne Tier­be­stän­de redu­zie­ren müs­sen, weil ihm das Fut­ter nicht mehr reicht. Dies bestä­tigt Domi­nik Gal­ster aus Gos­berg, der 65 Milch­kü­he plus Nach­zucht im Stall ste­hen hat. Nicht nur der Mais fuhrt zu Fut­ter­man­gel, son­dern auch der Grün­schnitt auf den Wie­sen. Fast bis zur Hälf­te weni­ger Gras und Heu kön­nen heu­er geern­tet wer­den, weil es nicht gereg­net hat. „Für Milch­vieh­hal­ter wird das zur Her­aus­for­de­rung“, sagt Gal­ster, der zuerst die Auf­zucht ver­rin­gern wür­de. Ganz ohne Tier­hal­tung wür­den die Erträ­ge aber noch wei­ter sin­ken, weil dann der natür­li­che orga­ni­sche Dün­ger fehlt. „Die Anbau- und Ern­te­ko­sten für Fut­ter­mit­tel sind höher als der Ertrag“, bestä­tigt Gal­sters Kol­le­ge Simon Rauch­mann aus Gai­g­anz, der 30 Milch­kü­he plus Auf­zucht hat. Der Preis für Dün­ger ist um das Vier­fa­che gestie­gen. Koste­te ein Dop­pel­zent­ner Stick­stoff­dün­ger kürz­lich noch 25 Euro, sind es jetzt schon 100 Euro. Das Dün­ger so teu­er wur­de, hängt mit dem Gas­preis zusam­men. Wenn es hier noch zu Sank­tio­nen kommt, gibt es bald gar kei­nen Dün­ger mehr. Die Fol­ge: Es kön­nen noch weni­ger Lebens- und Fut­ter­mit­tel pro­du­ziert wer­den und das mei­ste muss dann vom Aus­land impor­tiert wer­den, was die Prei­se für die Ver­brau­cher noch wei­ter in die Höhe treibt. Fest steht aber für die Land­wir­te, das sie mehr Geld für ihre Pro­duk­te bekom­men müs­sen, weil die Betriebs­mit­tel­ko­sten exor­bi­tant nach oben gegan­gen sind und die Erträ­ge wegen der Trocken­heit weni­ger wurden.

Ist nur der Kli­ma­wan­del dar­an Schuld? Nicht nur, betont Greif und erin­nert an frü­he­re Trocken­jah­re. 1976 sei ein extre­mes Trocken­jahr gewe­sen, ver­gleich­bar mit die­sem Jahr. Schlimm war es auch 2003, dann 2018 und 2019 und nun 2020. „Allei­ne an der jün­ge­ren Zah­len­rei­he kann man erken­nen, das die Trocken­jah­re immer häu­fi­ger wer­den. Damit wird zwar die Vege­ta­ti­ons­zeit auch län­ger, wenn es aber nicht reg­net, wächst nichts. „Das ist unser Pro­blem“, so Greif. „Wenn das näch­ste Jahr nicht mit gutem Ertrag star­tet, wird es eine Kata­stro­phe“, sagt er vor­aus. Und zwar flä­chen­deckend, nicht nur in Fran­ken. Auch in Thü­rin­gen oder Sach­sen haben die Land­wir­te mas­si­ve Pro­ble­me um genü­gend Fut­ter her­zu­be­kom­men, weil der Anbau auf den eige­nen Flä­chen nicht mehr aus­reicht. „Wir sind auf dem bestem Weg unse­re Unab­hän­gig­keit bei den Nah­rungs­mit­teln zu ver­lie­ren“, mahnt der Bau­ern­ver­bands­prä­si­dent und appel­liert an die Poli­tik die hier drin­gend gegen­steu­ern müs­se. Außer­dem ist sich Greif sicher, das es zu einem Ein­bruch der Ver­brau­cher­prei­se auf dem Welt­markt dann erst wie­der kommt, wenn der Ukrai­ne-Krieg been­det ist und die Ukrai­ne ihre Erzeug­nis­se wie­der unge­hin­dert lie­fern kann.