Stei­ger­wäl­der Buche: Cha­rak­ter­baum mit Problemen

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Auch die star­ke Buche hat Pro­ble­me mit der Trockenheit

Sie wer­den älter, sie wer­den dicker und sie wer­den mehr. Buchen sind die prä­gen­de Cha­rak­ter­baum­art im Stei­ger­wald, sie haben hier fast opti­ma­le Vor­aus­set­zun­gen. Ob das auch im Kli­ma­wan­del so bleibt, muss sich zei­gen. Auch den Buchen setzt die aktu­el­le Trocken­heit stark zu: För­ste­rin Bar­ba­ra Ern­wein setzt auf Vielfalt.

Die trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre haben deutliche Spuren an den Buchen hinterlassen. (Foto: Axel Reichert, Bayerische Staatsforsten)

Die trocke­nen und hei­ßen Som­mer der letz­ten Jah­re haben deut­li­che Spu­ren an den Buchen hin­ter­las­sen. (Foto: Axel Rei­chert, Baye­ri­sche Staatsforsten)

Buchen sind impo­san­te Bäu­me. Bis zu 45 Meter hoch und 500 Jah­re alt kön­nen sie wer­den. Ange­sichts die­ser Zahl könn­te man Buchen im Alter von 150 Jah­ren noch fast als „jugend­lich“ bezeich­nen. Bereits in die­sem Alter haben sie einen Stamm­durch­mes­ser von einem Meter und mehr. Seit einem Vier­tel­jahr­hun­dert steigt der Buchen­an­teil im Stei­ger­wald und mit ihm der Anteil der für die Arten­viel­falt wich­ti­gen alten und dicken Buchen. „Alt sind Buchen viel­leicht ab etwa 200 Jah­ren. Von die­sen haben wir im Stei­ger­wald so vie­le wie viel­leicht seit 50 Jah­ren nicht mehr,“ beschreibt die Lei­te­rin des Staats­forst­be­triebs in Ebrach, Bar­ba­ra Ern­wein, die Ent­wick­lung. Für sie ist die­se Ent­wick­lung nicht über­ra­schend, son­dern die logi­sche Kon­se­quenz der lang­jäh­ri­gen Arbeit: „Wir för­dern und schüt­zen gezielt dicke und für den Natur­schutz wich­ti­ge Bäu­me im gesam­ten Stei­ger­wald.“ Die Erfol­ge der lang­jäh­ri­gen Wald­pfle­ge sind im gesam­ten Stei­ger­wald sicht­bar und auch mit Zah­len beleg­bar: Bei der Inven­tur 2010 hat­te man am Forst­be­trieb Ebrach gegen­über der vor­an­ge­gan­ge­nen Inven­tur mehr als eine Ver­dop­pe­lung des Vor­rats bei Buchen über 60 cm Durch­mes­ser fest­ge­stellt. Im Zeit­raum von 2010 bis 2017 haben die­se dicken Buchen um wei­te­re 20% zugenommen.“

Brei­te Schul­ter, kräf­ti­ge Ellbogen

Mut­ter Natur hat die Buche, Baum des Jah­res 2022, mit guten Vor­aus­set­zun­gen an den Start geschickt. „Die Bäu­me wach­sen leicht einen hal­ben Meter pro Jahr in die Höhe und wer­den bis zu einem Zen­ti­me­ter stär­ker im Jahr, wenn sie aus­rei­chend Licht und Platz haben“, erklärt die För­ste­rin, die für knapp 17.000 Hekt­ar Wald in der Regi­on zustän­dig ist.

Zudem hat die Buche eine Rei­he von posi­ti­ven Eigen­schaf­ten, über die sich Forst­leu­te und Holz­ver­ar­bei­ter in der Regi­on glei­cher­ma­ßen freu­en. Ihr Holz ist hart, dank sei­ner homo­ge­nen Struk­tur ist es gut zu ver­ar­bei­ten und wegen sei­ner hohen Druck­fe­stig­keit wird es oft für Fuß­bö­den und Trep­pen, aber auch für Möbel, Türen und Fur­nie­re ver­wen­det. Rest­höl­zer und schlech­te­re Sor­ti­men­te erge­ben her­vor­ra­gen­des Brenn­holz und erset­zen fos­si­le Energieträger.

Bei allen Vor­zü­gen, die Buchen haben, eins sind sie nicht: freund­li­che Nach­barn. „Wenn sie den Platz, den sie brau­chen, nicht haben, neh­men sie ihn sich und ver­drän­gen ande­re Baum­ar­ten“, so Ern­wein. Das macht es für die För­ste­rin­nen und För­ster in Regi­on nicht ganz ein­fach, die ange­streb­te Baum­ar­ten­viel­falt in die hie­si­gen Wäl­der zu brin­gen, um den Wald gegen die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels zu wapp­nen. Trotz­dem ist es ein wich­ti­ges wald­bau­li­ches Ziel: „Mehr Baum­ar­ten auf einer Flä­che bedeu­tet mehr Viel­falt, so ent­ste­hen unter­schied­li­che Lebens­räu­me und somit mehr Bio­di­ver­si­tät,“ beschreibt För­ste­rin Ern­wein. „Wenn wir den Wald nicht wei­ter pfle­gen wür­den und aktiv ande­re Baum­ar­ten ein­brin­gen, gäbe es im Stei­ger­wald in 100 oder 150 Jah­ren nur­mehr nahe­zu rei­ne Buchen­wäl­der. Für die Arten­viel­falt wäre das kon­tra­pro­duk­tiv. „Ange­sichts des Kli­ma­wan­dels ist es kei­nes­falls rat­sam, nur auf eine Baum­art zu set­zen. Wir sehen jetzt schon, das ein­zel­ne Baum­ar­ten wegen der Kli­ma­ver­än­de­rung oder Schäd­lin­gen gro­ße Pro­ble­me bekom­men. Da ist eine Mischung zur Risi­ko­streu­ung unab­ding­bar“, so Ernwein.

Trocken­heit schä­digt Buchen

Die letz­ten Jah­re haben nicht nur im Stei­ger­wald gezeigt, dass die Buche bei aller Durch­set­zungs­kraft län­ge­re Trocken­pha­sen weni­ger gut ver­trägt als gedacht. Der Kli­ma­wan­del nimmt gera­de rich­tig Fahrt auf. Auch in Unter­fran­ken regi­strie­ren die Forst­leu­te zahl­rei­che geschä­dig­te oder tote Buchen. Abge­stor­be­ne Kro­nen, feh­len­des Laub: „Buchen allen Alters macht der Kli­ma­wan­del zu schaf­fen. Trotz ihrer tie­fen Wur­zeln erreicht die Buche oft kein Was­ser mehr“, erklärt Ern­wein. Die Fol­gen sind Schä­den, die oft zum Abster­ben des Bau­mes füh­ren. „Die Buchen­schä­den tre­ten über­all auf, wo es wär­mer und trocke­ner wird. Aktu­el­le Stu­di­en zei­gen, dass es dabei kei­ne Rol­le spielt, ob die Wäl­der bewirt­schaf­tet wer­den oder nicht. Ent­schei­dend sind auch im Stei­ger­wald der Stand­ort mit den Rah­men­be­din­gun­gen Tem­pe­ra­tur und Nie­der­schlag,“ so Ern­wein, die aber auch davor warnt, die Buche abzu­schrei­ben. Das Ziel, so betont sie, heißt Viel­falt. „Die Buche ist fester Bestand­teil die­ser Viel­falt, ohne sie wird es schwie­rig.“ Dass die Buche die Bela­stung durch den Kli­ma­wan­del aber allein trägt, dürf­te sie über­for­dern – trotz brei­ter Schul­tern und kräf­ti­gen Ellbogen.