Kli­ni­kum Forch­heim: Neue ope­ra­ti­ve Behand­lungs­wei­se bei Brustkrebs

Chefarzt Dr. med. Stefan Weingärtler mit dem Sentimag®-Gerät zur Lokalisation der Wächterlymphknoten (Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz)

Seit Dezem­ber 2021 ver­wen­det die Frau­en­kli­nik am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz ein neu­es Ver­fah­ren zur Mar­kie­rung der Wäch­ter­lymph­kno­ten bei Brust­krebs­er­kran­kun­gen, das Sen­ti­mag® Ver­fah­ren. Dr. Ste­fan Wein­gärt­ler, Chef­arzt der Frau­en­kli­nik, erläu­tert die Vor­tei­le: „Nach der Dia­gno­se­si­che­rung der Brust­krebs­er­kran­kung wer­den die Ach­sel­lymph­kno­ten begut­ach­tet mit­tels Tast­be­fund und Ultra­schall. Bei der anschlie­ßen­den Brust­krebs­ope­ra­ti­on ent­neh­men wir zum einen den Tumor und zum ande­ren stan­dard­mä­ßig Lymph­kno­ten im Ach­sel­be­reich. Heut­zu­ta­ge ent­fer­nen wir eigent­lich nur den Wäch­ter­lymph­kno­ten. Der muss wäh­rend der Ope­ra­ti­on unter­sucht werden.“

Wäch­ter­lymph­kno­ten gibt Aus­kunft über Metastasenbefall

Als Wäch­ter­lymph­kno­ten (engl. sen­ti­nel lymph node) wer­den die­je­ni­gen Lymph­kno­ten bezeich­net, die im Abfluss­ge­biet der Lymph­flüs­sig­keit eines bös­ar­ti­gen Tumors an erster Stel­le lie­gen. Wenn sich in die­sen Kno­ten kei­ne Tumor­zel­len mit dem Lymph­fluss ange­sie­delt haben, fin­den sich höchst­wahr­schein­lich auch kei­ne Meta­sta­sen in der Umge­bung, die ande­ren Lymph­kno­ten müs­sen also nicht ent­fernt wer­den – Öde­me oder ‚dicke Arme‘ wer­den vermieden.

Chef­arzt Dr. med. Ste­fan Wein­gärt­ler mit dem Sentimag®-Gerät zur
Loka­li­sa­ti­on der Wächterlymphknoten

Mar­kie­rung mit radio­ak­ti­vem Material

Bei dem Sen­ti­nel-Node-Biop­sie Ver­fah­ren wer­den die Lymph­kno­ten vor der Ope­ra­ti­on mar­kiert, bis­her mit Tech­ne­ti­um. Die­ses radio­ak­ti­ve Prä­pa­rat wird vom Nukle­ar­me­di­zi­ner ein­ge­spritzt und lagert sich im Wäch­ter­lymph­kno­ten an, und wird mit­tels einer Gam­ma­son­de gefun­den und loka­li­siert. Auf­grund der begrenz­ten Halb­wert­zeit der radio­ak­ti­ven Sub­stanz muss­te der Ein­griff immer einen Tag vor der geplan­ten Ope­ra­ti­on erfol­gen. Beim Sen­ti­mag® Ver­fah­ren wird zur Mar­kie­rung ein Eisen­prä­pa­rat anstatt des radio­ak­ti­ven Mate­ri­als verwendet.

Zeit­li­che Unabhängigkeit

Den Vor­teil die­ses scho­nen­den Ver­fah­rens sieht Dr. Ste­fan Wein­gärt­ler in der grö­ße­ren zeit­li­chen und ört­li­chen Unab­hän­gig­keit: „Die Ein­sprit­zung kann sie­ben Tage oder 20 Minu­ten vor der Ope­ra­ti­on erfol­gen und der Ope­ra­teur kann die­se selbst durch­füh­ren. Ein Besuch in der Nukle­ar­me­di­zin erüb­rigt sich für die Pati­en­tin. Es kommt zu kei­ner radio­ak­ti­ven Bela­stung.“ Auch der sta­tio­nä­re Auf­ent­halt im Kran­ken­haus ver­kür­ze sich. In der Regel wird das Prä­pa­rat vor der Ope­ra­ti­on ein­ge­spritzt, wäh­rend der Nar­ko­se wer­den dann die mar­kier­ten Lymph­kno­ten durch eine Son­de detek­tiert und ent­fernt. Mit­hil­fe einer Schnell­schnitt­un­ter­su­chung über­prüft ein Patho­lo­ge das Gewe­be und die Ope­ra­teu­re erfah­ren noch wäh­rend der OP, ob die Lymph­kno­ten befal­len sind oder nicht. Wenn mehr als ein mikro­sko­pi­scher Befall ersicht­lich ist, wer­den die Lymph­kno­ten kom­plett ent­fernt, um Meta­sta­sen auszuschließen.

Posi­ti­ve Rück­mel­dung von Behandelten

„Wir stei­gen jetzt kom­plett auf das Sen­ti­mag® Ver­fah­ren um bei Brust­krebs-OPs und zum Teil bei Scham­lip­pen-Krebs­er­kran­kun­gen, weil die betrof­fe­nen zehn Frau­en, bei denen wir die neue Metho­de bis­her ange­wandt haben, begei­stert von der zeit­li­chen Unab­hän­gig­keit sind. Mit dem radio­ak­ti­ven Tech­ne­ti­um-Mar­ker muss­te auf­wän­dig ein Ter­min beim Nukle­ar­me­di­zi­ner ver­ein­bart wer­den und die Pati­en­tin genau einen Tag vor der Ope­ra­ti­on mit Taxi oder Fami­li­en­mit­glied hin- und her­ge­fah­ren wer­den – auch eine psy­chi­sche Bela­stung! Das erspa­ren wir jetzt unse­ren Pati­en­tin­nen“, unter­streicht der Chef­arzt Dr. Ste­fan Weingärtler.