Gelb-schwarz-gestreif­te Stö­ren­frie­de am Ess­tisch? kei­ne Panik vor Wespen

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LBV gibt hilf­rei­che Tipps zum Umgang mit Wes­pen – Viel­falt der Sechs­bei­ner beim „Insek­ten­som­mer“ ent­decken und melden

Der mil­de und trocke­ne Früh­ling sorgt die­ses Jahr für beson­ders vie­len Wes­pen. Die gelb-schwar­zen Insek­ten mit der schlan­ken Tail­le steu­ern jetzt im August ver­stärkt wie­der Obst­ku­chen und Saft an, auch Schin­ken und Wurst fin­den sie unwi­der­steh­lich. Der Genuss von Spei­sen unter frei­em Him­mel kann für Men­schen des­halb schnell unan­ge­nehm wer­den. Doch der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV gibt Ent­war­nung: die Begeg­nung mit den unge­be­te­nen Gästen ist kein Grund zur Panik. Der LBV hat hilf­rei­che Tipps, wie man sich bei Wes­pen­be­such rich­tig ver­hält und sich effek­tiv vor Sti­chen schüt­zen kann. „Zum Bei­spiel hilft ein mit Lei­tungs­was­ser gefüll­ter Zer­stäu­ber, um die Insek­ten ganz ein­fach natur­ver­träg­lich zu ver­trei­ben“, emp­fiehlt LBV-Insek­ten­ex­per­tin Tar­ja Rich­ter. Bei der bun­des­wei­ten Mit­mach­ak­ti­on „Insek­ten­som­mer“ vom 5. bis 14. August kann man die­se und vie­le wei­te­re Haut­flüg­ler bes­ser ken­nen und schät­zen lernen.

Wes­pen haben eine wich­ti­ge Rol­le im Öko­sy­stem, denn sie hal­ten Blatt­läu­se oder Kohl­weiß­ling-Rau­pen in Schach und nüt­zen so in Land­wirt­schaft und Gar­ten­bau. Sie bestäu­ben auch eini­ge Pflan­zen­ar­ten, die dar­auf ange­wie­sen sind. Als geflü­gel­te Gesund­heits­po­li­zei besei­ti­gen sie zudem Aas. Doch trotz ihres öko­lo­gi­schen Nut­zens genie­ßen sie bei vie­len einen schlech­ten Ruf als Stö­ren­frie­de beim gemüt­li­chen Gril­len im Gar­ten. „Doch wer bei Wes­pen gleich ans Ste­chen denkt, liegt falsch“, sagt Tar­ja Rich­ter. „Nur etwa jede fünf­te der welt­weit rund 137.000 Wes­pen­ar­ten hat einen Wehr­sta­chel. An den Ess­tisch auf der Ter­ras­se kom­men nur die Gemei­ne und die Deut­sche Wes­pe, die bei­den ver­brei­tet­sten Arten“, so die Insek­ten­ex­per­tin wei­ter. Wer aber die Tie­re nicht bedrängt oder nach ihnen schlägt, hat wenig zu befürchten.

Bis etwa Ende Juli benö­ti­gen die Wes­pen nur Eiweiß zur Auf­zucht ihrer Lar­ven. Vor allem im Spät­som­mer, wenn die Brut selbst­stän­dig ist, flie­gen die Alt­tie­re aus, um Fut­ter für sich selbst zu sam­meln und das Nest zu ver­tei­di­gen. „Wes­pen, die eine Auf­ga­be im Stock haben, jagen Insek­ten oder gehen an das vor­be­rei­te­te Grill­fleisch. An den Kuchen kom­men vor allem die ‚Rent­ner­wes­pen‘, die kei­ne Auf­ga­be mehr haben und nur sich selbst­ver­sor­gen“, erklärt Tar­ja Richter.

Vie­le ver­meint­lich hilf­rei­che Tricks, um Wes­pen dau­er­haft fern­zu­hal­ten, wie etwa auf den Tisch geleg­te Kup­fer­mün­zen, sind aller­dings nutz­los. „Fang­fal­len haben sogar einen nega­ti­ven Ein­fluss, da noch mehr Tie­re ange­lockt wer­den. Außer­dem sind sie ille­gal, weil Wes­pen laut Bun­des­na­tur­schutz­ge­setz nicht ohne ver­nünf­ti­gen Grund gefan­gen oder ver­letzt wer­den dür­fen“, so Tar­ja Rich­ter. „Beson­ders bei Gewit­ter oder zum Ende der Flug­zeit steigt bei vie­len Wes­pen die Auf­dring­lich­keit. Dann geht man ihnen am besten aus dem Weg.“

Klappt das nicht, ist es wich­tig Ruhe zu bewah­ren, wenn Wes­pen einem zu nahe­kom­men. Hek­ti­sche oder pani­sche Bewe­gun­gen soll­ten in der Nähe der gelb-schwarz-gestreif­ten Haut­flüg­ler ver­mie­den wer­den. Wes­pen reagie­ren bei der Nah­rungs­su­che außer­halb ihres Nest­be­reichs nicht aggres­siv. Sie weh­ren sich erst, wenn sie sich bedroht füh­len. „Die Wes­pe auf kei­nen Fall weg­pu­sten, denn das Koh­len­di­oxid in der Atem­luft ist ein Alarm­si­gnal für die Tie­re und ver­setzt sie in Angriffs­stim­mung. Eine wirk­sa­me Metho­de im Umgang mit Wes­pen ist es, das Insekt mit zer­stäub­tem Was­ser zu besprü­hen. Die Wes­pe denkt, es fängt an zu reg­nen und flüch­tet zurück in ihr Nest“, erklärt Rich­ter. Die Sprüh­fla­sche soll­te man unbe­dingt mehr­mals aus­wa­schen, da Rück­stän­de von Rei­ni­gungs­mit­teln den Insek­ten ernst­haft scha­den können.

Mit ein paar ein­fa­chen Ver­hal­tens­re­geln las­sen sich unlieb­sa­me Zwi­schen­fäl­le oft ver­mei­den: Lebens­mit­tel und Geträn­ke im Frei­en soll­ten abge­deckt und alle Reste nach der Grill­par­ty sofort wie­der weg­ge­räumt wer­den. „Wich­tig ist es auch, Kin­der mit Stroh­halm trin­ken zu las­sen und ihnen nach dem Essen das Gesicht und die Hän­de abzu­wi­schen, um die Wes­pen nicht anzu­locken“, so die LBV-Insek­ten­ex­per­tin. Wes­pen kön­nen zudem von Gerü­chen wie duf­ten­dem Par­füm, Cremes und Holz­mö­bel­po­li­tur ange­zo­gen wer­den. Aber auch bunt geblüm­te Klei­dung hat für sie ihren Reiz. Wei­ter­hin soll­te man immer den Müll­ei­mer und Kom­post abge­deckt hal­ten. Flie­gen­git­ter oder eine Raum­schleu­se, wie zum Bei­spiel ein Vor­hang nach der Ein­gangs­tür, sind nütz­lich, um Wes­pen aus Woh­nung und Haus fernzuhalten.

Mehr Infor­ma­tio­nen und ein kosten­lo­ses Falt­blatt auch unter www​.lbv​.de/​w​e​s​pen.

Insek­ten­som­mer 2022

Beim Insek­ten­som­mer, der Mit­mach­ak­ti­on von LBV und NABU, kön­nen noch bis zum 14. August auch Wes­pen gezählt und dem baye­ri­schen Natur­schutz­ver­band gemel­det wer­den unter www​.lbv​.de/​i​n​s​e​k​t​e​n​s​o​m​mer. Wei­te­re Insek­ten­ar­ten, die im August häu­fig vor­kom­men, sind Schwal­ben­schwanz, Klei­ner Fuchs, Acker­hum­mel, Blaue Holz­bie­ne, Sie­ben­punkt-Mari­en­kä­fer, Strei­fen­wan­ze, Blau­grü­ne Mosa­i­k­li­bel­le und Grü­nes Heu­pferd. Wer die­se Tie­re noch nicht kennt, kann sie ganz ein­fach mit der auf der LBV-Web­sei­te ver­füg­ba­ren Zähl­hil­fe ken­nen­ler­nen. Die gesam­mel­ten Daten hel­fen den Artenschützer*innen einen Über­blick über die Bestands­ent­wick­lun­gen der Insek­ten zu gewinnen.

LBV-Natur­te­le­fon: Kom­pe­ten­te Bera­tung zu Naturschutzthemen

Zu Fra­gen rund um Vögel und Vogel­füt­te­rung und allen wei­te­ren The­men, die Wild­tie­re wie Igel, Fle­der­mäu­se, Insek­ten oder Eich­hörn­chen und Gar­ten betref­fen, bie­tet der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band ab sofort kosten­lo­se Bera­tung am LBV-Natur­te­le­fon an. Sie errei­chen das LBV-Natur­te­le­fon Mon­tag bis Frei­tag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775–5000.