Exper­ten der Bun­des­wald­agen­tur im Land­kreis Forch­heim unterwegs

Der Wald im Wan­del – Laub­bäu­me neh­men zu, Nadel­bäu­me deut­lich ab, was dem Kli­ma­wan­del geschul­det ist

Wie ver­än­dert sich unser Wald, wie geht es ihm heu­te und wie wird er sich in Zukunft ent­wickeln ? Das sind drän­gen­de Fra­gen die nicht nur die Forst­wirt­schaft, son­dern auch die All­ge­mein­heit inter­es­sie­ren. Rai­ner Fuchs und Leo­nie Gass sind zwei von ins­ge­samt 20 spe­zi­ell geschul­ten För­ste­rin­nen und För­stern der Baye­ri­schen Lan­des­an­stalt für Wald und Forst­wirt­schaft, die über zwei Jah­re hin­weg die Daten der inzwi­schen vier­ten Bun­des­wald­in­ven­tur für Ober­fran­ken und einen klei­nen Teil der angren­zen­den Ober­pfalz erheben.

Nun waren sie zusam­men mit Lan­des­in­ven­tur­lei­ter Wolf­gang Stö­ger und Forst­di­rek­tor Micha­el Krep­pel von der Baye­ri­schen Forst­ver­wal­tung mit ihren hoch­mo­der­nen Mess­ge­rä­ten im Wald­stück „Hohes Kreuz“ zwi­schen Mug­gen­dorf und Engel­hardsberg unter­wegs. Auf 1,30 Metern Höhe misst Leo­nie Gass den Umfang einer Buche. Vor 10 Jah­ren betrug der Umfang der sel­ben Buche 30 Zen­ti­me­ter, heu­te beträgt er 37 Zen­ti­me­ter. Ihr Kol­le­ge Rai­ner Fuchs tippt das Mess­ergeb­nis in den Lap­top ein. Zuerst wird mit einem Metall­de­tek­tor wird der Inven­tur­punkt, des vor 10 Jah­ren in den Wald­bo­den geklopf­te Rund­ei­sens, gesucht und dann wird die Höhe der selbst ange­flo­ge­nen Jung­bäu­me gemes­sen. „Baum­art, Durch­mes­ser, Höhe und Alter sind nur ein paar von rund 150 Para­me­tern, die an jedem Inven­tur­punkt erfasst wer­den“, erklärt Stö­ger. Auf­ge­nom­men und bewer­tet wer­den auch die Ver­jün­gung, die Boden­ve­ge­ta­ti­on oder natur­schutz­re­le­van­te Para­me­ter wie Tot­holz, Bio­top­baum­merk­ma­le, Struk­tur­viel­falt oder Wald­le­bens­raum­ty­pen. Alle vier Kilo­me­ter fin­det sich in baye­ri­schen Wäl­dern so ein Inven­tur­punkt, egal wem der Wald gehört. Der jewei­li­ge Wald­be­sit­zer wird nicht infor­miert wo ein sol­cher Punkt liegt. In Bay­ern gibt es rund 8000 die­ser Inven­tur­punk­te an denen mehr als 100.000 Bäu­me ver­mes­sen wer­den. Die Ver­jün­gung, das Tot­holz, wich­tig für Tie­re und Insek­ten, und die Boden­ve­ge­ta­ti­on sind dabei noch gar nicht eingerechnet.

Ende die­sen Jah­res wer­den die Auf­nah­men abge­schlos­sen sein, dann kön­nen die umfang­rei­chen Daten aus­ge­wer­tet, ana­ly­siert und auf­be­rei­tet wer­den. Die Inven­tur­er­geb­nis­se sol­len dann Auf­schluss über die Ent­wick­lung der Baum­ar­ten­zu­sam­men­set­zung, des Alters, des Holz­vor­rats des­sen Zuwachs und Nut­zung, aber auch über Natur­nä­he, Struk­tur- und Arten­viel­falt und nicht zuletzt auch über das Öko­sy­stem und den Lebens­raum Wald sowie des­sen Ent­wick­lung geben. „Die Ergeb­nis­se der Bun­des­wald­in­ven­tur sind Fun­da­ment für forst‑, wirt­schafts- und umwelt­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen und flie­ßen auch in die forst­li­che Bera­tung der Wald­be­sit­zer ein“, erläu­tert Krep­pel. Ein deut­li­cher Trend ist schon seit Jah­ren erkenn­bar: Der Nadel­holz­an­teil geht deut­lich zurück, der Laub­baum­an­teil nimmt deut­lich zu. Und dies hat einen Grund. Laub­bäu­me sind weni­ger anfäl­lig für den Kli­ma­wan­del. Krep­pel erwar­tet das der Laub­holz­an­teil noch deut­lich stei­gen wird. Wich­tig dann auch die Pfle­ge, also eine Durch­for­stung. In Bay­erns Wäl­dern wächst jedes Jahr eine Mil­li­ar­de Kubik­me­ter Holz neu her­an, also in jeder Sekun­de ein Kubik­me­ter. Für eine ein­zel­ne Gemein­de kann man mit der Wald­in­ven­tur noch kei­ne Aus­sa­ge tref­fen, ab Land­kreis­grö­ße aller­dings schon, so Stöger.

Blickt man zurück auf die Ergeb­nis­se der drit­ten Bun­des­wald­in­ven­tur, so kann man fest­stel­len das sich im Ver­gleich zur zwei­ten die Wald­flä­che in Bay­ern prak­tisch nicht ver­än­dert hat. Bay­ern weist auch heu­te noch die mei­sten Hekt­ar­vor­rä­te im Ver­gleich zu ande­ren Bun­des­län­dern auf. 85 Pro­zent der Wald­flä­che Bay­erns bestehen aus zwei oder mehr Baum­ar­ten, ledig­lich 15 Pro­zent sind Rein­be­stän­de aus einer Baum­art. Wenn neue Bäu­me gepflanzt wer­den, ist es für die Zukunft äußerst wich­tig sol­che Baum­ar­ten zu pflan­zen die mit dem Kli­ma­wan­del eher zurecht­kom­men, so Krep­pel. Und das sind jeden­falls kei­ne Nadel­bäu­me mehr.