Info­abend der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken auf Schloss Thur­n­au beschäf­tig­te sich mit erfolg­rei­cher Nachwuchsarbeit

Infoabend der Handwerkskammer für Oberfranken auf Schloss Thurnau beschäftigte sich mit erfolgreicher Nachwuchsarbeit August 2022
Unter dem Titel „Das Thema unserer Zeit – der Fachkräfte- und Nachwuchsbedarf“ hatte die Handwerkskammer für Oberfranken zu einer Infoveranstaltung eingeladen, an der rund 100 Handwerkerinnen und Handwerker teilnahmen, um neue Impulse bei der Suche nach Auszubildenden zu bekommen. Foto: HWK für Oberfranken/R. Rinklef

Wert­schät­zung, Inter­es­se, Ver­ständ­nis und viel Engagement

Die­se Zuta­ten gehö­ren in jeden Fall zu einer erfolg­rei­chen Nach­wuchs­ar­beit – Gut besuch­ter Info­abend der Handwerkskammer 

Ein simp­les Erfolgs­re­zept gibt es nicht, aber grund­le­gen­de Zuta­ten, die bei einer erfolg­rei­chen Suche nach Nach­wuchs und dem Bin­den von Fach­kräf­ten auf kei­nen Fall feh­len dür­fen – etwa Wert­schät­zung, Inter­es­se, Ver­ständ­nis und viel Enga­ge­ment. Das war das gemein­sa­me Fazit von zwei Hand­werks­un­ter­neh­mern, einem Geschäfts­füh­rer aus dem Pro­fi­sport und einem Coach, die bei der von der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken orga­ni­sier­ten Ver­an­stal­tungs­rei­he „Hand­werk trifft sich“ auf Schloss Thur­n­au über den rich­ti­gen Umgang mit heu­ti­gen Aus­zu­bil­den­den und Fach­kräf­ten diskutierten.

Infoabend der Handwerkskammer für Oberfranken auf Schloss Thurnau beschäftigte sich mit erfolgreicher Nachwuchsarbeit August 2022

Reges Inter­es­se, rege Dis­kus­si­on: Beim Info­abend zum The­ma Fach­kräf­te- und Nach­wuchs­be­darf dis­ku­tier­ten die Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­ker auch mit Coach Peter Brei­den­bach (links im Bild). Foto: HWK für Oberfranken/​R. Rinklef

„Das The­ma unse­rer Zeit – der Fach­kräf­te- und Nach­wuchs­be­darf“ hat­te die HWK den Abend über­schrie­ben, bei dem sich knapp 100 Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­ker aus Ober­fran­ken tra­fen. Ihr Ansin­nen: neue Impul­se bei der Suche nach Aus­zu­bil­den­den zu bekom­men. Die the­ma­ti­sche Ein­füh­rung in den Abend über­nahm mit Peter Brei­den­bach (Hirschaid) ein Coach, der lan­ge Jah­re Erfah­rung in der Beglei­tung von Jugend­li­chen und auch von Füh­rungs­kräf­ten hat. “Ein maß­geb­li­cher Grund für den aktu­el­len Fach­kräf­te­man­gel ist nicht die gerin­ge Gebur­ten­zahl, son­dern die man­geln­de Qua­li­tät poten­zi­el­ler Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber und unat­trak­ti­ve Arbeits­an­ge­bo­te“, sag­te Brei­den­bach, der sowohl Sport­ler als auch Unter­neh­mer betreut. Dar­über zu kla­gen, hel­fe aber nichts. „Wer jam­mert, ver­liert!“ Daher gel­te es, sich attrak­ti­ver als mög­li­che Mit­be­wer­ber zu machen und dem Nach­wuchs Per­spek­ti­ven zu geben.

Die Raab Bau­ge­sell­schaft aus Ebens­feld (Lich­ten­fels) und das Back­haus Ficken­scher (Münch­berg) sind auf die­sem Weg bereits ein Stück fort­ge­schrit­ten. Bei Raab setzt man dabei unter ande­rem auf Peter Brei­den­bach, der die jun­gen Aus­zu­bil­den­den gemein­sam mit einem Berufs­schul­leh­rer im Ruhe­stand über das nor­ma­le Maß hin­aus betreut. „Wir haben ein­fach fest­ge­stellt, dass die Jugend­li­chen in dem Alter, in dem sie bei uns eine Aus­bil­dung begin­nen, noch nicht so gefe­stigt sind. Manch­mal reicht eine Klei­nig­keit, um sie aus der Bahn zu wer­fen – und sie hören die Aus­bil­dung auf“, berich­tet Wolf­gang Schu­bert-Raab, der als Geschäfts­füh­rer das Per­so­nal ver­ant­wor­tet. Dar­über hin­aus ver­su­che Raab sei­ne Aus­zu­bil­den­den zu for­dern und ihnen etwas zuzu­trau­en. „Sie sind sehr stolz, wenn sie etwas allei­ne gemei­stert haben. Und dann auch mit Begei­ste­rung dabei.“

Begei­ste­rung und Über­zeu­gung paa­ren sich beim Back­haus Ficken­scher mit modern­ster Tech­no­lo­gie, die es dem Bäcker erlaubt, einen Groß­teil der übli­cher­wei­se nachts anfal­len­den Tätig­kei­ten auf den Tag zu schie­ben. Geschäfts­füh­rer und Mit­in­ha­ber Andre­as Ficken­scher: „Wir haben enorm viel in die Digi­ta­li­sie­rung inve­stiert – aber bei uns ersetzt kei­ne Maschi­ne den Hand­wer­ker oder die Hand­wer­ke­rin. Bei uns hilft die Tech­nik, uns auf das Wesent­li­che zu kon­zen­trie­ren – auf hand­werk­li­ches Backen mit mög­lichst natür­li­chen Zuta­ten und viel Zeit.“ Dies und der Effekt, dass die mei­sten Mit­ar­bei­ten­den nicht mit­ten in der Nacht in die Back­stu­be kom­men müs­sen, habe dazu geführt, dass das Back­haus sogar mehr Nach­fra­ge nach Aus­bil­dungs­stel­len hat­te als Ange­bo­te. Dar­über hin­aus gebe es aber täg­lich sehr vie­le Fak­to­ren, die im Umgang mit den Jugend­li­chen qua­si per­ma­nent beach­tet wer­den müss­ten. „Vor allem braucht es Wert­schät­zung für die Jun­gen und Mäd­chen. Und enorm viel Engagement.“

Infoabend der Handwerkskammer für Oberfranken auf Schloss Thurnau beschäftigte sich mit erfolgreicher Nachwuchsarbeit August 2022

Aus­tausch unter­ein­an­der beim Buf­fet: Wolf­gang Schu­bert-Raab (Mit­te) in Dis­kus­si­on mit Hand­werks­kol­le­gen. Foto: HWK für Oberfranken/​R. Rinklef

Jan Gorr, der mit dem Coach und den Hand­wer­kern dis­ku­tier­te, kommt aus dem Sport. Als Geschäfts­füh­rer bei HSC 2000 Coburg, des­sen 1. Her­ren­team in der 2. Hand­ball-Bun­des­li­ga spielt, ist er auch für die Nach­wuchs­ar­beit ver­ant­wort­lich. „Wir sind per se gefor­dert, gute Nach­wuchs­ar­beit zu lei­sten“, sagt Gorr, der frü­her unter ande­rem Co-Trai­ner der Her­ren-Natio­nal­mann­schaft war. Daher habe er mit dem Ver­ein das Kon­zept „Cobur­ger Weg“ ins Leben geru­fen, das dar­auf abzielt, neben dem sport­li­chen Erfolg ein­zel­ner Spie­ler ganz­heit­li­che Wer­te zu ver­mit­teln und die jun­gen Men­schen auch außer­halb des Spiel­felds wei­ter­zu­ent­wickeln. „Dabei steht der schu­li­sche oder beruf­li­che Erfolg immer ganz klar über dem sport­li­chen.“ Klar sei aber auch, dass die Zie­le nur durch einen opti­mal struk­tu­rier­ten und orga­ni­sier­ten Jugend­be­reich zu errei­chen sei­en, in dem sehr gut qua­li­fi­zier­te Jugend­trai­ner und Mit­ar­bei­ten­de tätig sind. „Auch wir betrei­ben einen sehr hohen Auf­wand. Ohne die­ses Enga­ge­ment“, so Gorr, „geht es nicht mehr“.

In der Dis­kus­si­on mit den Hand­wer­ke­rin­nen und Hand­wer­kern zeig­ten sich durch­aus eini­ge Unter­schie­de. Etwa bei der Fra­ge, inwie­weit die Eltern in die Aus­bil­dung der ohne­hin nur bedingt selbst­stän­di­gen Jugend­li­chen ein­be­zo­gen wer­den müss­ten oder soll­ten. Schu­bert-Raab brach­te dies auf einen kla­ren Nen­ner: „Egal, ob die Müt­ter oder Väter eher Heli­ko­pter-Eltern sind oder sich viel­leicht zu wenig um die Kin­der küm­mern: Ich muss immer wis­sen, mit wel­chem Typ ich es zu tun habe, um rich­tig han­deln zu können.“