Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten Regi­on Ober­fran­ken: Haus­hal­te im Kreis Forch­heim ver­lie­ren 51 Mil­lio­nen Euro wegen Inflation

Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten Region Oberfranken Haushalte im Kreis Forchheim verlieren 51 Millionen Euro wegen Inflation Juli 2022
Von jedem Zehner bleiben längst nicht mehr zehn Euro übrig: Die hohe Inflation belastet insbesondere Menschen mit kleinem Portemonnaie. Die Gewerkschaft NGG fordert gezielte Entlastungen für Geringverdienende. Foto: NGG | Alireza Khalili

Mas­si­ve Kauf­kraft­ver­lu­ste im Zuge des Kriegs gegen die Ukraine

Wegen Infla­ti­on: Haus­hal­te im Kreis Forch­heim ver­lie­ren 51 Mil­lio­nen Euro – Gewerk­schaft NGG: „Men­schen mit gerin­gen Ein­kom­men gezielt entlasten“ 

Infla­ti­on frisst Ein­kom­men auf: Wegen rasant stei­gen­der Prei­se gehen den Haus­hal­ten im Land­kreis Forch­heim in die­sem Jahr rund 51,4 Mil­lio­nen Euro an Kauf­kraft ver­lo­ren – vor­aus­ge­setzt, die bis­he­ri­ge Teue­rungs­ra­te zieht nicht noch wei­ter an. Allein bei Lebens­mit­teln müs­sen die Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher mit Mehr­aus­ga­ben von 23,9 Mil­lio­nen Euro rech­nen. Das teilt die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten mit. Die NGG beruft sich hier­bei auf eine regio­na­le Kauf­kraft­ana­ly­se des Pest­el-Insti­tuts (Han­no­ver). Danach sind Men­schen mit schma­lem Porte­mon­naie beson­ders betrof­fen: In den 17.300 Haus­hal­ten, in denen im Kreis Forch­heim Allein­er­zie­hen­de und Sin­gles mit einem monat­li­chen Net­to­ein­kom­men von weni­ger als 2.000 Euro leben, belau­fen sich die hoch­ge­rech­ne­ten Kauf­kraft­ver­lu­ste – vom Hei­zen bis zum Ein­kauf im Super­markt – bis Jah­res­en­de auf 10,8 Mil­lio­nen Euro.

NGG-Regio­nal­ge­schäfts­füh­rer Micha­el Grundl spricht von „alar­mie­ren­den Zah­len“. Durch die Preis­stei­ge­run­gen droh­ten sozia­le Ver­wer­fun­gen, wenn die Poli­tik nicht durch wei­te­re, geziel­te Ent­la­stun­gen gegen­steue­re. „Vom Kell­ner bis zur Bäcke­rei­fach­ver­käu­fe­rin – Beschäf­tig­te, die kei­ne Spit­zen­ver­die­ner sind, müs­sen der­zeit jeden Cent zwei­mal umdre­hen. Wer ohne­hin schau­en muss, wie er bis zum Monats­en­de durch­kommt, bei dem schla­gen die aktu­el­len Mehr­aus­ga­ben enorm zu Buche“, so Grundl. Laut Pest­el-Insti­tut sind die gestie­ge­nen Lebens­mit­tel­prei­se ein beson­de­rer Infla­ti­ons­trei­ber: Der durch­schnitt­li­che Haus­halt im Kreis Forch­heim hat in der ersten Jah­res­hälf­te allein bei Nah­rungs­mit­teln eine Zusatz­be­la­stung von 38 Euro im Monat zu tra­gen. Die Mehr­aus­ga­ben für Ener­gie belau­fen sich auf monat­lich 34 Euro, Mobi­li­tät ver­teu­er­te sich um neun Euro.

Nach Beob­ach­tung der NGG tref­fen die Preis­sprün­ge im Super­markt „aus­ge­rech­net die Men­schen beson­ders stark, die selbst mit Lebens­mit­teln arbei­ten – ob im Restau­rant, in der Braue­rei oder in der Back­wa­ren­fa­brik“. Zwar sei es der Gewerk­schaft in die­sem Jahr gelun­gen, durch Tarif­ab­schlüs­se etwa im Gast­ge­wer­be kräf­ti­ge Lohn­er­hö­hun­gen zu erzie­len. Die Infla­ti­on dro­he jedoch, die­se zunich­te zu machen. „Was wir jetzt brau­chen, sind spe­zi­el­le Hil­fen für Beschäf­tig­te mit gerin­gen Ein­kom­men. Aber auch für Rent­ne­rin­nen und Rent­ner, Stu­die­ren­de und Arbeit­su­chen­de. Die bis­he­ri­gen Ent­la­stungs­pa­ke­te der Bun­des­re­gie­rung rei­chen nicht aus.

Die Ampel muss nach­le­gen“, for­dert Grundl.

Der Geschäfts­füh­rer der NGG-Regi­on Ober­fran­ken spricht sich für einen „Ener­gie­preis­deckel“ aus, um Pri­vat­haus­hal­te vor explo­die­ren­den Kosten für Gas und Strom zu schüt­zen. Dabei müss­ten alle Ent­la­stun­gen sozi­al aus­ge­wo­gen sein. Grundl: „Star­ke Schul­tern kön­nen mehr tra­gen als schwa­che. Des­halb wäre es auch kon­se­quent, Rei­che stär­ker an der Finan­zie­rung der Kri­sen­la­sten zu betei­li­gen – zum Bei­spiel durch eine ein­ma­li­ge Vermögensabgabe.“