Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster besucht Stadt­wer­ke Bayreuth

Im Zuge sei­ner Som­mer­tour hat Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster Robert Habeck am Don­ners­tag Bay­reuth besucht. Auf dem Pro­gramm stand unter ande­rem eine Besich­ti­gung des inno­va­ti­ven Kraft-Wär­me-Kopp­lungs-Systems (iKWKS) der Stadt­wer­ke Bayreuth.

Jürgen Bayer (Geschäftsführer Stadtwerke Bayreuth), Thomas Ebersberger (Oberbürgermeister Stadt Bayreuth), Robert Habeck (Bundeswirtschaftsminister), Prof. Dieter Brüggemann (Leiter Zentrum für Energietechnik an der Universität Bayreuth)

Jür­gen Bay­er (Geschäfts­füh­rer Stadt­wer­ke Bay­reuth), Tho­mas Ebers­ber­ger (Ober­bür­ger­mei­ster Stadt Bay­reuth), Robert Habeck (Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster), Prof. Die­ter Brüg­ge­mann (Lei­ter Zen­trum für Ener­gie­tech­nik an der Uni­ver­si­tät Bayreuth)

Im ver­gan­ge­nen Okto­ber haben die Stadt­wer­ke Bay­reuth das erste deut­sche inno­va­ti­ve Kraft-Wär­me-Kopp­lungs-System (iKWKS) in den Pro­be­be­trieb genom­men. Es ver­sorgt die Uni­ver­si­tät Bay­reuth mit Wär­me und befin­det sich seit Jah­res­be­ginn im Regel­be­trieb. Für die Wär­me sind dort nicht mehr nur Gas­bren­ner im Ein­satz, son­dern vor allem im Win­ter­halb­jahr ein Block­heiz­kraft­werk, das neben Wär­me auch Strom erzeugt. Ergänzt wird es durch gro­ße Wär­me­pum­pen, die im Som­mer­halb­jahr wei­te Tei­le der benö­tig­ten Wär­me­en­er­gie lie­fern, und einen Elek­tro­den­kes­sel, der – ähn­lich wie ein gro­ßer Was­ser­ko­cher – Wär­me aus Strom erzeugt, wenn davon zu viel im Netz ist. Das iKWKS ver­mei­det jähr­lich den Aus­stoß von rund 5.000 Ton­nen CO2.

Am Don­ners­tag hat Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster Robert Habeck im Zuge sei­ner Som­mer­tour das iKWKS der Stadt­wer­ke Bay­reuth vor Ort besich­tigt. Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er sprach von einer „Pio­nier­lei­stung“, die nur in enger Zusam­men­ar­beit mit der Uni Bay­reuth rea­li­siert wer­den konn­te. Das Pro­jekt habe in der Bran­che bereits für Auf­se­hen gesorgt und er sei zuver­sicht­lich, dass die Stadt­wer­ke wei­te­re Pro­jek­te anschie­ben kön­nen, die zur Wär­me­wen­de bei­tra­gen. „Wir freu­en uns, dass sich der Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster für unse­re Akti­vi­tä­ten inter­es­siert“, sag­te Jür­gen Bay­er. „Das Gespräch war äußerst span­nend und es hat gezeigt, wie fun­diert er sich in ener­gie­wirt­schaft­li­chen The­men aus­kennt. Er weiß um die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Bran­che – gera­de vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Situa­ti­on in der Gasversorgung.“

Sowohl die Stadt­wer­ke Bay­reuth als auch Tho­mas Ebers­ber­ger, Ober­bür­ger­mei­ster der Stadt Bay­reuth, haben an Habeck appel­liert, dass es eine poli­ti­sche Lösung für Men­schen brau­che, die sich die stark gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se nicht mehr lei­sten kön­nen. „Da sind zum einen unse­re explo­die­ren­den Beschaf­fungs­ko­sten, die wir an unse­re Kun­den wei­ter­rei­chen müs­sen“, erklär­te Bay­er. „Hin­zu kommt die ange­kün­dig­te Umla­ge für Gas­kun­den, die vie­le zudem mit meh­re­ren hun­dert Euro pro Jahr bela­sten wer­den wird“, beton­te der Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer. Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster Robert Habeck sprach in die­sem Zusam­men­hang von einer Kun­den­grup­pe, die bis­lang noch nicht aus­ge­leuch­tet sei – von Men­schen, die nicht viel Geld ver­die­nen. „Weil ich zu wis­sen glau­be, wel­che Bela­stun­gen da kom­men kön­nen, bin ich klar auf der Sei­te, da groß­zü­gi­ger zu sein“, sag­te Habeck.

In Bezug auf die Ver­sor­gungs­si­cher­heit beton­te Habeck, es wer­de alles dafür getan, „damit wir nicht in eine Situa­ti­on kom­men, wo poli­tisch ent­schie­den wird, dass wir Lasten abschal­ten“. Die­ser Schritt kön­ne zwar nicht voll­ends aus­ge­schlos­sen wer­den, aber alle Mecha­nis­men davor sei­en bes­ser. Es gehe unter ande­rem dar­um, die Ver­bräu­che zu redu­zie­ren. „Wenn die deut­schen Spei­cher voll sind, rei­chen die für einen durch­schnitt­li­chen Win­ter zwei­ein­halb Mona­te – ohne wei­te­re Zuflüs­se. Aber wir krie­gen ja wei­te­re Zuflüs­se: Nor­we­gen, die Nie­der­lan­de, die LNG-Ter­mi­nals – die wer­den ja wei­ter lie­fern. Hin­zu kommt die Kapa­zi­tät, die wir in Wil­helms­ha­ven und Bruns­büt­tel auf­bau­en. Wenn dann auch noch die Ver­bräu­che redu­ziert wer­den, wie sie euro­pä­isch ver­ab­re­det wur­den, dann bewe­gen wir uns in einem Kor­ri­dor, der kei­ne Zwangs­läu­fig­kei­ten aus­lö­sen muss. Dass die Häu­ser der Kun­den warm sind, das ist das Pri­mat der Kas­ka­den, die wir auf­ge­baut haben.“

Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er sprach auch die geo­gra­fi­sche Lage Bay­reuths im deut­schen Erd­gas­netz an und die damit ver­bun­de­ne Sor­ge, der Süden des Lan­des könn­te in Pro­ble­me gera­ten. „Nord­stream 1 ist im Nord­osten, da liegt Bay­reuth näher dran als am Nord­we­sten. Das System müss­te umka­li­briert wer­den – das geht so schnell nicht“, sag­te Habeck. In die­sem Zuge ver­wies er aber unter ande­rem auf Zuflüs­se aus der Pipe­line Turk­stream aus Süd­ost­eu­ro­pa eben­so wie auf Zuflüs­se aus Ita­li­en. „Zuflüs­se aus Ita­li­en, sagen mir die Ita­lie­ner, sind eben­falls gesichert.“

Wäh­rend des Besu­ches des Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­sters stell­ten die Stadt­wer­ke Bay­reuth auch meh­re­re For­schungs­pro­jek­te vor. Eines beschäf­tigt sich direkt mit der Opti­mie­rung des iKWKS an der Uni Bay­reuth. Dar­an betei­ligt ist eine For­schungs­al­li­anz der Uni­ver­si­tät Bay­reuth – mit dem Zen­trum für Ener­gie­tech­nik (ZET) unter der Lei­tung von Pro­fes­sor Die­ter Brüg­ge­mann – und der Ost­baye­ri­schen Tech­ni­schen Hoch­schu­le Amberg Wei­den – mit deren Insti­tut für Ener­gie­tech­nik (IfE) unter der Lei­tung von Pro­fes­sor Mar­kus Brautsch.

Inter­es­siert zeig­te sich Robert Habeck auch über das For­schungs­pro­jekt ESM-Regio, das die Zukunft der Ver­teil­net­ze unter die Lupe nimmt und vom Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ste­ri­um mit rund 1,85 Mil­lio­nen Euro geför­dert wird. „Bay­reuth ist bei die­sem groß ange­leg­ten Pro­jekt Modell­re­gi­on“, erklär­te Jür­gen Bay­er. „Koor­di­niert wird es von der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Nürn­berg-Erlan­gen unter der Lei­tung von Pro­fes­sor Rein­hard Ger­man. Die Stadt­wer­ke lie­fern die umfang­rei­che Daten­ba­sis, um wich­ti­ge Zukunfts­fra­gen anhand von Simu­la­ti­ons­mo­del­len erfor­schen zu kön­nen.“ Eine drän­gen­de Fra­ge sei bei­spiels­wei­se, wie das Strom­netz auf­ge­baut sein muss, damit es mit der immer stär­ker an Fahrt auf­neh­men­den E‑Mobilität umge­hen kann. „Die Sek­to­ren­kopp­lung steht im Mit­tel­punkt und auch das The­ma Was­ser­stoff wird eine Rol­le spie­len“, sag­te Bay­er. „Wir sind zuver­sicht­lich, dass das Bay­reu­ther Modell auf vie­le ande­re Ver­teil­net­ze über­tra­gen wer­den kann.“ Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster Robert Habeck beton­te, dass dies nur mit der Digi­ta­li­sie­rung der Net­ze gelin­gen könne.