Sonn­tags­ge­dan­ken: Unter Strom

Symbolbild Religion

Ken­nen Sie das auch: das Gefühl stän­dig unter Strom zu ste­hen, den Druck, die­ses und jenes noch erle­di­gen zu müs­sen und die Ver­pflich­tung, jeder und jedem gerecht zu werden?

Ken­nen Sie das auch: das erdrücken­de Gefühl, das einen über­fällt, ange­sichts der vie­len Auf­ga­ben, die noch unbe­dingt und am besten sofort erle­digt wer­den müssen?

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Und wenn man dann alles erle­digt hat, wenn man völ­lig außer Puste ist, kommt meist jemand daher und meint: „Na ja, schön und gut, aber das hät­te wirk­lich nicht sein müssen.“

So eine Situa­ti­on erlebt auch Mar­ta, die für Jesus alles tut, wäh­rend ihre Schwe­ster völ­lig ent­spannt dabei sitzt und Ihm nur zuhört. Und Jesus meint auch noch: „Mar­ta, Mar­ta, du macht dir vie­le Sor­gen und Mühen, aber nur eines ist not­wen­dig. Maria hat das bes­se­re gewählt und das soll ihr nicht genom­men wer­den.“ (vgl. Lk 10,41)

Wie wür­den Sie sich da füh­len? Da macht sich jemand so viel Mühe, und es wird nicht aner­kannt? Ganz im Gegen­teil: Es wird doch der Anschein erweckt, dass Ihrem Tun das „Nichts­tun“ vor­ge­zo­gen wird?

Na dann, kön­nen wir uns doch alle auf die fau­le Haut legen.

Halt, so ist es wirk­lich nicht. Hier liegt ja nicht jemand auf der fau­len Haut. Hier hört jemand zu, sam­melt neue Kraft und viel­leicht auch Ideen für den näch­sten Schritt.

Und genau da könn­te es auch für uns inter­es­sant wer­den. Wir ste­hen so oft unter Strom, wis­sen weder ein noch aus, vor lau­ter Arbeit, und ver­ges­sen dabei, wor­auf es eigent­lich ankommt. Wer immer nur unter Strom steht, wer immer nur auf Hoch­tou­ren läuft, der ver­liert nicht nur den Blick für das Wesent­li­che, der befin­det sich auch in der Gefahr, sich sel­ber zu ver­lie­ren. Viel­leicht sind des­we­gen so vie­le Men­schen so ausgebrannt.

Wäre es da nicht rat­sam, wie Maria, ein­fach ein­mal inne­zu­hal­ten, sich eine kur­ze Aus­zeit zu gön­nen und wie­der neu den Blick zu schär­fen auf das, was wirk­lich wich­tig ist und vor allem, um wie­der zu sich sel­ber zu kommen?

Wäre es nicht rat­sam, ein­mal inne­zu­hal­ten, mit­ten im Getüm­mel des All­tags lang­sam zu machen, um die Signa­le des eige­nen Kör­pers wie­der wahr­zu­neh­men und die Zei­chen der Zeit und auch die Men­schen zu ent­decken, die es gut mit einem meinen?

„Nur eines ist not­wen­dig!“ Ich wün­sche Ihnen, dass Sie gera­de jetzt in die­sen Wochen, in denen vie­le in den Urlaub fah­ren oder ihn vor­be­rei­ten, dass Sie sich wirk­lich Zeit neh­men für sich sel­ber, um zu ent­decken, wie wert­voll und wich­tig Sie sind. Ich wün­sche Ihnen Men­schen, die Sie dabei beglei­ten und unter­stütz­ten und auch mal aus­brem­sen und nicht nur for­dern. Ich wün­sche Ihnen alles Lie­be und Gute und pas­sen Sie gut auf sich auf.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen