Bam­berg: Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken for­dert „jetzt end­lich ins Tun zu kommen“

Vollversammlung Handwerkskammer Oberfranken Bamberg Juli 2022
Empfang von Ministerpräsident Dr. Markus Söder bei der Vollversammlung durch HWK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer, Bambergs Landrat Joachim Kalb, Europa-Staatsministerin Melanie Huml (von links), Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke und HWK-Präsident Matthias Graßmann (von rechts). Foto: HWK für Oberfranken/Ronald Rinklef

Voll­ver­samm­lung der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken mit Mini­ster­prä­si­dent Söder und ZDH-Prä­si­dent Wolls­ei­fer – Söder ver­spricht mehr Mit­tel und „Pakt für das Handwerk“

Das Schlag­wort des Hand­werks heißt – jetzt! Bei der Voll­ver­samm­lung der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken, die am Mon­tag, 11. Juli 2022, im Spie­gel­saal der Har­mo­nie­sä­le in Bam­berg statt­fand, appel­lier­ten sowohl der Prä­si­dent der Hand­werks­kam­mer, Mat­thi­as Graß­mann, als auch der Prä­si­dent des Zen­tral­ver­bands des deut­schen Hand­werks, Hans Peter Wolls­ei­fer, jetzt ins Han­deln zu kom­men. Jetzt müs­se es einen Para­dig­men­wech­sel in der Poli­tik geben, jetzt müs­se aus dem ste­ten Lüft­chen der poli­ti­schen Unter­stüt­zung ein klei­ner Sturm wer­den, jetzt gel­te es die mate­ri­el­le und die men­ta­le Trans­for­ma­ti­on anzu­ge­hen, jetzt müs­se aus Reden end­lich Tun wer­den. Wolls­ei­fer: „Es geht jetzt dar­um, das Fun­da­ment unse­res Wohl­stan­des zu sichern. Es geht um Brot- und-Butter-Themen.“

Vollversammlung Handwerkskammer Oberfranken Bamberg Juli 2022

Kün­dig­te einen „Pakt fürs Hand­werk“ an mit einer Inve­sti­ti­ons­of­fen­si­ve in Höhe von 40 Mil­lio­nen Euro: Mini­ster­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder. Foto: HWK für Oberfranken/​Ronald Rinklef

Die bei­den Prä­si­den­ten fan­den in Bay­erns Mini­ster­prä­si­den­ten Dr. Mar­kus Söder, der eben­falls Gast der Voll­ver­samm­lung war und ein Gruß­wort an die Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter des ober­frän­ki­schen Hand­werks rich­te­te, einen vehe­men­ten und fun­dier­ten Unter­stüt­zer. „Uns in Bay­ern ist das Hand­werk sehr wich­tig“, sag­te Söder. „Daher wer­den wir uns bei der Kabi­netts­sit­zung am Diens­tag, 12. Juli, aus­schließ­lich dem Hand­werk wid­men.“ Der Mini­ster­prä­si­dent ver­sprach der Voll­ver­samm­lung und dem Hand­werk, dass sei­ne Regie­rung einen „Pakt für das Hand­werk“ beschlie­ßen wer­de mit der von den baye­ri­schen Hand­werks­kam­mern gefor­der­te Auf­stockung der Mit­tel für Inve­sti­tio­nen in beruf­li­che Bil­dungs­zen­tren in Höhe von 40 Mil­lio­nen Euro. Söder und Wolls­ei­fer setz­ten bei der Voll­ver­samm­lung mit ihren State­ments eine Debat­te fort, die sie vor einer Woche auf der Hand­werks­mes­se IHM geführt hatten.

Kon­kret for­dert das Hand­werk und auch HWK-Prä­si­dent Graß­mann von der Poli­tik etwa eine Bil­dungs­wen­de. Die baye­ri­schen Kam­mern haben bereits gemein­schaft­lich zu einem „Jahr­zehnt der beruf­li­chen Bil­dung“ auf­ge­ru­fen, ZDH-Prä­si­dent Hans Peter Wolls­ei­fer for­mu­lier­te für die mehr als über­fäl­li­ge Bil­dungs­wen­de vier kon­kre­te Ansät­ze: end­lich eine tat­säch­lich gleich­wer­ti­ge Behand­lung der beruf­li­chen und der aka­de­mi­schen Bil­dung; die gesetz­li­che Ver­an­ke­rung die­ser Gleich­wer­tig­keit, da damit bei­de Bil­dungs­we­ge bei Mit­tel­ver­ga­ben berück­sich­tigt wer­den müss­ten; eine spür­ba­re Ent­la­stung der Aus­bil­dungs­be­trie­be und eine damit ein­her­ge­hen­de Stär­kung der Berufs­bil­dungs­stät­ten; eine bun­des­wei­te Stu­di­en- und Berufs­ori­en­tie­rung, die flä­chen­deckend über alle Schul­for­men hin­weg – auch an Gym­na­si­en – glei­cher­ma­ßen und ergeb­nis­of­fen über bei­de Bil­dungs­pfa­de infor­miert. „Lei­der sind die­se Punk­te alle nicht neu, wir haben sie immer wie­der ange­spro­chen“, sag­te Wolls­ei­fer. „Jetzt aber braucht es das Umden­ken in Poli­tik und Gesellschaft.“

Ehrung von Vor­stands­mit­glied Peter Engelbrecht

Ehe HWK-Prä­si­dent Graß­mann den Tätig­keits­be­richt über die ver­gan­ge­nen Mona­te ableg­te, nahm er bei der Voll­ver­samm­lung noch eine beson­de­re Ehrung vor. Der Bay­reu­ther Kreis­hand­werks­mei­ster Peter Engel­brecht, der auch Mit­glied im Vor­stand der HWK ist, wur­de mit der „Gol­de­nen Ehren­na­del des ober­frän­ki­schen Hand­werks“ aus­ge­zeich­net, die ihm von Mini­ster­prä­si­dent Söder und ZDH-Prä­si­dent Wolls­ei­fer über­reicht wurden.

Vollversammlung Handwerkskammer Oberfranken Bamberg Juli 2022

Die Früh­jahrs­voll­ver­samm­lung 2022 der HWK für Ober­fran­ken fand dies­mal im Spie­gel­saal der Har­mo­nie­sä­le in Bam­berg statt. Zu Gast waren Mini­ster­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder und der Prä­si­dent des Zen­tral­ver­bands des deut­schen Hand­werks (ZDH), Hans Peter Wolls­ei­fer. Foto: HWK für Oberfranken/​Ronald Rinklef

Ein Schwer­punkt des Tätig­keits­be­richts waren die Akti­vi­tä­ten, die die Hand­werks­kam­mer im Bereich der Nach­wuchs­ge­win­nung vor­an­treibt. Die eige­ne, sehr erfolg­rei­che Nach­wuchs­kam­pa­gne wer­de fort­ge­setzt und wei­ter­ent­wickelt und stra­te­gisch noch stär­ker auf die Anspra­che der Eltern und auf die Berufs­mes­sen des Hand­werks im Herbst aus­ge­rich­tet. Neu ist eine Koope­ra­ti­on mit dem Bas­ket­ball-Bun­des­li­gi­sten Bro­se Bam­berg, die im März gestar­tet wur­de und sich gezielt der Nach­wuchs­för­de­rung wid­met. Der HWK-Prä­si­dent: „Wir wol­len hier Eltern und Jugend­li­che in einem ande­ren Umfeld und mit einer ande­ren emo­tio­na­len Wahr­neh­mung anspre­chen und uns dort stark prä­sen­tie­ren, wo wir nicht unmit­tel­bar erwar­tet wer­den, die Ver­bin­dung aber passt.“ Dar­über hin­aus gebe es neue Pro­jek­te wie „Kar­rie­re im Hand­werk“, in des­sen Zuge zum einen neue Bil­dungs­for­men wie das Tria­le Stu­di­um Hand­werks­ma­nage­ment ent­wickelt wur­den, zum ande­ren aber in einem Semi­nar-Pro­gramm auch über die Aus­bil­dung hin­aus­ge­hen­de Fähig­kei­ten ange­bo­ten wer­den. „Wir brau­chen die­se Initia­ti­ven, weil die Jugend­li­che eine kon­kre­te Per­spek­ti­ve, einen Kar­rie­re­weg sehen und erle­ben wollen.“

Zukunfts­in­itia­ti­ven gibt es auch um Bereich der Tech­no­lo­gien. Aktu­ell bemüht sich die HWK für Ober­fran­ken dar­um, neben dem bestehen­den Schau­fen­ster des Mit­tel­stand-Digi­tal Zen­trums Hand­werk ein „Kom­pe­tenz­zen­trums für Brenn­stoff­zel­len, Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie und intel­li­gen­te Lade­sy­ste­me im Hand­werk“ schaf­fen zu kön­nen. „Das wäre ein wich­ti­ges Zukunfts­pro­jekt, um die Ener­gie­wen­de auch in der prak­ti­schen Umset­zung stem­men zu kön­nen.“ Um alle die­se Pro­jek­te und Initia­ti­ven ange­hen zu kön­nen und die ent­spre­chen­de finan­zi­el­le wie ideel­le Unter­stüt­zung zu bekom­men, hat die Hand­werks­kam­mer auch die poli­ti­sche Lob­by­ar­beit inten­si­viert. „Wir glau­ben schon sagen zu kön­nen, dass sich lang­sam ein ech­ter Bewusst­seins­wan­del pro Hand­werk bemerk­bar macht. Ehr­li­cher­wei­se wird die­ser aber auch Zeit brauchen.“

Der Tätig­keits­be­richt des Kam­mer­prä­si­den­ten wur­de durch die Abnah­me der Jah­res­rech­nung und den Wirt­schafts­be­richt abge­schlos­sen, den HWK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Rein­hard Bau­er dem Gre­mi­um skiz­zier­te. Die HWK hat das Haus­halts­jahr 2021 dabei wider Erwar­ten mit einem Plus von 1,35 Mil­lio­nen Euro abschlie­ßen kön­nen. „Das tut uns ange­sichts der vor uns ste­hen­den Inve­sti­tio­nen in unse­re Bil­dungs­zen­tren, für die wir Eigen­mit­tel auf­brin­gen müs­sen, natür­lich sehr gut“, sag­te Bau­er (sie­he wei­te­re Pres­se­mit­tei­lung zur Jah­res­rech­nung). Aktu­ell wird das Bil­dungs­zen­trum in Hof moder­ni­siert und in Tei­len neu gebaut – eine Maß­nah­me, die im Kosten- und Zeit­rah­men liegt und bis Mit­te näch­sten Jah­res abge­schlos­sen sein wird. Dar­über hin­aus wer­den für den Neu­bau des Bil­dungs­zen­trums in Bam­berg, für das ein Grund­stück an der Forch­hei­mer Stra­ße gekauft wur­de, die Aus­schrei­bun­gen für die Pro­jekt­pla­ner und den Archi­tek­ten­wett­be­werb vor­be­rei­tet. Für das Bil­dungs­zen­trum Coburg wird auf Basis von aktua­li­sier­ten Daten aus dem Gut­ach­ten nun eine För­der­skiz­ze erar­bei­tet und eingereicht.

Erfreu­li­che Nach­rich­ten gab es auch von den Unter­neh­men, an denen die Hand­werks­kam­mer betei­ligt ist. Die Gewer­be-Treu­hand Ober­fran­ken GmbH Steu­er­be­ra­tungs­ge­sell­schaft (GTO) hat 2021 einen Jah­res­über­schuss von 168.000 Euro erwirt­schaf­tet und auch das erste Halb­jahr 2022 ent­wickelt sich posi­tiv. Die IFGO GmbH, eine 100-pro­zen­ti­ge Toch­ter der HWK, schloss das Jahr 2020 eben­falls mit einem Über­schuss ab (101.000 Euro), das Jahr 2021 steht noch vor dem Abschluss, wird aber eben­falls schwar­ze Zah­len liefern.