Ver­nis­sa­ge der Aus­stel­lung „ter­ra inco­gni­ta“ in Kulmbach

Bil­der mit Symbolkraft

Die Male­rin Gabrie­le Schaffart­zik prä­sen­tiert ihre Wer­ke in der Kunst­ga­le­rie Mari­on Koty­ba. Die Besu­cher der Ver­nis­sa­ge beka­men viel zu sehen.

Unbe­kann­tes Land, wie man den Titel der Aus­stel­lung „ter­ra inco­gni­ta“ über­set­zen kann, galt es bei der Ver­nis­sa­ge zu erkun­den. Denn nicht nur die stell­ver­tre­ten­de Land­rä­tin Chri­sti­na Flau­der und die Stadt­rä­te Dr. Micha­el Pfitz­ner, Dr. Die­ter Häge­le und Tho­mas Nagel, son­dern auch die Ver­nis­sa­ge­be­su­cher lie­ßen sich von dem zum Teil groß­for­ma­ti­gen Ölge­mäl­de in den Bann ziehen.

Ter­ra inco­gni­ta – mit die­sem Aus­stel­lungs­ti­tel umschreibt Gabrie­le Schaffart­zik das Neu­land ent­stan­de­ner Expo­na­te sowie die noch unbe­kann­ten Gebie­te des Unter­be­wusst­seins und der Fan­ta­sie, wel­che bei Bild­fin­dungs­pro­zes­sen immer eine Rol­le spielen.

Gabrie­le Schaffart­zik wur­de 1964 in Bre­men gebo­ren, stu­dier­te nach ihrem Abitur an der Geor­gAu­gust-Uni­ver­si­tät in Göt­tin­gen und an der Aka­de­mie der Schö­nen Kün­ste in Kra­kau, Polen.

Stu­di­en der Iko­nen­ma­le­rei in pri­va­ten Ate­liers in Frank­reich, Öster­reich, Russ­land und Deutschland.

Sie ist als Male­rin Mit­glied im Bun­des­ver­band Bil­den­der Künst­le­rin­nen und Künst­ler und Initia­to­rin zahl­rei­cher kul­tu­rel­ler Initia­ti­ven, die sie auch in ihrer gro­ßen Zahl natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ein­zel­aus­stel­lun­gen und Betei­li­gun­gen in ver­schie­den­ste Län­der trägt.

Die Zahl ihrer Aus­stel­lun­gen ist groß und viel­fäl­tig. Ihre Wer­ke sind in vie­len pri­va­ten und öffent­li­chen Samm­lun­gen im In- und Aus­land zu finden.

Sie nahm an ver­schie­den­sten Aus­stel­lungs­pro­jek­ten und Sym­po­si­en in Deutsch­land, Ita­li­en, Ägyp­ten, der Tür­kei, im Koso­vo, in Litau­en, Nord Maze­do­ni­en, Nord Zypern, Mon­te­ne­gro, Ser­bi­en, Alba­ni­en, Bos­ni­en Her­ze­go­wi­na und Indi­en teil, schon des­halb könn­te man sie als Kos­mo­po­li­tin der Kün­ste bezeichnen.

Ange­sichts heu­ti­ger Glo­ba­li­sie­rung und dar­aus resul­tie­ren­der stan­dar­di­sie­ren­der, gleich­ma­che­ri­scher Ten­den­zen ist Gabrie­le Schaffart­zik eine gera­de­zu ide­al­ty­pi­sche Künst­ler­per­sön­lich­keit, die mit Viel­falt dage­gen arbeitet.

Sie zeigt in ihren Arbei­ten, dass Kunst nicht eine wur­zel­lo­se visu­el­le Kom­mu­ni­ka­ti­on ist, son­dern eine Viel­zahl gewach­se­ner und erhal­tens­wer­ter künst­le­risch-kul­tu­rel­ler Spra­chen und Iden­ti­tä­ten umfasst, die es ken­nen zu ler­nen und vor allem zu bewah­ren gilt.

In ihren Ölma­le­rei­en und Misch­tech­ni­ken auf Lein­wand, die größ­ten­teils ein stren­ges Hoch­for­mat cha­rak­te­ri­siert, baut die Male­rin Gabrie­le Schaffart­zik ver­schie­den­ste inhalt­li­che und for­ma­le Ebe­nen ein.

Auf allen Wer­ken in die­ser Werk­schau sind Insek­ten oder Tie­re erkennbar.

Über­tra­gen gemeint geben sich Hase, Fuchs und Igel, Amsel, Fink und Star sowie Klein- und Groß­tie­re des Wal­des in den Arbei­ten der Künst­le­rin ein bild­ne­ri­sches Stelldichein.

Sie alle sym­bo­li­sie­ren Sinn, Schön­heit, Viel­falt und Schutz­wür­dig­keit der Natur.

Und da sind die kryp­ti­schen Schrif­ten, die wie Geheim­schrif­ten Rät­sel auf­ge­ben und die Fan­ta­sie des Betrach­ters zum Nach­fra­gen anre­gen. Auch gibt es abstrak­te Kür­zel, kom­po­si­to­ri­sche Brü­che und Mul­ti­per­spek­ti­ven, die nicht nur das Gefun­de­ne, son­dern auch das Erfun­de­ne thematisieren.

Spä­te­stens seit der Kunst der Klas­si­schen Moder­ne wis­sen wir, dass Kunst nicht nur bloß Sicht­ba­res zeigt, son­dern auch Unsicht­ba­res, die Welt der Emo­tio­nen, der Ein­fäl­le und Ideen.

Häu­fig tau­chen in den Bil­dern Frag­men­te ortho­do­xer Iko­nen­ma­le­rei auf – sti­li­sier­te Land­schaf­ten, Tie­re, Gold­grund und Got­tes­häu­ser – sicher dem Stu­di­um byzan­ti­ni­scher Kunst­ge­schich­te geschul­det. Es mischen sich Gegen­wart mit Ver­gan­gen­heit, unter­schied­lich­ste Kul­tur­krei­se mit Tra­di­ti­on und Aufbruch.Natürlich spielt Gabrie­le Schaffart­zik auch mit unse­ren Erwartungen.

Das Werk „Jagd“ löst ohne vor­he­ri­ge Betrach­tung ihrer bild­ne­ri­schen Inter­pre­ta­ti­on in uns als Betrach­ter eher tri­via­le und hei­mi­sche Erin­ne­run­gen aus, so die Gale­ri­stin Mari­on Kotyba.

Betrach­tet man das ein­drucks­vol­le Groß­for­mat jedoch genau­er, ist es weit weg vom klas­si­schen Jagd­mo­tiv – Lich­ter­ket­ten durch­zie­hen das Motiv, kom­bi­niert mit rät­sel­haf­ten, fremd­ar­ti­gen Schrif­ten und wird nicht eine Kind­heits­er­in­ne­rung wach, wenn wir das Haus vom Niko­laus erkennen?

Auch das schlan­ke Hoch­for­mat mit der über­gro­ßen Flie­ge lädt dazu ein, sich das Werk noch genau­er zu betrach­ten, steckt es doch vol­ler Sym­bo­lik. Die dar­ge­stell­ten Gra­nat­äp­fel in unter­schied­lich­ster Aus­ar­bei­tung kön­nen unter­schied­lich­ste Bedeu­tun­gen haben. Der Gra­nat­ap­fel fin­det in der Bibel, der grie­chi­schen Mytho­lo­gie als auch im Koran Erwähnung.

Er ist ein Sym­bol für Leben und Frucht­bar­keit. Auch auf ande­ren Wer­ken in die­ser Aus­stel­lung ist der Gra­nat­ap­fel zu finden.

Die Künst­le­rin lockt uns mit visu­el­len Erwar­tun­gen, lässt uns dann in ihrem Bil­der­kos­mos ins Laby­rinth und über die Hür­den ihrer Fan­ta­sie lau­fen, denn die Bil­der sind kei­ne bloß nar­ra­tiv zu ver­ste­hen­den Tri­vi­al­my­then, son­dern sub­ti­le Bild­wel­ten ganz ver­schie­de­ner visu­el­ler Erfahrungen.

Die wie­der­um gestal­tet Gabrie­le Schaffart­zik mit Akri­bie und Hin­ga­be par­ti­ell natu­ra­li­stisch, nur um dann in gra­phi­sche und abstra­hie­ren­de Zei­chen­spra­che zu wech­seln. Wenn man so will, ist ihre Kunst in den Aus­drucks­mit­teln eben­so viel­spra­chig wie sie selbst es ist.

Und die Bild­ele­men­te sind eben­so von kul­tu­rel­ler Diver­si­tät bestimmt, wie die Viel­zahl ihrer Auslandsaufenthalte.

Das schma­le Hoch­for­mat der Bil­der betont Aus­schnitt­haf­tes. Das, was gezeigt wird, ver­weist gleich­zei­tig aber auch auf das, was nicht gezeigt wird und von uns Betrach­tern ergänzt wer­den muss.

Gabrie­le Schaffart­zik erklärt den Gästen, dass es sich lohnt die Wer­ke genau­er zu betrach­ten, da jedes Werk ver­bor­ge­ne Bot­schaf­ten enthält.

Bis zum 02. Sep­tem­ber jeweils Do. + Fr. von 14–18 Uhr und Sa. Von 12–15 Uhr und nach Ver­ein­ba­rung kön­nen Besu­cher die Aus­stel­lung in Ober­hacken 3, 95326 Kulm­bach besu­chen, um die Wer­ke zu erkunden.