Probleme mit dem städtischen Aufzug am Forchheimer Bahnhof

Leserbrief_Aufzug Stadt Forchheim Bahnhof defekt Juni 2022

Fotos 23. Juni 2022 – Defekter Aufzug Stadt Forchheim Bahnhof Ausgang Bayreuther Straße. Fotos: Thomas Kaul

Insgesamt 4 Aufzüge sind am Forchheimer Bahnhof installiert, um den Zugang zu den Gleisen so barrierearm wie möglich zu gestalten. Drei davon betreibt die Deutsche Bahn, und diese sind auch voll funktionsfähig, der aktuelle Zustand kann im Internet abgerufen werden – für  Behinderte eine wichtige Information. Nur einer der vier Aufzüge macht seit Wochen Probleme: der Aufzug an der Ostseite, zur Bayreuther Straße hin. Auf dieses Problem hat uns ein Rollstuhlfahrer aus Wiesenthau mittels eines Leserbriefes aufmerksam gemacht, und wir haben die Bahn und die Stadt Forchheim um Stellungnahmen gebeten. Beide haben erfreulicherweise prompt geantwortet:

Stellungnahme einer Sprecherin der Deutschen Bahn

Die vier baugleichen Aufzüge am Bahnhof Forchheim wurden nach dem vergangenen Rahmenvertrag mit der Fa. Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH errichtet. Diese beinhalten keine spezielle DB-Technik, sondern qualitativ langlebige Komponenten, welche frei auf dem Markt verfügbar sind.

Hierdurch ergeben sich wiederum Vorteile bei der Instandhaltung der Anlage, da man nicht zwingend an den Aufzugshersteller gebunden ist, sondern der Service ebenfalls durch jede entsprechend geschulte Fachfirma / Servicetechniker:innen durchgeführt werden kann.

Wie bereits geschrieben, ist der Aufzug der Stadt nicht an unser Überwachungssystem angeschlossen, da es sich hierbei um ein DB-internes System der Gebäudeautomation handelt.

Allerdings wäre eine Aufschaltung auf das DB-interne System „ADAM“ mittels entsprechender Vertragsschließung und Kostenbeteiligung möglich. In diesem Falle ist es z.B. unter der Webanwendung „bahnhof.de“ oder der App „Bahnhof live“ jederzeit möglich, die aktuelle Verfügbarkeit der Aufzugsanlage einzusehen.

Allerdings gibt es auf dem Markt ebenfalls bereits verschiedene Lösungen, welche es dem Betreiber ermöglichen, u. a. den Stillstand der Aufzugsanlage in Echtzeit festzustellen, um somit zeitnah auf eine aufgetretene Störung reagieren zu können.

Da die drei Aufzüge im Eigentum der DB Station&Service AG – welche durch DB Services instandgehalten werden – zuverlässig funktionieren und im bisherigen Jahresverlauf eine sehr hohe Verfügbarkeit von 99,5 % bzw. 99,6 % vorweisen, kann in diesem Fall vermutet werden, dass es sich hierbei nicht um einen Mangel aus dem Bau der Anlage handelt.

Der Aufzug der Stadt liegt nicht in unserem Einflussbereich. Daher können diesbezüglich keine Aussagen zu Störungsursachen, Verfügbarkeiten, usw. getroffen werden.

Stellungnahme der Stadt Forchheim

Wir bedauern sehr, dass der städtische Aufzug am Bahnhof Forchheim in letzter Zeit immer wieder ausfällt und dadurch Unannehmlichkeiten entstehen. Wir gehen der Sache aktuell zusammen mit der Herstellerfirma intensiv auf den Grund. Die Darstellung mancher, dass der Aufzug seit 3 Wochen defekt wäre, ist insoweit nicht korrekt, als er innerhalb von 3 Wochen mehrere Male nicht funktionierte, mehrere Reparaturversuche durch die Herstellerfirma durchgeführt wurden und zwischendurch der Aufzug für ein oder auch mehrere Tage funktionstüchtig war. Aktuell schicken wir täglich einen Bauhofmitarbeiter dorthin um manuell überprüfen zu lassen, ob der Aufzug noch geht oder nicht. Sobald der Aufzug als nicht funktionstüchtig gemeldet wird, dauert es meistens nur ein paar Stunden, bis der Service der Firma vor Ort ist und den Aufzug wieder in Gang setzt. Wenn ein Ersatzteil gebraucht wird, dauert es in der Regel 12 bis max. 24 Stunden, bis der Aufzug wieder funktioniert.

Es gibt hier mehrere unglückliche Umstände, die zusammenkommen:

Zum Zeitpunkt der Errichtung von den Aufzügen der DB am Bahnhof war der Aufzug zur Bayreuther Straße seitens der Bahn nicht vorgesehen. Die Stadt Forchheim wollte das nicht hinnehmen und beauftragte das Tiefbauamt, sich darum zu kümmern. Es wurde dann vereinbart, dass das gleiche Aufzugsmodell, welches an den anderen Stellen im Bahnhof vorgesehen wurde, an der Stelle zur Bayreuther Str. gebaut werden soll und die Stadt die Baukosten und später den Unterhalt übernimmt.

Das Problem an der Sache war dann, dass die Aufzüge für die Bahn mit einer speziell für die Anforderungen der Bahn hergestellten Technik ausgeliefert wurden, die mit dem Meldesystem der Bahn kommunizieren. Dieses bahninterne Meldesystem konnte aber nicht für den städtischen Aufzug angeschlossen werden, da der Aufzug nicht über den Unterhalt der Bahn läuft.

Die Stadt Forchheim hat dann, da wir mit dem fehlenden Meldesystem unzufrieden waren, die Aufzugsfirma beauftragt, die autonome Meldetechnik für Nicht-Bahn-Aufzugsbetreiber zu installieren. Entsprechend wurden elektronische Bauteile nachgerüstet. Es wurde aber dann festgestellt, dass die Sache nicht so einfach funktioniert. Das autonome Meldesystem wurde bislang nicht zum Laufen gebracht. Im Prinzip müssen die bahntypischen Bauteile rückgebaut und durch Standardbauteile ersetzt werden. Dies wurde in den letzten Wochen erfolglos versucht, deswegen kam es wohl zu noch mehr Ausfällen als vorher.

Das Problem mit der speziellen auf die DB zugeschnittenen Technik der Aufzüge haben scheinbar auch andere Kunden, es wurde vor kurzem vom Hersteller ein Programm auf den Weg gebracht, die Aufzüge, die für die Bahn hergestellt wurden, so umzurüsten, dass die normale Aufzugstechnik wieder funktioniert. Auch die Stadt Forchheim wird nun Teil dieses Programms – wurde uns zugesagt.

Es gab zudem die Anfrage, warum die Aufzüge der Bahn in der Wheelmap, eine App mit Infos für barrierefreie Einrichtungen, angezeigt werden und der Aufzug der Stadt nicht. Das hängt genau mit der Problematik der Bahntechnik zusammen, an der wir ja nicht angeschlossen sind. Die herstellerseitige Meldetechnik ist noch nicht so weit. Von Seiten der Herstellerfirma heißt es, dass auch an diesem Problem gearbeitet wird und wir angeblich im kommenden Jahr mit Fortschritten rechnen können. Wir werden uns natürlich auch hier bemühen, dass wir softwareseitig an das System angeschlossen werden. Dies wird aber erst möglich sein, wenn die Umrüstung auf die Standardtechnik mit dem autonomen Fehlermeldesystem (genannt Action Board) erfolgreich war.

Ansonsten waren die letzten Fehler immer die gleichen, nämlich dass sich der Aufzug leicht verkantet hat und ein Sensor daraufhin die Abschaltung durchführt. Die Ursache hierfür ist noch nicht abschließend geklärt und wurde dem Hersteller gemeldet. Dies wird seit letzter Woche vor Ort geprüft. Leider wird der Aufzug weiterhin ausfallen. Eine Aussage, wann er wieder funktioniert, können wir aktuell nicht treffen.