Bam­berg: Hei­li­ger Micha­el wird restauriert

Bamberg Heiliger Michael Restaurierung Juli 2022
St. Michael mit den Gerüstbauern und Steinmetzen sowie Steinrestaurateur Rudolf Spangel (Zweiter von rechts). Foto: Lara Müller / Bürgerspitalstiftung Bamberg

St. Micha­el ver­lässt sein Kloster

Die Sta­tue des Namens­pa­trons wird nun in einer Werk­statt unter­sucht und spä­ter restauriert

Das Klo­ster St. Micha­el steht jetzt ohne sei­nen Namens­pa­tron da. Am Frei­tag, 1. Juli, wur­de die lebens­gro­ße Skulp­tur des Hei­li­gen Micha­el am Gie­bel über dem Got­tes­haus demon­tiert, per Auf­zug her­un­ter­ge­holt und auf einem Trans­por­ter in eine Stein­metz-Werk­statt gebracht. „Die Akti­on ist gut gelau­fen, die Figur ist wohl­be­hal­ten am Ziel ange­kom­men“, atmet der Stein­metz-Mei­ster und Stein­re­stau­ra­teur Rudolf Span­gel auf, der im Immo­bi­li­en­ma­nage­ment der Stadt für die Fas­sa­den-Sanie­rung zustän­dig ist.

Bamberg Heiliger Michael Restaurierung Juli 2022

Die Sta­tue von St. Micha­el wird von ihrem Sockel gelöst. Foto: Lara Mül­ler / Bür­ger­spi­tal­stif­tung Bamberg

Schon bei den Vor­be­rei­tun­gen des Abbaus wur­den Schä­den an der Unter­sei­te der Sand­stein-Figur sicht­bar, die zwi­schen den bei­den West­tür­men der Kir­che seit drei Jahr­hun­der­ten genau im Wind­ka­nal steht. „Der Eisen­dorn, auf dem die Figur ange­bracht ist, war kor­ro­diert und hat den Stein aus­ein­an­der­ge­trie­ben. Frü­her oder spä­ter hät­te das zu fort­schrei­ten­den Schä­den geführt“, berich­tet Span­gel und ver­deut­licht die Gefahr, dass Stei­ne dann direkt vor dem Haupt­ein­gang her­ab­stür­zen könn­ten. Außer­dem weist die Skulp­tur zahl­rei­che Alt­kit­tun­gen, Fehl­stel­len und Ver­na­delun­gen auf. „Deren Tie­fe und Beschaf­fen­heit muss genau unter­sucht wer­den, ehe fest­ge­legt wird, wie es wei­ter­geht“, so Spangel.

Abgleich mit den Originalflügeln

Bamberg Heiliger Michael Restaurierung Juli 2022

Gut ein­ge­packt ver­lässt sie ihren Stamm­sitz. Foto: Lara Mül­ler / Bür­ger­spi­tal­stif­tung Bamberg

Erst nach der Vor­un­ter­su­chung, die vom Baye­ri­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge eng beglei­tet wird, kann die eigent­li­che Restau­rie­rung aus­ge­schrie­ben wer­den. Ein Gegen­stand der Unter­su­chun­gen wird auch sein, wie die Ori­gi­nal­form der Engels­flü­gel aus der Barock­zeit anhand von Fotos rekon­stru­iert wer­den könn­te. Bei der letz­ten Restau­rie­rung 1952 habe man sich mit Flü­geln zufrie­den gege­ben, die Span­gel als „Schmet­ter­lings­flü­gel“ beschreibt. Zwi­schen einem Vier­tel- und einem hal­ben Jahr wird vor­aus­sicht­lich der Auf­ent­halt von St. Micha­el in der Werk­statt dauern.

Die Arbeit an die­ser Skulp­tur wird als Blau­pau­se für die Restau­rie­rung von fünf wei­te­ren Figu­ren an der römisch geglie­der­ten West­fas­sa­de die­nen (Maria, Hein­rich, Kuni­gun­de, Otto, Bene­dikt) sowie des sehr schad­haf­ten Dop­pel­wap­pens, auf dem sich der Abt Chri­stoph Ernst von Gut­ten­berg und der Fürst­bi­schof Lothar Franz von Schön­born ver­ewigt haben. Künst­le­risch gefer­tigt wur­den die­se Arbei­ten um 1699 von Niko­laus Resch aus Stei­nen des Lau­fer Stein­bre­chers Chri­sti­an Lily.

Abschluss der Kir­chen­sa­nie­rung im Jahr 2025

Bamberg Heiliger Michael Restaurierung Juli 2022

Nach einer lang­sa­men Fahrt im Auf­zug wird sie auf einem Trans­por­ter in eine Bam­ber­ger Stein­metz-Werk­statt gebracht. Foto: Lara Mül­ler / Bür­ger­spi­tal­stif­tung Bamberg

Die Instand­set­zung der Figu­ren ist ein Teil der von 2009 bis zum Jahr 2030 lau­fen­den Gesamt­sa­nie­rung der Klo­ster­an­la­ge am Micha­els­berg mit Kosten von ins­ge­samt rund 80 Mil­lio­nen Euro. Mög­lich wur­de die­se umfang­rei­che Bau­maß­nah­me durch eine groß­zü­gi­ge Anschub­fi­nan­zie­rung des Bun­des und der finan­zi­el­len Unter­stüt­zung baye­ri­scher För­der­ge­ber – der Ober­fran­ken­stif­tung, dem Baye­ri­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge mit Mit­teln des Ent­schä­di­gungs­fonds Bay­ern und der Regie­rung von Ober­fran­ken mit Städ­te­bau­för­der­mit­teln – sowie der Stadt Bam­berg und der Stif­tung Welt­kul­tur­er­be Bamberg.

„Wenn wir wei­ter­hin so gut vor­an­kom­men, kön­nen wir die Kir­chen­sa­nie­rung wie geplant bis Ende 2025 abschlie­ßen und vor­aus­sicht­lich im Jahr 2026 wie­der für die Öffent­lich­keit zur Ver­fü­gung stel­len“, sagt Stif­tungs­re­fe­rent Bert­ram Felix. Er freut sich, dass das Klo­ster auch ohne die gro­ße Figur hoch über dem Ein­gang nicht ganz ohne Schutz­pa­tron aus­kom­men muss und deu­tet auf die gol­de­ne Wet­ter­fah­ne auf dem angren­zen­den Gebäu­de. Ein klei­ner St. Micha­el ist dort zu erken­nen, der nun allein über das Got­tes­haus wachen darf.