Bun­des­prä­si­den­ten die Bam­berg besuchten

Bundespräsident Köhler
Die meisten Bundespräsidenten besuchten bereits die Weltkulturerbestadt Bamberg. Foto: Stadt Bamberg

Bis auf eine Aus­nah­me besuch­ten bis­her alle Staats­ober­häup­ter die Welt­erbe­stadt – ein Bun­des­prä­si­dent rei­ste sogar mit dem Schiff an

Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er mit dem Diplo­ma­ti­schen Korps besuch­te am 5. Juli 2022 Bam­berg. Wenn sich das Staats­ober­haupt der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ankün­digt, dann gilt es eini­ges zu beach­ten. „Der Besuch läuft streng nach Pro­to­koll ab“, erzählt Bri­git­te Rie­gel­bau­er vom Bür­ger­mei­ster­amt der Stadt Bam­berg. Sie muss es wis­sen: Bei ihr lau­fen im Rat­haus orga­ni­sa­to­risch die Fäden zusam­men. Sie hat die letz­ten drei Besu­che von Stein­mei­ers Vor­gän­gern eng begleitet.

Der Auf­ent­halt von Frank-Wal­ter Stein­mei­er in Bam­berg steht in einer guten Tra­di­ti­on. Mit Aus­nah­me von Karl Car­stens (Amts­zeit 1979 bis 1984) waren alle Staats­ober­häup­ter der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land bereits in der Welt­erbe­stadt zu Gast. Car­stens war zumin­dest vor sei­nem Amts­an­tritt noch als Vor­sit­zen­der der CDU/C­SU-Bun­des­tags­frak­ti­on in Bam­berg. Bri­git­te Rie­gel­bau­er hat immer­hin die Besu­che von Horst Köh­ler, Chri­sti­an Wulff und Joa­chim Gauck orga­ni­sa­to­risch beglei­tet. Sie hilft dem Stab des Bun­des­prä­si­di­al­amts mit Kon­tak­ten vor Ort. „Fast alle Bun­des­prä­si­den­ten waren im Dom, das ist immer ein Muss“, weiß sie.

Auch Frank-Wal­ter Stein­mei­er wird am 5. Juli 2022 mit dem diplo­ma­ti­schen Korps wie­der Bam­bergs bedeu­ten­de Kathe­dra­le besich­ti­gen, danach lädt der Bun­des­prä­si­dent zum Emp­fang in den Rosen­gar­ten. Der Ein­trag ins Gol­de­ne Buch der Stadt, das Bri­git­te Rie­gel­bau­er ver­wahrt, gehör­te bis­lang fast zu jedem Besuch eines Staats­ober­haupts dazu. Auch Stein­mei­er wird sein Auto­gramm ins Stamm­buch der Stadt schrei­ben. Ein Kapi­tel mehr in die­ser erfreu­li­chen Tra­di­ti­on für Bamberg.

„Die Besu­che sind immer etwas Beson­de­res, jeder Bun­des­prä­si­dent setzt sei­nen eige­nen Schwer­punkt“, erzählt Rie­gel­bau­er. So war etwa Chri­sti­an Wulff sehr „sport­lich“ unter­wegs, Joa­chim Gauck lud zum Bun­des­prä­si­den­ten­kon­zert ein. Der fol­gen­de Über­blick zeigt, wie die ein­zel­nen Besu­che in der Ver­gan­gen­heit abliefen:

Der Besuchs­rei­gen begann am 27./28. Okto­ber 1951 mit dem ersten Bun­des­prä­si­den­ten der noch jun­gen Bun­des­re­pu­blik, Theo­dor Heuss. Sein Auf­ent­halt sei rein pri­vat, „weil er sonst nichts Ande­res mehr zu tun hät­te, als Staats­be­su­che in den Städ­ten der Bun­des­re­pu­blik zu machen“, ver­trau­te „Papa Heuss“ – so sein lie­be­vol­ler Spitz­na­me – dem dama­li­gen Bam­ber­ger Ober­bür­ger­mei­ster Luit­pold Weegmann an. Aller­dings lief der Besuch dann doch unter reger Anteil­nah­me der Bam­ber­ger Bevöl­ke­rung ab. Das Pri­vat­le­ben eines Bun­des­prä­si­den­ten war eben schon damals sehr eingeschränkt.

Bam­berg war für Theo­dor Heuss „zweit­schön­ste Stadt“

Heuss traf am spä­ten Sams­tag­abend (27. Okto­ber 1951) mit dem Zug in Bam­berg ein. Sein Son­der­wag­gon, in dem er auch über­nach­te­te, wur­de am Bahn­gleis an der Schwar­zen­berg­stra­ße abge­stellt. Tags dar­auf besuch­te er die Dom­schatz­aus­stel­lung und besich­tig­te den Dom. Fer­ner traf er mit Erz­bi­schof Joseph Otto Kolb zusam­men. Im Restau­rant Mes­ser­schmitt trug er sich dann ins Gol­de­ne Buch der Stadt ein. OB Weegmann woll­te dabei sei­nen Gast zu der Aus­sa­ge bewe­gen, Bam­berg sei die schön­ste Stadt Deutsch­lands. Doch der Bun­des­prä­si­dent mein­te, „er pro­pa­gie­re immer, Mün­ster sei die schön­ste und Bam­berg die zweit­schön­ste Stadt, denn Mün­ster habe die Pro­pa­gan­da not­wen­di­ger“. Am 7. Sep­tem­ber 1954 kam Heuss erneut nach Bam­berg. Anlass war eine Tagung des Kul­tur­krei­ses im Bun­des­ver­band der Deut­schen Indu­strie in der Neu­en Resi­denz. Als Höhe­punkt die­ses Besu­ches tra­ten im Dom die Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker und die Regens­bur­ger Dom­spat­zen gemein­sam auf.

Auch Heuss’ Nach­fol­ger Hein­rich Lüb­ke war zwei Mal an der Reg­nitz. Am 13. August 1960 mach­te er auf der Fahrt zum Deut­schen Turn­tag in Coburg für eine Stun­de in Bam­berg Sta­ti­on und besuch­te den Dom. Der zwei­te Auf­ent­halt dau­er­te ledig­lich eine hal­be Stun­de län­ger. Im Anschluss eines vier­tä­gi­gen Besuchs im dama­li­gen deutsch-deut­schen Grenz­ge­biet traf er per Hub­schrau­ber am 7. Okto­ber 1964 an der Brei­ten­au ein. Auf dem Pro­gramm stand dies­mal neben dem obli­ga­to­ri­schen Dom­be­such eine Besich­ti­gung der Neu­en Resi­denz. Bei bei­den Besu­chen kam es aus Zeit­grün­den nicht zu einem Ein­trag ins Gol­de­ne Buch.

Ins­ge­samt zwei Stun­den hielt sich Bun­des­prä­si­dent Gustav Hei­ne­mann am 19. April 1974 in Bam­berg auf. Er befand sich auf sei­nem Abschieds­be­such im Bun­des­land Bay­ern. Nach der Lan­dung mit dem Heli­ko­pter am Flug­platz wur­de das Staats­ober­haupt im Alten Rat­haus emp­fan­gen und Hei­ne­mann trug sich ins Gol­de­ne Buch ein. Ursprüng­lich war im Anschluss nur ein kur­zer Spa­zier­gang vom Rat­haus zum Alten Kanal geplant, doch Hei­ne­mann ent­schied spon­tan, auch noch den Dom zu besich­ti­gen, so dass sich sein Abflug verzögerte.

Mit dem Schiff nach Bamberg

Bun­des­prä­si­dent Wal­ter Scheel besuch­te am 5. Okto­ber 1975 den Hel­fer­tag des Baye­ri­schen Roten Kreu­zes. Er ist wohl das ein­zi­ge Staats­ober­haupt, das jemals mit dem Schiff nach Bam­berg kam. Scheel lan­de­te zunächst mit dem Heli­ko­pter in der Nähe der Schleu­se Vier­eth und begab sich dann zusam­men mit Mini­ster­prä­si­dent Alfons Gop­pel an Bord des Fahr­gast­schiffs „Fran­ko­nia“. Das Schiff war vom BRK gechar­tert wor­den, um damit Aus­flugs­fahr­ten mit den kran­ken und behin­der­ten Men­schen durch­zu­füh­ren. Nach einer Fahrt zum Bam­ber­ger Hafen ging es dann zusam­men mit dem Mini­ster­prä­si­den­ten zum Alten Rat­haus, wo sich bei­de ins Gol­de­ne Buch ein­tru­gen. Anschlie­ßend ging es wei­ter zu der BRK-Ver­an­stal­tung im frü­he­ren Frei­zeit­werk St. Hein­rich (Klo­ster-Banz-Stra­ße).

Erst 13 Jah­re spä­ter kam wie­der ein Bun­des­prä­si­dent in die Dom­stadt: Am 11. Okto­ber 1988 sprach Bun­des­prä­si­dent Richard von Weiz­säcker zur Eröff­nung des 37. Deut­schen Histo­ri­ker­tags in der Aula der Uni­ver­si­tät. Zuvor gab die Stadt einen Emp­fang im Alten Rat­haus. Nach dem Ein­trag ins Gol­de­ne Buch, besich­tig­te der Bun­des­prä­si­dent den Dom. Dar­über hin­aus stan­den noch ein Mit­tag­essen im Böt­tin­ger­haus sowie ein Emp­fang der Staats­re­gie­rung in den Har­mo­nie­sä­len auf dem Pro­gramm. Ins­ge­samt hielt sich von Weiz­säcker acht Stun­den in der Stadt auf.

Sein Nach­fol­ger Roman Her­zog besuch­te am 22. Juni 1997 anläss­lich des Baye­ri­schen Hei­mat­tags die Welt­erbe­stadt. Nach der Teil­nah­me an dem Fest­akt im Kai­ser­saal der Resi­denz und dem anschlie­ßen­den Emp­fang durch die Stadt, trug sich der Bun­des­prä­si­dent im Alten Rat­haus in das Gol­de­ne Buch ein. Anschlie­ßend fand ein Mit­tag­essen im Restau­rant Mes­ser­schmitt statt.

Blitz­be­such von Rau

Am 28. Sep­tem­ber 2003 sprach Johan­nes Rau im Domi­ni­ka­ner­bau bei der Eröff­nung der Gene­ral­ver­samm­lung der Gör­res-Gesell­schaft zur Pfle­ge der Wis­sen­schaft. Der Bun­des­prä­si­dent traf mit dem Auto ein und ver­ließ Bam­berg nach Ende der Ver­an­stal­tung sofort wie­der. Aus Zeit­grün­den kam es daher aus­nahms­wei­se nicht zu einem Ein­trag ins Gol­de­ne Buch.

Horst Köh­ler besuch­te Bam­berg am 28. Juni 2007. Er lan­de­te am Vor­mit­tag mit dem Hub­schrau­ber auf dem Gelän­de des Aero-Clubs und begab sich dann zur Kon­zert- und Kon­gress­hal­le, um den Deut­schen Bau­ern­tag mit einer Rede zu eröff­nen. Das Staats­ober­haupt, das in Beglei­tung sei­ner Frau Eva in die Welt­erbe­stadt gekom­men war, trug sich anschlie­ßend im Roko­ko­saal des Alten Rat­hau­ses in das Gol­de­ne Buch der Stadt ein. Nach einem Mit­tag­essen im Restau­rant Nepo­muk besich­tig­te das Ehe­paar Köh­ler am Nach­mit­tag den Dom sowie die Domschatzausstellung.

Am 22. Febru­ar 2011 besuch­te Bun­des­prä­si­dent Chri­sti­an Wulff Bam­berg gemein­sam mit sei­ner Frau Bet­ti­na. Die Welt­erbe­stadt war neben Mün­chen ein­zi­ges Ziel des offi­zi­el­len Antritts­be­suchs in Bay­ern. In der Erlö­ser­schu­le besich­tig­te Wulff das Sozi­al- und Sport­för­der­pro­jekt „Bas­KID­ball“, ein Pro­jekt der Bund-Län­der-Städ­te­bau­för­de­rung, das maß­geb­lich von den Bam­ber­ger Bun­des­li­ga-Bas­ket­bal­lern unter­stützt wird. Im Anschluss hat sich Bun­des­prä­si­dent Chri­sti­an Wulff bei einem Emp­fang im Brücken­rat­haus in das Gol­de­ne Buch der Stadt Bam­berg ein­ge­tra­gen. Erz­bi­schof Lud­wig Schick emp­fing Wulff dann im Hein­richs­dom. Im Anschluss stan­den bei einem Emp­fang der Staats­kanz­lei der ehren­amt­li­che Ein­satz von Bür­gern im Mittelpunkt.

Der Baye­ri­sche Rund­funk sen­de­te zwei Stunden

Ein beson­de­rer Fest­tag für Bam­berg war der Besuch von Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck am 19. März 2016. Die Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker fei­er­ten ihren 70. Geburts­tag und das Staats­ober­haupt der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land erwies ihnen und Bam­berg die Ehre. Und mit ihm auch der Baye­ri­sche Mini­ster­prä­si­dent Horst See­ho­fer und wei­te­re Mit­glie­der der Staats­re­gie­rung, Per­sön­lich­kei­ten aus Poli­tik und Gesell­schaft. Gauck gab mit den Bam­ber­ger Sym­pho­ni­kern ein Bene­fiz­kon­zert in der Kon­zert- und Kongresshalle.

Der Baye­ri­sche Rund­funk wid­me­te dem Bun­des­prä­si­den­ten­kon­zert und dem Jubi­lä­um des berühm­ten Orche­sters noch am sel­ben Abend eine zwei­stün­di­ge Fern­seh­sen­dung. Gauck trug sich davor ins Gol­de­ne Buch der Stadt ein. Das Orche­ster spiel­te die Natio­nal­hym­ne. Der Bun­des­prä­si­dent beton­te in sei­ner Rede, dass der kul­tu­rel­le Reich­tum Deutsch­lands beson­ders in der Viel­falt der Regio­nen lie­ge: „Gera­de hier in Bam­berg, seit über tau­send Jah­ren Sitz eines Bis­tums und immer wie­der Zeu­ge und Schau­platz der Geschich­te, wird sicht­bar, dass erkenn­ba­re Her­kunft und Welt­of­fen­heit nur zwei Sei­ten der­sel­ben Medail­le sind.“ Zu unse­rer Kul­tur gehö­re aber auch ganz wesent­lich, „dass wir alle in Wür­de leben und ster­ben kön­nen.“ Der Bun­des­prä­si­dent hat­te sich in dem Jahr des Besuchs dafür ent­schie­den, die Hos­piz- und Pal­lia­tiv­stif­tung zu unter­stüt­zen. So war an die­sem Abend auch ein Info­stand des Hos­piz- und Pal­lia­tiv­zen­trums Bam­berg vertreten.