Hof: Güter zurück auf die Schie­ne! Ober­frän­ki­sche Logi­sti­ker dis­ku­tie­ren Möglichkeiten

v.l.: Andreas Weinrich, Maximilian Weiß, Dennis Bressel, Annette Wilms-Langer, Andreas Ritter, Klaus Hohberger und Stephan Jarmer
v.l.: Andreas Weinrich, Maximilian Weiß, Dennis Bressel, Annette Wilms-Langer, Andreas Ritter, Klaus Hohberger und Stephan Jarmer (Foto: IHK Bayreuth)

Die Auto­bah­nen sind über­füllt, Berufs­kraft­fah­rer wer­den zur Man­gel­wa­re und immer mehr Unter­neh­men wol­len ihren CO2-Aus­stoß redu­zie­ren. Fazit: Der Güter­trans­port per Bahn wird immer inter­es­san­ter. Die Mög­lich­kei­ten des nach­hal­ti­gen Trans­ports stan­den im Mit­tel­punkt einer Ver­an­stal­tung im IHK-Bil­dungs­zen­trum Hof.

In einer gemein­sa­men Ver­an­stal­tung der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, der Logi­stik Agen­tur Ober­fran­ken und der DB Car­go gin­gen ver­schie­de­ne Refe­rie­ren­de und Talk­teil­neh­mer der Fra­ge nach, unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ver­stärkt Güter von der Stra­ße auf die Schie­ne ver­la­gert wer­den kön­nen. Der Anteil der Schie­ne – so die Ziel­vor­ga­ben aus der Poli­tik – soll bis 2030 von 18,5 auf 25 Pro­zent stei­gen. „Ange­sichts der Lei­stungs­fä­hig­keit des Net­zes und der not­wen­di­gen Sanie­run­gen wird dies eine Mam­mut­auf­ga­be“, so Ste­phan Jar­mer, Ver­kehrs­re­fe­rent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, in sei­ner Begrü­ßung. Auch dem Hofer Land­rat Dr. Oli­ver Bär gehen Aus­bau und Moder­ni­sie­rung der Bahn zu lang­sam. Bär: „Ich wer­de nicht müde, bei jeder Gele­gen­heit für den Aus­bau, die Moder­ni­sie­rung und die Elek­tri­fi­zie­rung der Bahn in Ober­fran­ken zu werben.“

Wie kom­men Güter auf die Schiene?

Vor weni­gen Jah­ren stan­den bei Kun­den­an­fra­gen noch die Trans­port­ko­sten im Mit­tel­punkt, so Den­nis Bres­sel von der DB Car­go. Längst hat die Fra­ge nach der Höhe der CO2-Ein­spa­rung einen ähn­lich hohen Stel­len­wert gewon­nen. Bres­sel: „Ein Zug kann immer­hin 52 Lkw erset­zen.“ Vie­len Kun­den ist nicht klar, dass der Trans­port von Gütern per Schie­ne bereits ab der Beauf­tra­gung eines Ein­zel­wa­gens erfol­gen kann und sie kei­nen eige­nen Gleis­an­schluss benö­ti­gen. Die durch­schnitt­li­che Trans­port­wei­te betrug im ver­gan­ge­nen Jahr 374 Kilo­me­ter, das bedeu­tet, dass auch mit­tel­lan­ge Strecken für den Trans­port per Schie­ne attrak­tiv sein können.

Klaus Hoh­ber­ger von Bay­ern­ha­fen Bam­berg, Armin Götz von der IGE in Hers­bruck und Andre­as Rit­ter von Con­tar­go Com­bi­trac in Hof stell­ten sich den Fra­gen von Andre­as Wein­rich, dem Geschäfts­füh­rer der Logi­stik Agen­tur Ober­fran­ken e.V. Für alle drei ist der Trans­port von Gütern Tages­ge­schäft. Alle drei ver­zeich­nen in den ver­gan­ge­nen Wochen eine stei­gen­de Nach­fra­ge, mer­ken aber auch, dass die Infra­struk­tur längst an ihre Gren­zen gesto­ßen ist. Götz: „Ich bin seit über 40 Jah­ren Eisen­bah­ner mit Herz und See­le. Was momen­tan auf der Schie­ne abgeht, ist eine Kata­stro­phe!“ Für ihn sei abso­lut nicht nach­voll­zieh­bar, wie vor die­sem Hin­ter­grund der Anteil der Schie­ne gestei­gert wer­den soll.

Bau­stel­len­ab­stim­mung als Schwach­stel­le Er kri­ti­siert dabei in erster Linie, dass die Abstim­mung inner­halb der DB Netz bei Bau­stel­len feh­le. Erst wird eine Strecke gesperrt, weil der Schot­ter aus­ge­tauscht wer­den muss, Wochen spä­ter die Bahn­strom­lei­tung, wie­der zu einem ande­ren Zeit­punkt die Wei­chen oder die Glei­se. „Das führt jedes Mal zu einer Sper­rung ein und der­sel­ben Strecke und führt zu erheb­li­chen Ver­spä­tun­gen. So etwas muss gleich­zei­tig abge­ar­bei­tet wer­den.“ Hier sei auch der Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ster gefragt.

Als hät­te er es geahnt, hat Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ster Wis­sing bereits weni­ge Stun­den nach Been­di­gung der Ver­an­stal­tung in Hof einen Sanie­rungs­plan vor­ge­stellt, der die­se Kern­for­de­rung auf­greift: Eine Bün­de­lung bei Bau- und Erneue­rungs­maß­nah­men im Strecken­netz der Schie­ne soll zum Stan­dard werden.

Pla­nungs­auf­wand ist erheblich

Auch Hoh­ber­ger und Rit­ter kri­ti­sie­ren die feh­len­de Pünkt­lich­keit etwa wegen der Umlei­tun­gen. Rit­ter: „Die­se Ver­spä­tun­gen kann ich im Ter­mi­nal noch auf­fan­gen, aber nur mit hohem Pla­nungs­auf­wand und fle­xi­blen Mit­ar­bei­tern.“ Die im Hafen Bam­berg ange­sie­del­ten Unter­neh­men hel­fen unter­ein­an­der aus, ergän­zen sich bei den Lei­stun­gen. Hoh­ber­ger: „Wir sind eine ech­te Hafenfamilie.“

Maxi­mi­li­an Weiß und Annet­te Wilms-Lan­ger gehen abschlie­ßend dar­auf ein, wie Unter­neh­men ihre Güter kon­kret auf die Schie­ne brin­gen kön­nen. In Nord­bay­ern gibt es etwa in Hof oder Wies­au Ter­mi­nals für den kom­bi­nier­ten Ver­kehr, der Hafen Bam­berg ist für den tri­mo­da­len Ver­kehr ein­ge­rich­tet, so Weiß. Hin­zu kom­men noch Lade­stel­len der DB Netz AG in Bay­reuth, Kro­nach und Neu­en­markt-Wirsberg sowie Frei­la­de­glei­se von DB Car­go in Lich­ten­fels oder Markt­red­witz. Wie ein Unter­neh­men zu einem geför­der­ten Gleis­an­schluss kommt, skiz­ziert Wilms-Lan­ger. Aktu­ell befas­sen sich meh­re­re Unter­neh­men in der Regi­on mit die­ser Opti­on. Wilms-Lan­ger: „Teil­wei­se geht es um die Reak­ti­vie­rung bereits bestehen­der, teil­wei­se um die Ein­rich­tung neu­er Gleisanschlüsse.“

Die anwe­sen­den Logi­sti­ker und Kom­mu­nen waren sich einig, dass sowohl der Trans­port über die Schie­ne als auch ent­spre­chen­de Ver­la­de­mög­lich­kei­ten wich­ti­ge Stand­ort­kri­te­ri­en dar­stel­len. Es bestand aber auch gro­ße Einig­keit dar­über, dass es extrem schwie­rig wird, den Trans­port­an­teil der Schie­ne spür­bar zu erhöhen.