So ver­lief die bota­ni­sche Wan­de­rung der Bür­ger­initia­ti­ve Wie­sen­grund­freun­de im Erlan­ger Wiesengrund

Bürgerinitiative Wiesengrundfreunde botanische Wanderung Erlangen Wiesengrund
Die Bürgerinitiative Wiesengrundfreunde setzt sich für den Erhalt des Wiesengrundes ein. Foto: Privat

Bota­ni­sche Wan­de­rung der Wie­sen­grund­freun­de fand gro­ßen Anklang

Mit bis zu ca. 35 Teil­neh­mern ist die Ein­la­dung der Bür­ger­initia­ti­ve Wie­sen­grund­freun­de zu einer bota­ni­schen Wan­de­rung in Erlan­gens Wie­sen­grund am Sams­tag, 11. Juni 2022, auf sehr gro­ßes Inter­es­se gestoßen.

Bürgerinitiative Wiesengrundfreunde botanische Wanderung Erlangen Wiesengrund

Beim Wie­sen­grund han­delt es sich um ein Über­schwem­mungs­ge­biet. Für den Acker­bau war und ist er nicht gut geeig­net. Foto: Privat

Der Erlan­ger Bio­lo­ge und ehe­ma­li­ger Uni-Dozent der Geo­bo­ta­nik, Dr. Wal­ter Welß, erläu­ter­te ein­gangs die Ent­ste­hung des Tal­rau­mes. „Dazu müs­sen wir weit zurück­blicken, etwa eini­ge 100 000 Jah­re“. Durch den Wech­sel von Kalt und Warm­pha­sen wäh­rend der Eis­zei­ten wur­den tie­fe Ero­si­ons­rin­nen gebil­det und mit san­di­gen und leh­mi­gen Sedi­men­ten auf­ge­füllt. Es ent­stand der brei­te Tal­raum mit meh­re­ren Ter­ras­sen am Tal­rand. Durch Boh­run­gen jün­ge­ren Datums wur­den bis in eine Tie­fe von 19m sol­che Locker­se­di­men­te nachgewiesen.

Der Tal­raum ist hin­sicht­lich der Stand­ort­be­din­gun­gen für ver­schie­de­ne Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten struk­tu­riert, auch wenn im ersten Blick die Land­schaft recht eben wirkt. Doch v.a. am Tal­rand fin­den sich trocke­ne Bio­to­pe mit der typi­schen Sand­gras­nel­ke. An ufer­na­hen Stand­or­ten dage­gen wach­sen Auwald­ge­wäch­se wie z.B. die Bruch­wei­de. Auch in den See­lö­chern und am Alter­lan­ger See fin­den sich typi­sche Auen­ge­wäch­se zu dem auch der wil­de Hop­fen gehört. Die Auen­be­rei­che kön­nen dort wei­ter unter­schie­den wer­den in Hart­holzaue und Weichholzaue.

Die Stand­or­te unter­schei­den sich in der Höhe des Was­ser­stan­des und der Dau­er und Häu­fig­keit von Über­schwem­mun­gen, in Fol­ge des­sen wie­der­um ande­re Baum­ar­ten wach­sen kön­nen. Beein­druckt waren die Teil­neh­mer von der fri­sche und Küh­le im Auwald. Vor allem aber wird der Tal­raum min­de­stens seit dem Mit­tel­al­ter für Fut­ter­wie­sen genutzt. Da es sich mit dem Wie­sen­grund um ein Über­schwem­mungs­ge­biet han­delt, war und ist er nicht gut geeig­net für den Acker­bau. Es besteht die Gefahr der Über­schwem­mung nach der Aus­saat und Abschwem­mung von Erde und Saatgut.

Für die Wie­sen sind gele­gent­li­che Über­schwem­mun­gen dage­gen sogar posi­tiv, da Nähr­stof­fe ein­ge­tra­gen wer­den. Und trotz­dem kön­nen im trocke­nen Mit­tel­fran­ken die san­di­gen Böden v.a. in der zwei­ten Jah­res­hälf­te oft so trocken wer­den, dass der Ertrag sin­ken wür­de, hät­te sich nicht in Mit­tel­fran­ken eine ganz beson­de­re Wie­sen­be­wirt­schaf­tung ent­wickelt: die Wässerwiesen.

Mit Gisa Trei­ber war für die­se Füh­rung eine Exper­tin gefun­den, die das Prin­zip und die Details zu die­ser histo­ri­schen, aber immer noch prak­ti­zier­ten Kul­tur­form erklä­ren konn­te. Der Vor­teil der Lage der Wie­sen nahe am Fluss wur­de zunut­ze gemacht und die Wie­sen durch Fluss­was­ser­ent­nah­men z.B. über Schöpf­rä­der – im Erlan­ger Wie­sen­grund geschieht dies aktu­ell über Pum­pen­häus­chen- und wei­ter über ein aus­ge­klü­gel­tes Gra­ben­sy­stem bewäs­sert. Dabei steht dann kurz­zei­tig das Was­ser ein paar Zen­ti­me­ter hoch in den Wie­sen. Ein Eldo­ra­do nicht nur für Stör­che, die in gro­ßen Scha­ren kom­men um leicht gefun­de­nes Fres­sen zu ver­spei­sen. Die­se Bewirt­schaf­tungs­form kann auch für vie­le wei­te­ren Tier­ar­ten Lebens­raum bie­ten und die Bio­di­ver­si­tät im Tal­raum erhal­ten und verbessern.

Die Bür­ger­initia­ti­ve Wie­sen­grund­freun­de weiß: wer die­sen Schatz Wie­sen­grund kennt und mit sei­nen Eigen­ar­ten lie­ben lernt, der wird ihn auch schüt­zen wol­len. Sie setzt sich für den Erhalt des Wie­sen­grun­des ein und wehrt sich gegen den geplan­ten Neu­bau einer gro­ßen 2‑spurigen Brücke mit­ten durch die­sen Tal­raum. Eine sol­che wird aktu­ell für die Stadt­um­land­bahn und Bus­se geplant.

Da auf Fra­gen zu die­sen Pla­nun­gen nur am Ran­de ein­ge­gan­gen wer­den konn­te, ver­wies die Bür­ger­initia­ti­ve auf ihre näch­ste Ver­an­stal­tung am Sams­tag, 2. Juli 2022 um 17:00 Uhr: eine Rad­tour zu den geplan­ten Groß­bau­wer­ken zwi­schen Erlan­gen Mit­te und Erlan­gen West.