Heimatkunde am Sonntag: Die Schottersmühle

Etwa auf halben Weg zwischen Behringersmühle und Doos liegt ein einsames Haus an der Bundesstraße. Man sieht ihm nicht an, dass es schon über 600 Jahre auf dem Buckel hat. Man sieht der Mühle auch nicht an, dass sie früher „Schauder-“ und auch „Schattenmühle“ genannt wurde und ehedem ein gern besuchtes Ausflugsziel war. Erlanger Studenten, in diesem Fall die akademische Sängerverbindung Fridericiana hatten das Gasthaus zu ihrer Exkneipe erhoben, sorgten für Umsatz und Bekanntheits-grad. Diese Zeiten sind längst vorbei, genauso wie die Zeiten als sich hier noch eine Mahlmühle drehte und ein Campingplatz für lebhaften Betrieb sorgte. Geblieben ist die Stromerzeugung, geblieben ist die alte Wirtsstube und die Erinnerung an die „gute alte Zeit“.

Die abgebildete Postkarte zeigt eine Ansicht von 1912 (Poststempel) als „Sommerfrische“. Repro: Reinhard Löwisch
Joseph Heller schrieb 1829 über sie in seinem berühmten Reiseführer „Muggendorf und seine Umgebungen“: „Schaudersmühle, auch Schauermühle, Schottersmühle; sie liegt in einer sehr romantischen Gegend. Einige leiten ihren Namen von dem Charakter der Gegend her, der hier ihrer Meinung nach „schaudererregend“ seyn soll, andere glauben, weil sie von der Gebirgskette sehr beschattet wird, heiße man sie Schattenmühle. Wahrscheinlicher noch ist, dass sie ihren Namen von einem ehemaligen Besitzer bekommen hat“. 1869 mit der Gastwirtskonzession und mit dem Ausbau der Straße von Doos nach Behringersmühle im gleichen Jahr kam auch der Tourismus in diesen Teil des Wiesenttales. Der Schottersmüller betätigte sich als Führer zur nahen Riesenburg und war als unterhaltsamer Wirt bekannt. Das Haus machte sich einen Namen durch seine riesigen Pfannkuchen in der Größe einer Familienpizza und wegen der leckeren Forellen und Aale, die es dort immer zu essen gab. Im Jahre 1896 wurde dem Wirtshaus auch eine Pension angegliedert.
„Heimatkunde am Sonntag“ ist eine Artikelserie mit historischen Informationen zu Orten in der Fränkischen Schweiz, dankenswerterweise bereitgestellt von Reinhard Löwisch, einem langjährigen Mitarbeiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, bekannt durch seine Publikationen zur Waischenfelder Geschichte. Sein jüngstes Werk ist eine Schriftenreihe zur Waischenfelder Geschichte, deren erstes Heft bereits vorliegt: Band eins „Die kriegerische Zeit in Waischenfeld“ mit 44 Seiten und 20 Abbildungen gibt es beim Autor in Affalterthal, Telefon 09197–697740. Erhältlich zum Preis von zehn Euro, plus drei Euro Versandkosten. Selbstabholung gerne nach Ankündigung möglich. Alle Artikel zu „Heimatkunde am Sonntag“
Heute, nach jahrelanger Nutzung als Gasthaus, hat die Mühle neue Müller gefunden, die Bewegung in das alte Gemäuer und Kultur ins Wiesenttal bringen.
So wird die Schottersmühle Kulturerlebnisse in Einklang mit der atemberaubenden Natur bringen.
Eröffnung 2023