Betzensteiner und Plecher Bürger für Bürgerwindkraftanlagen
Der Bau von Windrädern ist oftmals ein Reizthema in der Bevölkerung. Nicht so in Betzenstein und Plech. Nachdem der Stadtrat Betzenstein und der Marktgemeinderat Plech für ein Standortsicherungsverfahren zum Bau neuer Bürger-Windkraftanlagen entlang der A 9 gestimmt hatte (der Neue Wiesentbote berichtete) fanden nun Bürgerversammlungen zu diesem Thema in Betzenstein und Plech statt.
Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger war groß. In Betzenstein kamen über 40 und in Plech knapp 40 Leute um sich über die geplanten Bürger-Windkraftanlagen zu informieren. Kritische Stimmen dagegen gab es dabei nicht, lediglich technische und wirtschaftliche Detailfragen. Bürgermeister Claus Meyer blickte auf das Jahr 2011 zurück als sich der Stadtrat erstmals auf den Weg gemacht hatte in Sachen regenerative Energien etwas zu tun. Neben verschiedenen Solaranlagen auf Dächern von Stadtgebäuden und einer Freiflächen-Bürgersolaranlage stehen seit 2016 bei Hüll auch zwei Bürger-Windkraftanlagen die zur vollsten Zufriedenheit laufen. Im März dieses Jahres hatte sich der Stadtrat auch für den „Solarpark Steinleite“ ausgesprochen mit dem zusammen mit den Windrädern bei Hüll ein Energiezentrum entstehen soll.
„Windräder“, so Meyer, treten nicht in Konkurrenz zur Landwirtschaft, brauchen nicht viel Platz und verschwenden keine Flächen. Man sieht sie aber und hört sie manchmal auch. Zwei Prozent der bayerischen Landesfläche sollen mit Windrädern bestückt werden. Damit soll der „Windkraft-Turbo“ laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gezündet werden. „Das man damit den Turbo zündet glaube ich nicht, es kommt aber immer darauf an, was man unter dem Turbo verseht“, so Meyer. Die Pachtpreise zum Bau von Windkraftanlagen im Staatsforst steigen momentan enorm. „Desto wahrscheinlicher sind hier auch Bürgerwindräder“, so Meyer, der betonte dass die Gebiete im Veldensteiner Forst jedoch keine Premiumstandorte dafür sind.
Plechs Bürgermeister Karlheinz Escher (FW) erklärte dass Plech kaum gemeindeeigene Flächen hat um darauf Windräder oder Freiflächenphotovoltaikanlagen zu bauen. Auch Investoren die dann „Schrottwindräder“ stehen lassen, wolle man in Plech nicht. Auch deshalb sind Bürgerwindräder erstrebenswert, weil sie zurückgebaut werden müssen. Escher ist sich auch sicher, dass spätestens nach der Landtagswahl die 10-H-Abstandregelung in Bayern fällt. Außerdem habe Betzenstein laut Meyer ein Problem auf der Einnahmeseite. Bürgerwindräder würden durch den Gemeindebonus von aktuell 0,2 Cent pro Kilowattstunde und später durch die Gewerbesteuer auch Einnahmen für die Stadt bedeuten. „Der Markt Plech ist genauso finanziell in der Bredouille wie Betzenstein“, gab ihm Escher recht. Denn schließlich müsse Plech auch die Kläranlage mit bauen.
„Wie viele Windräder sind im Forst theoretisch machbar?“ Wollte ein Bürger wissen. Laut Marcus Dornauer von der gleichnamigen Firma „Dornauer Windkraft UG“ aus Neustadt an der Aisch seien acht bis neun durchaus machbar. Er habe aber schon Pferde kotzen sehen. Deshalb sollte man sich eine möglichst große Fläche sichern. Um einen Bürgerwindpark wirtschaftlich im Forst zu betreiben, brauche man aber mindestens vier Windräder. Dies könne man aber nicht vor zwei Jahren sagen. Denn bis so ein Projekt umgesetzt ist, könnten bis zu sieben Jahre vergehen. Wenn es schnell geht mit allen Gutachten und Genehmigungen etwa dreieinhalb Jahre bis das erste Windrad steht. „Bisher ist noch alles heiße Luft und ich sehe auch noch keinen Turbo“, sagte Dornauer. „Eigentlich sei man viel zu spät dran und die bayerische 10-H-Regelung sei eine Riesendummheit“, so der Windexperte.
„Kommen da noch sachliche Informationen oder wird das hier jetzt politisch“, rief ein weiterer Bürger dazwischen. Dem hielt Dornauer entgegen dass die nur in Bayern gültige Abstandregel das Bundesrecht aushebelt. Alleine ein Artenschutzgutachten koste über 100.000 Euro. Neben weiteren Gutachten braucht man auch ein Bodengutachten. Da müssen dann an jedem Windradstandort mindestens drei Bohrungen erfolgen um zu sehen, ob Dolinen darunter sind.
Hans Gebhardt von den Bürgerenergiewerken (BEW) Schnaittachtal und Umgebung verwies darauf das sich die Anzahl von vier Windrädern auf die derzeitige Kostenschätzung beziehen. „Gehen die Preise weiter durch die Decke, dann sind fünf noch zu wenig“, so Gebhardt. „Es liegt in unserer Hand ob die Energiewende gelingt“, sagte Reinhard Bauernfeind aus Ottenhof. Auch dürfe man die regenerativen Energieformen nicht gegeneinander ausspielen. Wie auch Hans Escherich aus Spies sah Bauernfeind enorme Möglichkeiten in der Wasserkraft. Vieles sei noch ungelöst, daher müsse man zusammenhalten, weil in Zukunft noch viel mehr Strom gebraucht werden wird. Peter Lorenz aus Riegelstein wollte wissen wie hoch so ein Windrad wird. Die Gesamthöhe gab Dornauer, der von Beruf Gärtnermeister ist, mit 250 Metern an. Fritz Rass aus Weidensees verwies darauf dass das Gebiet teilweise im Wasserschutzgebiet liegt. Auch dies sei kein Ausschlusskriterium für ein Windrad, hieß es dazu. Plechs zweiter Bürgermeister Heinz Stark betonte dass es die richtige Entscheidung sei, Bürger-Windkraftanlagen zu bauen. „Wenn wir es nicht machen, macht es jemand Anderes“, so Betzensteins Stadträtin Martina Köhler, die keine Freundin von Flächenphotovoltaikanlagen ist.
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