Offener Brief: SPD Bayreuth befürchtet Stigmatisierung homosexueller Männer wegen Affenpockenvirus

SPD Bayreuth wendet sich in Offenem Brief an Bundesministerium für Gesundheit und Queerbeauftragten der Bundesregierung
Der SPD-Stadtverband Bayreuth wendet sich in einem Offenen Brief an das Bundesministerium für Gesundheit und den Queerbeauftragten der Bundesregierung. Die SPD Bayreuth äußert in dem Schreiben die Befürchtung, „dass es im Zuge der Verbreitung des Affenpockenvirus und der Stigmatisierung von Männern mit homosexuellen Sexualkontakten“ zu „so einer Homophobie und zu homophob geprägten Gewalttaten“ wie zur Zeit des HI-Virus Anfang der 80er Jahre kommen könne. Der Brief im Wortlaut:
Öffentlicher Brief
Die Auswirkungen der Affenpocken auf das öffentliche Bild homo- und bisexueller Männer
Sehr geehrter Herr Lehman, lieber Karl,
mit Sorge beobachten wir derzeit die Ausbreitung der sogenannten Affenpocken in Deutschland.
Corona ist noch gar nicht vorbei, schon bahnt sich das nächste Virus seinen Weg zu uns. Ein Gedanke, der uns zutiefst erschaudern lässt.
Was uns ebenfalls erschaudern lässt, ist der Umstand, dass sich das Affenpockenvirus vor allem bei Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten auszubreiten scheint. Die Erfahrung mit dem HI-Virus Anfang der 80er Jahre und der Stigmatisierung der Aids-Erkrankung als Krankheit, die vor allem Homosexuelle befallen haben soll, ist uns noch lebhaft vor Augen. Um die Krankheit zu bekämpfen, ist damals viel gegen Homosexuelle gehetzt worden. Man bedrohte sie gar mit dem Leben. Die Homophobie und homophob motivierte Gewalttaten nahmen damals ein bis dahin ungekanntes Ausmaß an.
Wir befürchten, dass es im Zuge der Verbreitung des Affenpockenvirus und der Stigmatisierung von Männern mit homosexuellen Sexualkontakten wieder genau zu so einer Homophobie und homophob geprägten Gewalttaten kommen kann.
Hierzu meint Tobias Schmidmeier, Beisitzer im Vorstand des SPD-Stadtverbandes Bayreuth: „Affenpocken sind kein Homosexuellen-Virus! Wir müssen uns alle schützen und sorgsam mit der Sprache umgehen.“ Sicher wird derzeit insbesondere bei Personen, die in der Politik dem rechten bis rechtsradikalen Spektrum zu verorten sind, derzeit überlegt, wie man die unterschwellige Angst der Bevölkerung vor dem Affenpockenvirus für sich nutzen kann, und die Stigmatisierung homo- oder bisexueller Männer wird hierbei eine Rolle spielen. Dies ist auch wichtig zu bedenken, spielt jedoch – zumindest für uns – eine untergeordnete Rolle.
Wir sehen uns in der Verantwortung, homo- oder bisexuelle Männer, eigentlich die gesamte LGBTIQ-Community, vor derartigen Stigmatisierungen (und damit einhergehend auch vor homophober Gewalt) zu schützen.
Wir möchten daher anregen, gemeinsam präventiv aktiv zu werden und zusammen zu beratschlagen, wie eine derartige Stigmatisierung homo- oder bisexueller Männer umgangen werden kann. Wir sind uns sicher, dass die Ampel-Koalition, die in Sachen queerer Rechte die fortschrittlichste Koalition der vergangenen 16 Jahre ist (siehe Abschaffung des Transsexuellengesetzes, Einführung der sogenannten Verantwortungsgemeinschaft als Rechtskonstrukt neben der Ehe etc.), auch hierin einen Weg finden wird, queere Menschen nicht weiter zu stigmatisieren.
In der Hoffnung auf eine baldige Antwort verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Roland Keil (Vorsitzender SPD-Stadtverband Bayreuth)
Tobias Schmidmeier (Beisitzer SPD-Stadtverband Bayreuth)
Sebastian Kropp (stellv. Vorsitzender SPD-Stadtverband Bayreuth)
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