Unter­lein­lei­ter bekommt „Sozia­len Garten“

Victoria Niehle in ihrem Garten vor dem kleinen Tiergehege. Foto: Thomas Weichert

„Haus mit Gar­ten in der Frän­ki­schen Schweiz mit Platz für Hüh­ner und Zie­gen gesucht.“ So ähn­lich las sich einen Annon­ce in den Regio­nal­zei­tun­gen vor etwa einem Jahr die Vic­to­ria Nieh­le aus Kon­stanz am Boden­see auf­ge­ge­ben hat­te. Fün­dig wur­de sie mit ihrer Fami­lie schließ­lich in Unter­lein­lei­ter, wo sei ein älte­res Bau­ern­haus in
Orts­rand­la­ge in Rich­tung Gas­sel­dorf erwer­ben konn­te. Seit Sep­tem­ber letz­ten Jah­res sind die Nieh­les Bür­ger von Unterleinleiter.

Das ist der Anfang der Geschich­te die nun im Gemein­de­rat ihre Fort­set­zung fand nach­dem Vic­to­ria Nieh­le bei der Gemein­de einen Antrag auf Vor­be­scheid zur Grün­dung eines „Sozia­len Gar­tens“ mit Publi­kums­ver­kehr gestellt hat­te. Die Ver­wal­tung der Ver­wal­tungs­ge­mein­schaft Eber­mann­stadt hat­te gegen die Plä­ne der Neu­bür­ge­rin nichts ein­zu­wen­den. Weder eine Beein­träch­ti­gung des Orts­bil­des sei zu befürch­ten noch sei die Hal­tung von Hüh­nern und Zie­gen auf dem Grund­stück der Nieh­les nicht unzu­läs­sig, weil sie den ört­li­chen Gewohn­hei­ten ent­spricht. Und in Orts­rand­la­ge ohne­hin nie­man­den stört. Auch städ­te­bau­lich stün­den dem Vor­ha­ben keine
Beden­ken ent­ge­gen und zwei Besu­cher­stell­plät­ze kön­nen auf dem Grund­stück auch nach­ge­wie­sen werden.

WC-ANLA­GEN ERFORDERLICH

Aller­dings braucht es, wenn es Besu­cher gibt, sani­tä­re Anla­gen die noch zu schaf­fen sind. Der Gemein­de­rat hat­te jeden­falls kei­ner­lei Ein­wen­dun­gen und erteil­te dem Vor­ha­ben für die Schaf­fung eines sozia­len Gar­tens das gemeind­li­che Ein­ver­ständ­nis. Vic­to­ria Nieh­le ist begei­ster­te Klet­te­rin und kommt seit vie­len Jah­ren zum Klet­tern in die Frän­ki­sche Schweiz – einem „Klet­ter­pa­ra­dies“ wie sie sagt. Außer­dem gibt es ver­wandt­schaft­li­che Bezie­hun­gen in die Regi­on und es war schon lan­ge ein lang geheg­ter Wunsch ein ent­spre­chen­des Anwe­sen in der Frän­ki­schen Schweiz zu fin­den in dem sich ihr Pro­jekt „Lern­ort Bau­ern­hof – Sozia­ler Gar­ten“ umsetz­ten lässt. Die Idee dahin­ter ist ein Gar­ten und Hof für sozia­le Pro­jek­te mit Wie­se, Bee­ten und Tie­ren für Grup­pen wie Schul­klas­sen, Kin­der­gar­ten­grup­pen oder Senio­ren aus
The­ra­pie- und Pflegeeinrichtungen.

VIEL­FÄL­TI­GE ANGEBOTE

So soll es Lern­an­ge­bo­te in den Berei­chen Natur, Umwelt, Land­wirt­schaft, Bio­lo­gie und Ernäh­rung geben. Eben­so erleb­nis­päd­ago­gi­sche Aktio­nen wie das Her­stel­len von Käse, Zie­gen­wan­de­run­gen oder Apfel­saft pres­sen. Besu­cher sol­len auch Gemü­se anpflan­zen, pfle­gen und ern­ten kön­nen und die Tie­re pfle­gen und sich mit ihnen beschäf­ti­gen kön­nen. Für die Akti­vi­tä­ten steht ein klei­nes ein­ge­zäun­tes Tier­ge­he­ge zur Ver­fü­gung in dem inzwi­schen vier Zie­gen und fünf Hüh­ner gehal­ten wer­den, ein
Obst­gar­ten und der Bau­ern­gar­ten vor dem Haus. Eine Nut­zung der Innen­räu­me ist nicht geplant, eben­so auch kei­ne Abend- und Wochen­end­ver­an­stal­tun­gen. Vic­to­ria Nieh­le hat drei Kin­der, ihr sie­ben­jäh­ri­ger Sohn ist behin­dert. „Da macht man sich Gedan­ken was wirk­lich wich­tig ist im Leben“, sagt Nieh­le im Gespräch mit dem NEUEN
WIE­SENT­BO­TEN. Denn ein sozia­ler Gar­ten ist heil­sam, nicht nur für Kin­der auch für behin­der­te und älte­re Men­schen die ein­fach glück­lich sind wenn sie nur dasit­zen und die Hüh­ner beob­ach­ten kön­nen. Eigent­lich soll­te das Pro­jekt „Sozia­ler Gar­ten“ noch die­ses Jahr gestar­tet wer­den. Dar­aus wird wohl aber nichts, weil erst noch die
sani­tä­ren Ein­rich­tun­gen für die Besu­cher geschaf­fen wer­den müs­sen. Näch­stes Jahr soll es aber auf jeden Fall losgehen.

Text/​Foto: Tho­mas Weichert