Coburg fei­ert 50 Jah­re Städ­te­part­ner­schaft mit Oudenaarde

Coburg Oudenaarde 50 Jahre Städtepartnerschaft 2022
Während die Europahymne erklingt, erhoben sich die Gäste beim Empfang in Oudenaarde von ihren Plätzen. Foto: Coburg Marketing

Aktu­el­ler denn je

Coburg und Ouden­aar­de fei­ern 50 Jah­re Städtepartnerschaft

“Es war kein längst ver­gan­ge­nes Ereig­nis oder eine gemein­sa­me Geschich­te der bei­den Städ­te, die zu die­ser Ver­brü­de­rung führ­te. Es war ein glo­ba­ler, bewaff­ne­ter Kon­flikt.” Mit die­sen Wor­ten blick­te Ouden­aar­des Bür­ger­mei­ster Mar­nic de Meu­le­mee­ster beim offi­zi­el­len Emp­fang sei­ner Stadt am Sams­tag, 7. Mai 2022 auf die Anfän­ge der Städ­te­part­ner­schaft mit Coburg.

Coburg Oudenaarde 50 Jahre Städtepartnerschaft 2022

Die Dele­ga­ti­on des Cobur­ger Stadt­ra­tes mit der Gou­ver­neu­rin der Pro­vinz Ost­flan­dern Cari­na van Cau­ter. Foto: Coburg Marketing

Ehe­ma­li­ge Kriegs­geg­ner, die sich in den Schüt­zen­grä­ben des Zwei­ten Welt­kriegs als Fein­de gegen­über stan­den, hät­ten sich die Hand gereicht und “ganz per­sön­lich und auf einer sehr per­sön­li­chen Ebe­ne einen Frie­dens­schluss ange­bo­ten. Und, im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes, “auf der ande­ren Sei­te”, gab es Men­schen, die die­se aus­ge­streck­te dank­bar Hand ergrif­fen haben, die die Chan­ce erkannt und genutzt haben – was zu die­sem Zeit­punkt alles ande­re als eine Selbst­ver­ständ­lich­keit war. Dafür ver­die­nen alle Betei­lig­ten bis zum heu­ti­gen Tag unser Aller höch­sten Respekt”, stell­te Coburgs Ober­bür­ger­mei­ster Domi­nik Sau­er­teig in sei­ner Fest­an­spra­che eben­falls die Ver­bin­dung zwi­schen den Anfän­gen und der aktu­el­len Situa­ti­on her.

Wich­ti­ger und aktu­el­ler denn je sei der Text der Urkun­de, die am 5. Mai 1972 von den dama­li­gen Stadt­ober­häup­ter unter­zeich­net wur­de: „…durch die Her­stel­lung mensch­li­cher und kul­tu­rel­ler Bezie­hun­gen wol­len wir eine Ver­bin­dung von Mensch zu Mensch, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land schaf­fen. (…) Wir ver­pflich­ten uns mit Über­zeu­gung und aus tief­stem Her­zen, alles zu besei­ti­gen, was in der Ver­gan­gen­heit der Har­mo­nie zwi­schen unse­ren Völ­kern abträg­lich war, und alles zu för­dern, was geeig­net ist, unse­re Mit­bür­ger zusam­men­zu­füh­ren“, zitier­te de Meulemeester.

Die Tat­sa­che, dass just an die­sem Wochen­en­de auch in Bel­gi­en mit dem so genann­ten Befrei­ungs­tag, dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs gedacht wur­de, nahm OB Sau­er­teig zum Anlass, die Bedeu­tung einer Städ­te­part­ner­schaft in der heu­ti­gen Zeit einzuordnen:

“Wenn wir mor­gen zusam­men mit den Freun­den aus Hastings einen Kranz in Erin­ne­rung an den Befrei­ungs­tag nie­der­le­gen und den Opfern des Krie­ges geden­ken, ist das aus mei­ner Sicht nicht nur ein Akt der Erin­ne­rung – es ist vor allem eine War­nung und eine Mah­nung. Eine Mah­nung, dass von euro­päi­schem Boden nie wie­der Hand­lun­gen aus­ge­hen dür­fen, die den Frie­den zwi­schen unse­ren Völ­ker, den Zusam­men­halt und das Mit­ein­an­der in Euro­pa gefähr­den. Unser Mah­nen an die­sem Fest­wo­chen­en­de stellt für mich inso­fern auch ein Ver­spre­chen dar, dass wir gemein­sam alles tun wer­den, um jed­we­de Form von Krieg in Euro­pa zu verhindern”.

Eine Tat­sa­che, der sich am Abend der bel­gi­sche Pre­mier­mi­ni­ster Alex­an­der de Croo anschloss. Bei sei­nem kur­zen Besuch in Ouden­aar­de beton­te der Pre­mier in sei­ner Anspra­che eben­falls die Bedeu­tung der euro­päi­schen Völ­ker­ver­stän­di­gung und die Wich­tig­keit der Wer­te, für die die Euro­päi­schen Uni­on steht. Nach zwei Jah­ren Pan­de­mie, die auch für jeden Ein­zel­nen per­sön­li­che Ein­schrän­kung mit sich gebracht hät­te, wäre es nun an der Zeit wie­der “zu leben und zu genie­ßen”, so de Croo. Freund­schaf­ten über Län­der­gren­zen hin­weg, wie die zwi­schen Ouden­aar­de und Coburg, sei­en einer der Garan­ten dafür, dass das auch wei­ter­hin für Alle mög­lich sei, so de Croo.

Eine beson­de­re Erfah­rung konn­te die Cobur­ger Dele­ga­ti­on schließ­lich am Sonn­tag machen, als sie vor­mit­tags an der offi­zi­el­len Kranz­nie­der­le­gung wäh­rend der Gedenk­ver­an­stal­tung anläß­lich des Befrei­ungs­ta­ges teil­nahm. Im Namen der Stadt Coburg leg­ten der Städ­te­part­ner­schats­be­auf­trag­te des Cobur­ger Stadt­rats Jür­gen Heeb und Stadt­rat Mar­tin Lücke, in Ver­tre­tung des erkrank­ten Ober­bür­ger­mei­sters, einen Kranz am Mahn­mal nieder.

Die Ver­an­stal­tung in Ouden­aar­de, aber auch der Besuch des deut­schen Sol­da­ten­fried­hofs in Mee­nen, auf dem rund 48.000 deut­sche Sol­da­ten ihre letz­te Ruhe­stät­te gefun­den haben und vor allem die abend­li­che Zere­mo­nie des “Last Post” in Ypern, hin­ter­lie­ßen die deut­schen Dele­ga­ti­ons­teil­neh­mer tief beein­druckt aber auch nach­denk­lich. Jeden Abend um 20 Uhr gedenkt man in Ypern mit dem “Last Post” der gefal­le­nen bri­ti­schen Sol­da­ten des Stel­lungs­krie­ges rund um die Stadt, der nahe­zu die gesam­te Zeit des Ersten Welt­krie­ges rund um Ypern tob­te. Coburgs Ehren­bür­ger und Alt­ober­bür­ger­mei­ster Nor­bert Kast­ner, der einer per­sön­li­chen Ein­la­dung aus Ouden­aar­de gefolgt war, leg­te zusam­men mit Jür­gen Heeb und Mar­tin Lücke einen Kranz im Namen der Stadt Coburg nieder.

Coburg Oudenaarde 50 Jahre Städtepartnerschaft 2022

Die Cobur­ger Dele­ga­ti­on und ihre Gast­ge­ber. Foto: Coburg Marketing

“Dass wir heu­te hier ste­hen dür­fen, dass wir hier und heu­te einen Kranz nie­der­le­gen und gemein­sam mit Men­schen ver­schie­den­ster Natio­na­li­tä­ten den Kriegs­op­fern geden­ken dür­fen, ist etwas ganz Beson­de­res, etwas unglaub­lich Beein­drucken­des und etwas, des­sen Geist wir unter allen Umstän­den bewah­ren und ver­tei­di­gen müs­sen”, appel­lier­te Kast­ner im Anschluss.

Die Dele­ga­ti­on aus der Vestes­tadt, der neben Stadt­rä­ten und Ver­wal­tung auch Mit­glie­der des Städ­te­part­ner­schafts­ver­eins ange­hör­ten, war sich am Ende des drei­tä­gi­gen Besuchs einig, dass die Part­ner­schaft mit Ouden­aar­de etwas Außer­ge­wöhn­li­ches dar­stellt. “Soviel Gast­freund­schaft, Herz­lich­keit und Offen­heit, mit der die Part­ner­schaft gelebt wird, fin­det man nur sehr sel­ten und die­se Wer­te gilt es, nicht nur zu bewah­ren son­dern vor allem zu erwi­dern”, waren sich die Teil­neh­mer einig.

Der Gegen­be­such in Coburg wird bereits in drei Wochen, ab Chri­sti Him­mel­fahrt erwar­tet. Auch hier wird es eine Beson­der­heit geben, denn wie in Ouden­aar­de, wer­den, auf Ein­la­dung des Cobur­ger OB, Ver­tre­ter aus dem eng­li­schen Hastings, einer wei­te­ren Part­ner­stadt von Ouden­aar­de, am Fest­wo­chen­en­de teilnehmen.