Am Bam­ber­ger Micha­els­berg öff­net sich uner­war­tet ein Tor

Über die Pläne des WSV Neptun informiert der Vorsitzende Horst Schubert. / Foto: Tina Friedmann, Stadt Bamberg
Über die Pläne des WSV Neptun informiert der Vorsitzende Horst Schubert. / Foto: Tina Friedmann, Stadt Bamberg

Tag der Städ­te­bau­för­de­rung: Bei „Bam­berg on Tour“ wur­den die Teilnehmer:innen mit exklu­si­ven Ein­blicken verwöhnt

Son­nen­schein, kaum eine Wol­ke und 27 Grad: Der zwei­te Sams­tag im Mai war wie gemacht für einen Fahr­rad­aus­flug durch die Welt­erbe­stadt. Und so folg­ten auch rund 30 Bürger:innen der Ein­la­dung zu „Bam­berg on Tour“ am und zum Tag der Städ­te­bau­för­de­rung. Sie soll­ten es nicht bereuen.

„Das war super heu­te, eine sehr schö­ne Tour“, ist Teil­neh­me­rin Clau­dia Popp am Ende begei­stert. Was ihr beson­ders gefal­len hat? „Das Schloss Gey­ers­wörth war ganz toll“, erhebt die Rad­le­rin gleich die erste von vier Sta­tio­nen mit Pro­jek­ten der Städ­te­bau­för­de­rung zum Höhe­punkt der Tour. Mit­ten im kom­plett ein­ge­rü­ste­ten Innen­hof des Denk­mals erzählt Finanz­re­fe­rent Bert­ram Felix mit gro­ßer Sach­kennt­nis von der Geschich­te des Schlos­ses und des­sen Sanie­rung. Gro­ßen Ein­druck hin­ter­lässt auf Teil­neh­mer Wolf Strecker die Akri­bie, die hier bei der Reno­vie­rung des histo­ri­schen Dach­stuhls an den Tag gelegt wird: „Die ver­schie­de­nen Tests, die hier durch­ge­führt wur­den, machen deut­lich, dass es sich die Stadt nicht leicht macht mit die­sen Maß­nah­men, son­dern dafür hohe Qua­li­täts­maß­stä­be anlegt.“ Für die Ertüch­ti­gung von Schloss Gey­ers­wörth sind 21,9 Mil­lio­nen Euro ver­an­schlagt, aktu­ell liegt die Stadt laut Felix sogar rund eine Mil­li­on gün­sti­ger. „Der Plan ist, dass wir bis Ende 2023 fer­tig­wer­den, aber ange­sichts der aktu­el­len Ent­wick­lun­gen durch den Krieg in der Ukrai­ne und der Roh­stoff­knapp­heit muss man abwar­ten, ob das zu hal­ten ist“, erklärt der Finanz­re­fe­rent auf Nachfrage.

Dass sol­che Pro­jek­te über­haupt rea­li­siert wer­den kön­nen, ver­dankt die Stadt Bam­berg dem För­der­instru­ment „Städ­te­bau­för­de­rung“, bei dem sich Bund, Land und die jewei­li­ge Stadt oder Gemein­de part­ner­schaft­lich enga­gie­ren. „Das ist ein rela­tiv altes För­der­instru­ment, das es bereits seit 1971 gibt. Eine Grund­vor­aus­set­zung ist die Bür­ger­be­tei­li­gung im Vor­feld der Fest­set­zung von Sanie­rungs­ge­bie­ten, um die Sanie­rungs­maß­nah­men mit einer brei­ten Akzep­tanz in der Bür­ger­schaft initi­ie­ren zu kön­nen“, erklärt Ves­na Oka­no­vić aus dem Stadt­pla­nungs­amt der Rad­grup­pe. Stadt­rat Chri­sti­an Hader, der die zwei­te Aus­ga­be die­ses Jah­res von „Bam­berg on Tour“ stell­ver­tre­tend für Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke beglei­tet, erin­nert dar­an, dass der Stadt nach­ge­sagt wer­de, „Welt­mei­ster dar­in zu sein, Städ­te­bau­för­der­mit­tel zu akqui­rie­ren“. Dies Fähig­keit wer­de auch in Zukunft für vie­le Maß­nah­men gebraucht, wobei Hader expli­zit die geplan­ten „Umbau­maß­nah­men in der Lan­gen Stra­ße“ nann­te, mit denen die Auf­ent­halts­qua­li­tät dort erhöht wer­den soll.

Klo­ster soll 2025 wie­der öffnen

Die zwei­te Sta­ti­on führ­te die Teilnehmer:innen zur teu­er­sten und höchst­ge­le­ge­nen Bau­stel­le der Stadt. Am Micha­els­berg flie­ßen aktu­ell 80 Mil­lio­nen Euro in die Gene­ral­sa­nie­rung der ehe­ma­li­gen Klo­ster­kir­che und deren Außen­an­la­gen. Auch hier berich­tet Finanz­re­fe­rent Felix detail­reich vom Stand der Arbei­ten ins­be­son­de­re von der Kunst­fer­tig­keit der hier täti­gen Stein­metz-Mei­ster und stellt die Wie­der­öff­nung der Kir­che im Jahr 2025 in Aus­sicht. Am Ende muss er sich selbst brem­sen („Ich könn­te ihnen Stun­den und Tage über die­se Bau­stel­le etwas erzäh­len“), schließt dafür aber den Gästen uner­war­tet ein beson­de­res Tor auf: das Tor in den Gar­ten der Vil­la Schröp­pel. Für das Gebäu­de wird aktu­ell ein Mie­ter gesucht. „Die Vil­la gehört der Bür­ger­spi­tal­stif­tung, deren Ver­mö­gen von der Stadt treu­hän­de­risch ver­wal­tet wird. Wir sind also gezwun­gen, hier einen guten Miet­preis für den Erhalt der Stif­tung zu erzie­len“, erklärt Felix den Zuhörer:innen, die über die Pracht der Immo­bi­lie stau­nen. „Dass wir in die­sen Gar­ten schau­en konn­ten, fand ich extrem span­nend“, sagt dann auch Teil­neh­me­rin Clau­dia Popp.

Wolf Strecker, ehe­mals Pro­fes­sor am Kli­ni­kum, sieht hier wie­der einen Beweis für sei­ne Aus­sa­ge, dass „Bam­berg kul­tu­rel­le Juwe­len zuhauf hat“. Er bedau­ert, dass in der Bevöl­ke­rung der Stolz hier­auf feh­le, ver­mut­lich aus Unkennt­nis. Das dürf­te wohl beson­ders für die letz­ten bei­den Sta­tio­nen gel­ten. Vor der ehe­ma­li­gen Jugend­her­ber­ge Wolfs­schlucht berich­tet Sil­ke Leik­heim vom Immo­bi­li­en­ma­nage­ment, wie das Haus am lin­ken Reg­nitz­arm vor weni­gen Jah­ren für vier Mil­lio­nen Euro zu einem erleb­nis­päd­ago­gi­schen Kom­pe­tenz­zen­trum umge­baut wur­de. Zum Abschluss erhal­ten die Radler:innen noch einen Ein­blick in ein Pro­jekt, das kurz vor dem Start­schuss steht: den Aus­tausch der Wär­me­tech­nik für einen dann CO2 frei­en Becken­be­trieb sowie den Ersatz­neu­bau beim WSV Nep­tun. Vor­sit­zen­der Horst Schu­bert und Schwimm­wart Jür­gen Bruhn berich­ten, wie es in weni­gen Wochen mit den Bau­ar­bei­ten los­ge­hen soll und dass die Fer­tig­stel­lung bereits für Herbst 2023 geplant ist. „Auch hier haben wir exklu­si­ve Ein­blicke bekom­men in Orte, wo man sonst nicht rein­kommt“, freut sich Clau­dia Popp und hat sich den näch­sten Ter­min für „Bam­berg on Tour“ schon notiert: Am Sonn­tag, 19. Juni, steht die drit­te Auf­la­ge 2022 an. Das Mot­to lau­tet dann „125 Jah­re ÖPNV“.

Info: Pro­jek­te in digi­ta­ler Karte

Wer sich einen Über­blick über einen Teil der Pro­jek­te ver­schaf­fen möch­te, die seit 1971 mit ins­ge­samt über 130 Mil­lio­nen Euro in der Stadt Bam­berg mit Städ­te­bau­för­der­mit­teln umge­setzt wur­den, kann dies im Inter­net auf der Sei­te www.stadt.bamberg.de/städtebaufördermaßnahmen tun. Auf der inter­ak­ti­ven Kar­te kön­nen sich Bürger:innen über abge­schlos­se­ne sowie noch aktu­el­le Städ­te­bau­för­der­maß­nah­men infor­mie­ren. Zu jedem Pro­jekt gibt es einen Steck­brief mit den wich­tig­sten Punkten.