Erfolg­rei­che Autoren von der Lebens­hil­fe Bam­berg: Schreib­Kunst-Pro­jekt „Her­aus mit den Sprachen!“

„Her­aus mit den Spra­chen“ – Das Buch zum inklu­si­ven Schreib­Kunst-Pro­jekt erscheint im Mai! Foto: Lebens­hil­fe Bamberg

„Her­aus mit den Spra­chen“ – Das Buch zum inklu­si­ven Schreib­Kunst-Pro­jekt erscheint im Mai 2022

Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein „Die Wort­fin­der e.V.“ för­dert die Lite­ra­tur und das Krea­ti­ve Schrei­ben von beson­de­ren Men­schen und Men­schen in beson­de­ren Lebens­la­gen. Unter ande­rem ver­an­stal­tet er seit 2011 jähr­lich einen Lite­ra­tur­wett­be­werb für Men­schen mit einer soge­nann­ten gei­sti­gen Behinderung.

Von 2019 bis 2021 führ­ten Die Wort­fin­der das inklu­si­ve Schreib­Kunst-Pro­jekt „Her­aus mit den Spra­chen!“ durch. Rund 700 Men­schen mit und ohne Behin­de­rung waren dar­an betei­ligt. Zeich­nun­gen und Male­rei­en von zehn Künstler*innen, wel­che selbst nicht schrei­ben und auch nur wenig spre­chen kön­nen, dien­ten als Anre­gung zum Schrei­ben von Tex­ten. Auf die ganz unter­schied­li­chen Bild­spra­chen haben sich Men­schen mit kogni­ti­ver Beein­träch­ti­gung, hoch­be­tag­te Men­schen, bekann­te Schriftsteller*innen (u.a. Jen­ny Erpen­beck, Vea Kai­ser, Peter Stamm und Ste­phan Thome), Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund sowie jun­ge und alte Men­schen, die Freu­de am Krea­ti­ven Schrei­ben haben, ein­ge­las­sen. Die Autor*innen sind zwi­schen acht und 94 Jah­re alt und kom­men aus mehr als 30 ver­schie­de­nen Herkunftsländern.

So ent­stand eine höchst anre­gen­de Mischung von Gedan­ken, Gedich­ten und Geschich­ten. Tex­te zum Lachen und Tex­te zum Wei­nen. Das Buch ist ein Kalei­do­skop sprach­li­cher Viel­falt. Die Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät der Tex­te erwei­tert den eige­nen Blick auf die rund 160 Male­rei­en und Zeich­nun­gen. Gleich beim ersten Bild, einer Schwarz-Weiß-Zeich­nung des mit Tri­so­mie 21 gebo­re­nen Schwei­zer Künst­lers Ben­ja­min Abgotts­pon, kann man stau­nen: Mal sind es Samen, dann Koch­löf­fel, dann wie­der Men­schen. Oder Woll­gras, viel­leicht. Das Bild „High­heel“ des taub­stum­men Künst­lers Karl Gin­de­le ent­lock­te den Autor*innen nicht nur ver­schie­den­ste Geschich­ten rund um Schu­he – Erin­ne­run­gen an die ersten hoch­hacki­gen Schu­he, einen Brief zur Retour­sen­dung der im Inter­net bestell­ten Schu­he, Gedan­ken zu den Braut­schu­hen der Lieb­sten – son­dern ver­wan­delt sich in ande­ren Text­bei­trä­gen in einen Vul­kan, ein Mäd­chen mit lan­gen roten Haa­ren oder eine Rutsch­bahn als Mög­lich­keit eines Zurück in unbe­schwer­te, noch nicht von Zeit­knapp­heit bestimm­te Kindheitstage.

Beim Betrach­ten und Lesen ist man fas­zi­niert, wird irri­tiert, ver­bleibt berührt. Das Buch „Her­aus mit den Spra­chen“ eröff­net neue Sicht­wei­sen auf Bil­der, auf Spra­che, auf Men­schen, auf die Welt und bie­tet einen krea­ti­ven Raum, in dem man expe­ri­men­tie­ren und sich spie­le­risch mit den eige­nen Wahr­neh­mungs­ge­wohn­hei­ten aus­ein­an­der­set­zen kann. Es stei­gert die Lust auf den Umgang mit Viel­falt, die Wert­schät­zung von Anders­ar­tig­keit und den Mut, dar­auf krea­tiv zu reagieren.

Auch die Schwarz-Weiß Foto­gra­fien, wel­che der Foto­graf Veit Met­te von den Künstler*innen gemacht hat, sind ein ästhe­ti­scher Genuss. Ein­lei­ten­de Wor­te von der Pro­jekt­lei­te­rin Sabi­ne Feld­wie­ser, der Schau­spie­le­rin Chri­sti­ne Urspruch und dem Lite­ra­tur­kri­ti­ker Vol­ker Wei­der­mann sowie zahl­rei­che ein­ge­streu­te Gedan­ken zu Kunst, Spra­che und Schrei­ben run­den das schön gestal­te­te Buch ab.

Das Buch (496 Sei­ten, Hard­co­ver) kann für 29,80 Euro (zzgl. Ver­sand) direkt bei „Die Wort­fin­der e.V.“ bestellt werden.

Mehr Infos unter: www​.die​wort​fin​der​.comdiewortfinder@t‑online.de