AWO Forch­heim berich­tet vom Pro­jekt Chancenpaten

AWO Forchheim Chancenpaten 2022
Chancenpate Gerhard und Brhane beim Smalltalk. Text + Fotos: Nadja Häring-Güntsch / AWO Forchheim

Weil der Weg gemein­sam leich­ter ist

Por­trait einer Forch­hei­mer Chancenpatenschaft

Ger­hard P. lächelt, wenn er über sei­ne Tref­fen mit Brha­ne G. spricht. Man spürt, wie wich­tig ihm der jun­ge Mann gewor­den ist. Seit 2019 sind sie nun ein Team. Ger­hard (78) als ehren­amt­li­cher Chan­cen­pa­te der AWO Forch­heim und Brha­ne (22) als sein Schütz­ling. Und auch wenn man es auf den ersten Blick nicht ver­mu­ten wür­de, ver­bin­det die Zwei viel.

Ger­hard kam 1958 als Spät­aus­sied­ler nach Deutsch­land. Auch für ihn war es ein lan­ger Pro­zess in Deutsch­land anzu­kom­men und Aner­ken­nung zu fin­den. Aber er hat­te Unter­stüt­zung durch Freun­de, für die er bis heu­te sehr dank­bar ist. Jetzt, sagt Ger­hard, möch­te er etwas zurück­ge­ben. Erst war er eini­ge Jah­re als Ent­wick­lungs­hel­fer in Indi­en und Mol­da­wi­en tätig, bevor er begann ehren­amt­lich in Forch­heim aktiv zu wer­den. Als gelern­ter Werk­zeug­ma­cher unter­stützt er nun geflüch­te­te jun­ge Men­schen wäh­rend ihrer hand­werk­li­chen Berufs­aus­bil­dung. Einer die­ser Men­schen ist Brhane.

AWO Forchheim Chancenpaten 2022

Ein­mal die Woche tref­fen sich Ger­hard und Brha­ne, wie­der­ho­len Schul­stoff und üben flei­ßig Volu­men­be­rech­nun­gen & Co. Foto: Nad­ja Här­ing-Güntsch / AWO Forchheim

Der Weg des jun­gen Man­nes zu Ger­hard war lang. Mit 16 Jah­ren ver­ließ er mit einem Freund aus Angst vor der Wehr­pflicht sein Hei­mat­land Eri­trea. Ein Jahr dau­er­te sei­ne Flucht. Sein Weg führ­te ihn zu Fuß nach Äthio­pi­en, mit dem Auto und Bus in den Sudan, wei­ter nach Liby­en und mit einem klei­nen Boot nach Ita­li­en. Sei­ne letz­te Sta­ti­on war Forch­heim, wo er nun seit 2017 lebt. Seit 2020 lernt Brha­ne jetzt den Beruf des Fahr­zeug­lackie­rers. Er ist mit Feu­er­ei­fer dabei, ist stolz, dass er in sei­nem Lehr­be­trieb in Pretz­feld schon rich­tig mit anpacken darf. Aber in der Berufs­schu­le ist es für Brha­ne nicht ein­fach. Neben den sprach­li­chen Bar­rie­ren, ist es vor allem der Fach­un­ter­richt, bei dem er Unter­stüt­zung braucht. Ein­mal die Woche tref­fen sich die Bei­den, wie­der­ho­len Schul­stoff und üben flei­ßig Volu­men­be­rech­nun­gen & Co. Und es trägt Früch­te. Brha­ne ist mitt­ler­wei­le ein guter Schü­ler und sagt sel­ber: „Ger­hard hilft mir sehr. Unse­re Tref­fen brin­gen mir nur Vor­tei­le.“ Und damit meint er nicht nur Mathe und Deutsch. Ger­hard ist mitt­ler­wei­le ein Freund gewor­den. Er fühlt mit Brha­ne, wenn der ihm in einem ihrer vie­len Gesprä­che gesteht, dass er ein­sam ist. Er macht ihm Mut, ani­miert ihn zu Kon­tak­ten und bringt ihm auch bei allen Tref­fen die deut­sche Kul­tur ein biss­chen näher.

Aber das alles ist kei­ne Ein­bahn­stra­ße. Auch Brha­ne erzählt. Über sein Leben in Eri­trea. Sei­ne Fami­lie, sei­ne 5 Geschwi­ster. Sei­ne Reli­gi­on. Wie man fei­ert in Eri­trea. Ger­hard hört gespannt zu. Für ihn sind alle Schütz­lin­ge, die er betreut, indi­vi­du­el­le und span­nen­de Cha­rak­te­re. Er freut sich, dass er ihnen hel­fen kann, in unse­rer Gesell­schaft Fuß zu fas­sen. All das hilft Vor­ur­tei­le abzu­bau­en und zusam­men­zu­wach­sen. Aber der Weg ist noch weit, meint Ger­hard. Und es kann nur funk­tio­nie­ren, wenn man die­sen Weg gemein­sam geht. Dabei zählt jeder Ein­zel­ne. Ob jung oder alt. „Ich möch­te noch gebraucht wer­den!“ sagt Ger­hard, „Ich habe so viel zu geben und genau das kann ich hier tun“.

Die AWO Forch­heim freut sich über jede*n neu­en Interessenten*in, der im Rah­men des Pro­jekts Chan­cen­pa­ten ehren­amt­lich Men­schen unter­stüt­zen möch­te. Jeder wird gebraucht und ist herz­lich Will­kom­men – ob Schüler*in, Student*in, Berufstätige*r, Hausfrau*mann oder Rentner‘in. Auch für eini­ge Grundschüler*innen sind wir momen­tan auf der Suche nach Paten, die unter­stüt­zen kön­nen. Mel­den Sie sich ger­ne bei der AWO Forch­heim unter der Tele­fon­num­mer 09191/3405949 oder mobil unter 0176/45558403. Sie errei­chen uns auch unter der E‑Mail Adres­se nadja.​haering-​guentsch@​awo-​forchheim.​de. Wei­te­re Infos zu de, Pro­jekt „Chan­cen­pa­ten“ fin­den Sie auch auf unse­rer Home­page unter www​.awo​-forch​heim​.de/​i​n​t​e​g​r​a​t​i​o​n​-​b​e​r​a​t​u​n​g​-​e​h​r​e​n​a​m​t​/​c​h​a​n​c​e​n​p​a​ten.

Klei­ner Tipp: Besu­chen Sie doch mal das Mon­tags­ca­fé! Jeden Mon­tag in der Zeit von 15–18 Uhr tref­fen sich Bür­ger aus Stadt- und Land­kreis sowie Asyl­su­chen­de in den Räu­men des städ­ti­schen Jugend­hau­ses in der Kasern­str. 7 in Forch­heim. Hier kann man sich bei Kaf­fee und Kuchen ken­ner­ler­nen und Erfah­run­gen austauschen.