In Seul­bitz tut sich was

Direkt neben der Lohen­grin Ther­me wird nicht nur die DRV-Kli­nik, son­dern auch ein Vier-Ster­ne-Supe­ri­or-Hotel gebaut wer­den. Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger spricht von einem lang ersehn­ten Mei­len­stein der Stadt­ent­wick­lung. Geplant ist eine enge Zusam­men­ar­beit zwi­schen Hotel und Ther­me. Die Stadt­wer­ke Bay­reuth pla­nen, letz­te­re deut­lich attrak­ti­ver zu gestalten.

Wer Luft­bil­der des Are­als rund um die Ther­me ansieht, sieht deut­lich die Erschlie­ßungs­stra­ße im Nor­den. „Schon damals hat die Stadt vor­aus­schau­end geplant und Grund­stücke erschlos­sen, damit sich das Umfeld der Lohen­grin Ther­me ent­wickeln kann“, erklärt Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger. Ein Hotel sei von vorn­her­ein der erklär­te Wunsch der Stadt Bay­reuth gewe­sen – so ist es auch im Flä­chen­nut­zungs­plan fest­ge­hal­ten. „Es gab zwar immer wie­der Gesprä­che, etwas Kon­kre­tes hat sich aber nie erge­ben. Dann haben die Stadt­wer­ke vor Jah­ren ein Inter­es­sen­be­kun­dungs­ver­fah­ren initi­iert, das die Auf­merk­sam­keit der Hotel­bran­che stär­ker auf Bay­reuth und das Ther­men­um­feld gelenkt hat.“ Inzwi­schen hat die Ent­wick­lung des Ther­men­um­felds Fahrt auf­ge­nom­men: Die Deut­sche Ren­ten­ver­si­che­rung wird ihren Stand­ort nach Seul­bitz ver­la­gern und dort neu bau­en. Und auch das lang erhoff­te Hotel nimmt kon­kre­te For­men an. Eine öster­rei­chi­sche Inve­sto­ren­grup­pe, die bereits im säch­si­schen Bad Elster direkt neben dem dor­ti­gen Staats­bad erfolg­reich ein Hotel betreibt, möch­te neben der Lohen­grin Ther­me ein Hotel bau­en. „Über eine rei­ne Absichts­er­klä­rung sind wir längst hin­aus“, sagt Ebers­ber­ger. „Die not­wen­di­gen Unter­neh­men wur­den sei­tens der Inve­sto­ren bereits gegrün­det und die Ver­trags­ver­hand­lun­gen zum Grund­stücks­ver­kauf laufen.“

Ebers­ber­ger freut sich über die Ent­wick­lung: „Mit dem Bau der DRV-Kli­nik und dem geplan­ten Hotel neben der Ther­me mar­kie­ren wir einen bedeu­ten­den Mei­len­stein in der Ent­wick­lung unse­rer Stadt. Jetzt tut sich was in Seul­bitz, wovon die gan­ze Stadt als Gesundheits‑, Wirt­schafts- und Tou­ris­mus­stand­ort pro­fi­tiert. Mit der DRV-Kli­nik wer­den Arbeits­plät­ze in Bay­reuth erhal­ten, durch das Hotel kom­men sogar neue hin­zu. Und das Hotel erschließt durch sei­nen Vier-Ster­ne-Supe­ri­or-Stan­dard neue Kun­den für Bay­reuth.“ Beson­ders freue ihn, dass die Lohen­grin Ther­me von die­ser Ent­wick­lung pro­fi­tie­ren wer­de. „Sowohl die Kli­nik als auch das Hotel wer­den der Ther­me zusätz­li­che Gäste bescheren.“

Dass sich nicht jeder in Seul­bitz über die bevor­ste­hen­den Pro­jek­te freut, weiß Ober­bür­ger­mei­ster Ebers­ber­ger. „In Tei­len habe ich auch Ver­ständ­nis dafür. Da geht es um den Aus­blick und um die Sor­ge, dass die Ver­kehrs­be­la­stung steigt.“ Die Auf­ga­be von Stadt­ver­wal­tung und Stadt­rat sei es, die Vor­be­hal­te zu prü­fen und den für ganz Bay­reuth besten Weg zu fin­den. „Genau das tut die Ver­wal­tung: Wir haben Gut­ach­ten anfer­ti­gen las­sen und den Betei­lig­ten pla­nungs­recht­li­che Gren­zen gesetzt. Bei­spiels­wei­se zeigt das Ver­kehrs­gut­ach­ten, dass die Stra­ße nach Seul­bitz und das Nadel­öhr Ere­mi­ten­hof, den zusätz­lich zu erwar­ten­den Ver­kehr stem­men kann. Die Emp­feh­lun­gen, wie der Ver­kehr im Bereich Ere­mi­ten­hof, beru­higt wer­den kann, haben wir bereits umge­setzt.“ Den Flä­chen­ver­brauch redu­zie­re man, indem das Hotel nicht in die Brei­te, son­dern in die Höhe gebaut wer­de. „Das Hotel wird also in etwa so hoch wie das Ärz­te­haus in direk­ter Nach­bar­schaft. Da von Rie­sen­ho­tel zu spre­chen, hal­te ich für übertrieben.“

Den Vor­wurf, dass die Pro­jek­te rund um die Ther­me heim­lich, still und lei­se durch­ge­boxt wer­den, will er aber nicht gel­ten las­sen. „Dass wir das Umfeld der Ther­me ent­wickeln wol­len, war schon beim Bau der Lohen­grin Ther­me bekannt – auch den direk­ten Anwoh­nern. Das zuge­hö­ri­ge Bau­leit­ver­fah­ren gibt es schon seit 20 Jah­ren. Und die­ses Ver­fah­ren läuft nach klar defi­nier­ten Regeln, die auch die Ein­be­zie­hung der Öffent­lich­keit vor­schrei­ben. Und selbst­ver­ständ­lich haben der Bau­aus­schuss und in letz­ter Instanz der Stadt­rat über die Fort­schrei­bung des Bau­leit­ver­fah­rens in öffent­li­chen Sit­zun­gen ent­schie­den, über die die Medi­en stän­dig berich­tet haben. Damals, wie auch Anfang die­ses Jah­res, als der Flä­chen­nut­zungs­plan an die aktu­el­len Pla­nun­gen ange­passt wur­de.“ Ihm sei es wich­tig, dass alle Fak­ten auf dem Tisch lie­gen und dass man die Chan­cen für Bay­reuth sieht, die sich erge­ben. „Wir kön­nen die DRV-Kli­nik in Bay­reuth erhal­ten und wir bekom­men ein außer­ge­wöhn­li­ches Hotel, das nicht nur der Ther­me hel­fen wird, son­dern einen ganz neu­en tou­ri­sti­schen Sek­tor erschließt.“

Bert­ram May­er freut sich auf Bay­reuth. Er ist Geschäfts­füh­rer der Lohen­grin Hotel Errich­tungs GmbH. „Bay­reuth ist unse­rer Ansicht nach eine fan­ta­sti­sche Stadt in einer attrak­ti­ven Regi­on. Hin­zu kommt: Mit den Fest­spie­len fin­det hier jedes Jahr ein Opern­ereig­nis von Welt­rang statt. Und auch das direk­te Umfeld unse­res geplan­ten Stand­or­tes ist span­nend: Der Golf­platz und natür­lich die DRV-Kli­nik in unmit­tel­ba­rer Nähe erach­ten wir als gewinn­brin­gend. Bay­reuth ist als Stand­ort für ein Vier-Ster­ne-Supe­ri­or-Hotel wie gemacht – wir bedie­nen damit ein Seg­ment, das es bis­lang in der Stadt noch nicht gibt.“ Zug­pferd soll aber die Zusam­men­ar­beit mit der Lohen­grin Ther­me wer­den. „Wir wol­len Hotel und Ther­me unter einer gemein­sa­men Dach­mar­ke deutsch­land­weit ver­mark­ten. Davon pro­fi­tie­ren bei­de Sei­ten: Wir, weil wir zusätz­li­che Gäste anlocken kön­nen und die Ther­me, die zusätz­li­che Bade­gä­ste gene­riert.“ Bestens bekannt ist den Inve­sto­ren die­se Sym­bio­se bereits aus Bad Elster, wo sie neben dem König Albert Bad das Hotel König Albert Bad Elster betrei­ben. „Das Kon­zept funk­tio­niert. Trotz der Pan­de­mie haben wir dort eine über­durch­schnitt­li­che Aus­la­stung“, erklärt Mayer.

Ähn­li­ches ver­spricht er sich von Bay­reuth, wo die Inve­sto­ren­grup­pe direkt neben der Lohen­grin Ther­me ein vier­stöcki­ges Hotel mit ins­ge­samt 125 Zim­mern bau­en möch­te – es sol­len rund 70 Arbeits­plät­ze ent­ste­hen. Ergänzt wer­den soll das Hotel von ins­ge­samt 27 SPA-Vil­len, die auf dem Grund­stück west­lich der Ther­me erbaut wer­den sol­len. „SPA-Vil­len und Hotel haben nichts von Funk­ti­ons­bau­ten, son­dern sie wer­den lie­be­voll von einem Archi­tek­tur­bü­ro gestal­tet.“ May­er sagt, er sei davon über­zeugt, die ersten Ent­wür­fe sei­en „nicht mono­li­thisch, son­dern fürs Auge gera­de­zu leicht“. Das rela­ti­vie­re auch die Bau­hö­he, die sich auf dem Niveau des angren­zen­den Ärz­te­hau­ses befin­det. „Wir neh­men mit unse­rer Archi­tek­tur die For­men­spra­che des Ent­wurfs der DRV-Kli­nik auf, inso­fern wird rund um die Lohen­grin Ther­me ein optisch anspre­chen­des Ensem­ble entstehen.“

Um das alles in die Tat umzu­set­zen, braucht es eini­ges an Geld. Bert­ram May­er rech­net mit einer Inve­sti­ti­ons­sum­me von 27 Mil­lio­nen Euro. „Wobei wir klar sagen müs­sen, dass wir ange­sichts der explo­die­ren­den Bau­prei­se unse­re Kal­ku­la­ti­on nach­schär­fen müs­sen. Das muss eben­so gesche­hen, wie die Detail­pla­nung und natür­lich die Geneh­mi­gung sei­tens der Stadt für unser Pro­jekt.“ Er geht davon aus, dass die­se Mei­len­stei­ne noch in die­sem Jahr erreicht wer­den und mit dem Bau im Jahr 2023 begon­nen wer­den kann. „Wir haben hier in Bay­reuth viel Fahrt auf­ge­nom­men, die wir auch in der Bau­pha­se auf­recht­erhal­ten wol­len. Unser Ziel ist daher durch­aus ambi­tio­niert: Wir wol­len unser Hotel in zwei bis drei Jah­ren öffnen.“

Ange­sichts der Dis­kus­sio­nen um den Hotel­neu­bau liegt den Inve­sto­ren viel an einem offe­nen Dia­log mit den Anwoh­nern. „Eine gute Nach­bar­schaft liegt uns am Her­zen“, betont May­er. „Klar ist, dass die Bau­pha­se Schmutz und Lärm ver­ur­sacht. Das lässt sich nicht gänz­lich ver­mei­den, aber doch aktiv ver­rin­gern.“ Er bie­te, auch im Namen der Stadt­wer­ke, daher bereits heu­te regel­mä­ßi­ge Tref­fen an, um die­se The­men zu bespre­chen. „Und nicht zuletzt im Rah­men unse­rer Pre­ope­ning-Pha­se sind natür­lich auch die Anwoh­ner herz­lich ein­ge­la­den, sich unser Hotel anzu­se­hen. Sobald es dann geöff­net hat, sind natür­lich auch die Seul­bit­ze­rin­nen und Seul­bit­zer herz­lich ein­ge­la­den, einen schö­nen Abend in unse­rem Restau­rant oder in unse­rer Bar zu verbringen.“

Von der Ansied­lung des Hotels und der DRV-Kli­nik wird auch die Lohen­grin Ther­me pro­fi­tie­ren, ist sich Jür­gen Bay­er, Geschäfts­füh­rer der Stadt­wer­ke Bay­reuth, sicher. „Wir erwar­ten ein deut­li­ches Plus bei den Besu­cher­zah­len. Dass das durch­aus rea­li­stisch ist, zei­gen zahl­rei­che Koope­ra­tio­nen zwi­schen Ther­men und Hotels in ganz Deutsch­land.“ Um eine grö­ße­re Kun­den­grup­pe zu errei­chen, wer­de man Ther­me und Hotel unter einer gemein­sa­men Dach­mar­ke künf­tig deutsch­land­weit ver­mark­ten. „Als Ther­men­be­trei­ber wis­sen wir, dass unse­re Bade­gä­ste bereit sind, in etwa eine Stun­de Auto­fahrt für den Besuch bei uns in Kauf zu neh­men. Das ist klar, weil nie­mand eigens aus Ham­burg anrei­sen wird“, sagt Bay­er. Anders sehe es mit einem hoch­wer­ti­gen Hotel als Part­ner aus. „Dann wird Bay­reuth, die Regi­on und auch unse­re Ther­me zum Urlaubs­ziel, das eine deut­lich län­ge­re Anrei­se recht­fer­tigt.“ Damit die Hotel­gä­ste mög­lichst bequem in die Ther­me und zurück­kom­men, wird ein Bade­man­tel­gang in Form einer gla­sum­man­tel­ten Brücke bei­de Gebäu­de mit­ein­an­der verbinden.

Den Stadt­wer­ken sei aber klar, dass die Ther­me ein neu­es Erschei­nungs­bild braucht. „Die Lohen­grin Ther­me ist zwar in einem sehr guten Zustand, wenn man die Sub­stanz und die Gebäu­de- sowie die Schwimm­bad­t­ech­nik betrach­tet, optisch ist sie aller­dings in die Jah­re gekom­men“, erklärt der Stadt­wer­ke-Chef. „Bei der Auf­ent­halts­qua­li­tät müs­sen wir eine Schip­pe drauf­le­gen.“ Die Stadt­wer­ke sei­en bereits mit meh­re­ren Fach­pla­nern im Aus­tausch. Im Fokus ste­hen die Erwei­te­rung des Sau­na­be­reichs, die Über­ar­bei­tung der Design­spra­che der Ther­men­welt und die Erwei­te­rung des gastro­no­mi­schen Angebots.

Wie viel die Frisch­zel­len­kur für die Lohen­grin Ther­me kosten wird, ist noch nicht klar. „Wir befin­den uns noch nicht in der Detail­pla­nung, wobei schon heu­te klar ist, dass sich die Inve­sti­tio­nen im Mil­lio­nen­be­reich wie­der­fin­den wer­den“, erklärt Bay­er. Die Inve­sti­ti­on wird von der Besitz­ge­sell­schaft, der Bay­reu­ther Ther­mal­bad GmbH, getä­tigt wer­den – teil­wei­se durch Eigen­mit­tel und zum ande­ren Teil durch Fremd­ka­pi­tal. Geht es nach den Stadt­wer­ken, ist aber bereits heu­te eines klar: Es ist Dampf auf dem Kes­sel, denn die bau­li­chen Ver­än­de­run­gen in der Ther­me müs­sen abge­schlos­sen sein, wenn das Hotel öff­net. „Es wäre sowohl für die Hotel­gä­ste als auch für unse­re Bade­gä­ste dra­ma­tisch, wenn wir die Bau­stel­len nicht syn­chro­ni­sie­ren. Die­se Auf­ga­be müs­sen wir lösen – es gibt in den kom­men­den Jah­ren also genug zu tun, um gemein­sam mit dem Hotel und der DRV-Kli­nik in eine erfolg­rei­che Zukunft star­ten zu können.“